Archiv für den Monat Oktober 2023

Beschäftigungsangebot „sortieren“

Dieses Beschäftigungsangebot ist für eine Person mit fortschreitendem kognitiven Abbau konzipiert. Ebenso wäre es auch ein Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Lernschwierigkeiten (einer früher als „geistige Behinderung“ bezeichneten Eigenschaft), für ältere Menschen mit Demenz oder für Kinder im Kindergartenalter.
In diesem konkreten Fall wurde beobachtet, dass es der erwachsenen Person zunehmend schwer fällt, eine Beschäftigung aus eigenem Antrieb aufzunehmen. Suchend streifen die Augen und Hände durch den Raum, es wird viel angefasst, aber wenn sich nicht gleich der Sinn erschließt, wird von dem Gegenstand wieder abgelassen. Die Konzentrationsspannen werden kürzer, früher gern gewählte Beschäftigungen wie z. B. lesen sind nicht mehr möglich. Es braucht daher Beschäftigungsangebote, die sich unmittelbar erschliessen und bei denen gleich losgelegt werden kann. Die Sensitivität in den Fingern ist leicht eingeschränkt, das Beschäftigungsmaterial darf also nicht zu filligran sein. Die Person hat einen ausgeprägten Ordnungssinn: fällt etwas herunter wird es aufgehoben, offene Dosen werden wieder geschlossen, Küchenpapiertücher werden ordentlich zusammen gelegt, Besteck oder ein Stapel CDs wird gerade gerückt, Bücher im Regal neu angeordnet, …

Bei einer Probe aufs Exempel bot ich ein Lego-Dots-Set an: der unsortierte Haufen mit Steinchen wurde fein säuberlich auf die Platte gelegt (andrücken war zu schwer, aber legen ging trotz motorischer Einschränkungen super!). Daraus entwickelte sich die Idee, dieser Person ein Sortiersystem in Form eines Steckbrettes oder sortieren nach Farben anzubieten. Anforderungen die die Person an das Material stellt, sind: gut zu greifen, gleichförmig, hoher Aufforderungscharakter, keine Ablenkung,…:

Bildbeschreibung: ein leeres Holzsteckbrett, daneben eine flache Dose mit über 100 verschiedenfarbigen Holzzylindern, darunter Silikon-Muffinförmchen, Anleitungskarten in Din A 5

Grundlage ist das „Holz-Steckspiel“ der Firma Hess, ergänzend dazu gibt es verschiedenfarbige Silikon-Formen sowie Anleitungskarten für An- und Zugehörige. Aber der Reihe nach.

Damit es für die Angehörige gut im Alltag zu händeln ist, ist alles kompakt in einer Holzkiste verstaut. Im Deckel der Holzkiste kleben Anleitungen worauf zu achten ist, um das Angebot gut machen zu können:

Bildbeschreibung: flache Holzkiste, darin die oben aufgeführten Utensilien

Weiterhin gibt es eine Anleitung, wie das Angebot variiert werden kann.

Für eine konkrete vorbereitete Umgebung gibt es Inspirations-Karten, um der schwankenden Tagesverfassung gerecht zu werden, in verschiedene Schwierigkeitsstufen unterteilt. Sprich, anhand eines Piktogramms auf jeder Karte erkennt man auf einen Blick ob die gestellte Aufgabe einfach, mittel oder schwer ist. Um es Menschen, die die Umgebung vorbereiten leichter zu machen eine Aufgabe wieder zu finden, sind die Beschreibungen auf verschiedenst gemusterte Karten geklebt.

Bildbeschreibung: vier Aufgabenkarten, oben rechts ein Piktogramm „Level 1“. Auf den Karten sind Fotos bzw. Illustrationen mit sehr einfachen Aufgabenstellungen, z. B. 5 farbige Hölzer in das gleichfarbige Förmchen legen
Bildbeschreibung: 7 Din A 5 – Karten mit mittlerer Schwierigkeitsstufe, z. B. 10 Hölzer oder mehrere Farben ins Steckbrett stecken. Zur schnelleren Wiedererkennung ist jedes Beschäftigungsangebot auf eine anders gemusterte Karte geklebt
Bildbeschreibung: Karten mit Beschäftigungsangeboten „Level 3“, z. B. viele Farben, Farben, die sich nicht zuordnen lassen,…

Die Beschäftigungsangebote entsprechen dem Wunsch nach Ordnung; egal welche Herausforderungssituation vorbereitet wird- es geht immer ums sortieren und ordnen. Die Aufforderung aktiv zu werden ergibt sich für die Person schon aus der Tatsache, dass z. B. die Hölzer neben dem Gefäß liegen. Oder dass erst ein Holz ins Steckbrett gesteckt ist und die anderen noch nicht. Es gibt aber keine Vorschrift, was mit den Hölzern gemacht werden soll, das einzige Ziel ist eine als sinnstiftend erlebte Beschäftigung!

