Archiv für den Monat November 2020

Mit Hilfsmitteln auf wenig Platz rangieren

Die Überschrift ist etwas sperrig. Aber seitdem ich den ultimativen „Um-die-Ecke-fahr-Move“ raushabe, feile ich gedanklich an der Überschrift…

Es geht um folgendes:

Die wenigsten Wohnungen sind rollstuhlgerecht und so läuft es wie so oft auf ein „passend machen“ hinaus. Ich beschrieb ja bereits wie wir zum einen Hilfsmittel präparieren um die Wände zu schützen bzw. wie die Wände an sich geschützt werden.

Ein paar weitere Kniffe gibt es für enge Wohnverhältnisse:

1. So haben wir für den Transfer in die Badewanne einen Deckenlifter. Die Krankenkasse erkannte, nachdem wir den Wohnungsgrundriss dem Antrag beilegten, die Notwendigkeit an. Manchmal ist ein Widerspruch notwendig aber manchmal geht eben nur ein Deckenlifter und dann ist es so.

Bleibt trotzdem die Frage, wie Judith mit dem Therapiestuhl durch die enge Badezimmertür passt… Mit den Jahren werden die Hilfsmittel breiter und zuletzt war das Problem, dass sich die Lenkrollen des Stuhls beim wieder-zurück-fahren einmal drehen. An sich kein Problem, in dem Nadelöhr an der engen Badtür aber schon…

2. Die Lösung: was an diesem Rad aussieht wie eine Bremse ist ein „Richtungsfeststeller“: heruntergedrückt arretiert das Rad in seiner Position und dreht sich nicht mehr wenn die Richtung gewechselt wird.

3. Insgesamt ist der Therapiestuhl ziemlich sperrig und tatsächlich können wir ihn besser lenken, wenn er gezogen wird. Das sieht auf den ersten Blick befremdlich aus wenn wir rückwärts durch die Wohnung laufen aber hey: der Zweck heiligt die Mittel!

4. Nun komme ich zum letzten Punkt, dem „um-die-Ecke-fahr-Move“. So simpel, so genial. Dieser Kniff erleichtert einem total das Rangieren unter erschwerten Bedingungen an engen Stellen. Die Herausforderung ist, das Hilfsmittel ohne Sicht (weil man z. B. aufgrund der Größe des Hilfsmittels gar nicht alles überblicken kann) so galant durch die Engstelle zu manövrieren, dass Wand und Hilfsmittel heile bleiben. Mein Zusatz-Quest ist noch, dass Judiths Füße nirgendwo hängen bleiben, denn sie lässt sie gerne an der Seite rausbaumeln und so habe ich ihr schon so manches Mal halb den Fuß verdreht 🙄), also kurz gesagt: heil um die Kurve kommen. Und das geht so:

Man konzentriert sich auf das hintere Rad und auf das, in dessen Richtung es geht. Also: Will man links um die Kurve fahren also auf das hintere linke, will man nach rechts, auf das hintere rechte. Man fährt mit diesem Rad so eng wie möglich an die zu umschiffende Ecke und wenn es genau mittig an der Ecke steht (auf dem Foto also in etwa 5 cm), lenkt man, im Zweifelsfall tatsächlich 90 Grad, voll um die Kurve. Klingt etwas kompliziert aber ich verspreche Euch: damit nutzt Ihr enge Kurven optimalst.