Nochmal: es geht nicht darum, dass alles „gut“ oder „richtig“ gemacht wird, es geht darum, eine Beschäftigung zu finden und nach eigenem Anforderungsprofil etwas so zu ordnen, wie es für die Person als passend empfunden wird. Das mag unser Perfektionismusbestreben manchmal jucken… Es geht jedoch um die Perspektive der sich beschäftigenden Person, nicht um unsere. Und wenn es für die Person so passt, dann ist das gut so!

Um zu variieren gibt es auf den Karten Anregungen, wie die Situation abgewandelt werden kann.

Wer diese Spielidee übernehmen möchte, kann gerne die Fotos und die Vordrucke für die Aufgabenkarten runterladen (Rechtsklick, Bild speichern) und sich so sein eigenes Spiel zusammenstellen:

Bildbeschreibung: ein Steckbrett, darin ein grünes Holz, darüber stehen fein säuberlich aufgereiht 5 grüne Hölzer, Level 1
Bildbeschreibung: ein Steckbrett mit einem roten Holzstecker, darüber stehen 10 weitere rote Hölzer, Level 1
Bildbeschreibung: eine blaue Muffinform, darüber 5 blaue Hölzer, Level 1
Bildbeschreibung: eine rote Muffinform, darüber stehen 10 rote Hölzer, Level 2
Bildbeschreibung: eine blaue und eine gelbe Muffinform, darüber 5 gelbe Hölzer, Level 2
Bildbeschreibung: ein Steckbrett, darin untereinander ein blaues, gelbes und orangenes Holz, darüber stehen je 5 blaue, gelbe und orangene Hölzer wild durcheinander, Level 2 (könnte auch gut Level 3 sein!)
Bildbeschreibung: eine orangene und eine gelbe Form, darüber stehen je 5 orangene und fünf gelbe Hölzer
Bildbeschreibung: eine grüne umgedrehte (!) Muffinform, um etwas reinzulegen, muss sie erst gewendet werden. Darüber 5 grüne Hölzer, Level 2
Bildbeschreibung: ein leeres Steckbrett, darüber je 4 Hölzer in allen Farben, sie stehen eng durcheinander, Level 3
Bildbeschreibung: eine orangene, blaue und gelbe Form, darüber durcheinander stehend je 5 gelbe und orangene Hölzer, Level 3
Bildbeschreibung: eine grüne, blaue und gelbe Muffinform, darüber je 4 Hölzer dieser Farben, eng und durcheinanderstehend, Level 3
Bildbeschreibung: rechts ein leeres Steckbrett, links eine Dose mit sehr vielen verschiedenfarbigen Hölzern die wild durcheinander liegen, Level 3 (sehr schwer!)

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Sauerstoffmenge am Tank ablesen

Ok, ich muss etwas ausholen:

Nicht nur in der Klinik kann Sauerstoff verabreicht werden, auch zu Hause ist das möglich. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten:

1. Sauerstoffflasche. Das ist sicher die bekannteste Variante. In der Flasche ist gepresster Sauerstoff, man schraubt einen Druckminderer an und kann so den Sauerstoff dosiert abgeben. Das ist sinnvoll, wenn nur akut Sauerstoff gegeben werden muss, also über kurze Zeiträume.

Bildbeschreibung: eine kleine Sauerstoffflasche liegt auf dem Boden

2. Sauerstoffgabe über einen Sauerstoff-Konzentrator. Das ist eine Maschine, die Raumluft zieht und diese mechanisch verdichtet und dann als konzentrierten Sauerstoff abgibt. Ein Konzentrator funktioniert mit Strom und ist recht laut. Hier schrieb ich schon mal darüber. Die Dosierung ist recht ungenau und man braucht immer eine Steckdose.

3. Sauerstoffgabe über einen Flüssigsauerstofftank (tolles Wort für Galgenmännchen btw!). Dieser ist vom Strom unabhängig, für unterwegs kann ein handlicherer „Stroller“ befüllt werden. Vielleicht habt Ihr schon mal auf der Autobahn einen Transporter gesehen auf dem hinten „Sauerstoff“ und diverse Warnhinweise stehen. In diesen Autos ist ein noch größerer Tank. Alle 2-4 Wochen kommt der Sauerstoffmann zu uns und füllt mit seinem großen Tank unseren „kleinen“ wieder auf.

So sieht ein Tank aus:

Bildbeschreibung: eine runde Tonne, unten ist ein Fahrgestell dran. Die Tonne ist im unteren Bereich aus Edelstahl, im oben Bereich kunststoffverkleidet. Sie ist oben flach, eingelassen sind einige Anzeigen und Bedienmöglichkeiten.

Und nun zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte 😅:

An dem Tank gibt es einen Regler. Mit dem kann man einstellen, wie viel Sauerstoff gegeben werden soll. Wir drehen oft nach Gefühl auf, schauen ob es passt und regulieren nach oben oder unten. Dabei interessiert uns die Zahl eher weniger sondern wichtig ist, dass der Monitor aufhört zu piepen und dass es Judith gut geht.

Sind längere Sauerstoffgaben notwendig ist es doch dann mal interessant zu wissen, „wie viel eigentlich läuft“. Nun ist es so, dass man sich, um das wirklich zu sehen, einmal senkrecht über die Tonne beugen muss um eine kleine Zahl ablesen zu können. Nun ja, das wurde sicher mal von einem schlauen Mensch an irgendeinem schicken Schreibtisch entworfen, praxistauglich ist es definitiv nicht 🤷‍♀️🙈.

Ist man sehr vertraut mit dem Tank, hat man es im Gefühl, aber jede Einstellung habe ich noch nicht verinnerlicht, außerdem ist unklar, welches Ende des Reglers gemeint ist. Damit wir die Menge nun auch von etwas weiter weg ablesen können, habe ich die Zahlen aussen und das Ende des Reglers noch mal mit Klebeband markiert:

Bildbeschreibung: der Flüssigsauerstofftank von schräg oben. Man sieht zum einen die Ablesemöglichkeit für die Füllmenge, dahinter ist der rote runde Regler mit dem die Sauerstoffmenge eingestellt werden kann. Rings um den Regler sind gelbe Klebemarkierungen mit Zahlen drauf. Der Regler selber ist ein Steg, der durch die Mitte geht. An einer Seite ist er mit gelbem Klebeband markiert

Hier seht Ihr den Regler noch mal von oben und Ihr seht auch, wie klein die Zahlen sind. Sie sind in der Vertiefung mehr oder weniger „versteckt“ 🥴:

Bildbeschreibung: rotes rundes Drehelement in einer Vertiefung. Der Regler hat eine kleine Aussparung, an der man die Zahl ablesen kann. Oben sind die Zahlen noch mal groß aufs Klebeband geschrieben

Uns hilft diese Markierung sehr, schneller zu erkennen, wie viel Sauerstoff wir eigentlich aufgedreht haben: die gelbe Markierung auf dem Regler zeigt es jetzt an.

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#HilfsmittelratenImAdvent

Bildbeschreibung: Vier Fotos verschiedener Dinge aus dem Pflegealltag: verschieden große Schuhe, ein Ding mit einer Klappe, ein rotes irgendwas und etwas rundes mit einer Skala… mysteriös, mysteriös!

Save the date!

Vom 1.-24.12. wird es hier auf diesem Blog ein tägliches Rätsel mit der Chance auf Gewinne geben. Alles was Ihr zum mitmachen braucht ist ein WordPress-Account, so dass Ihr unter den jeweiligen Beiträgen kommentieren könnt. Noch nicht mal Vorwissen ist nötig, denn rumraten kann schließlich jeder und auch rege Teilnahme wird belohnt.

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Rezeptsammlung ketogenes Mittagessen

Mittags wurde warm gekocht bzw. das zuvor eingefrorene aufgewärmt. Beachtet, dass im Rezept das Netto-Gewicht angegeben ist, das bedeutet: Ihr müsst mehr Gemüse kochen als angegeben. Während des kochens fällt manches Gemüse etwas in sich zusammen und es bleibt weniger Gewicht übrig. Andererseits kann es passieren, dass das aufgenommene Wasser dazu kommt… Mein Tipp: vormittags kochen und sich selber aus den Resten ein Mittagessen zaubern 😉
Spinat z.B. wurde nur aufgetaut und erst beim (langen) auftauen im Kochtopf nachgekocht, auch Konjak-Nudeln werden erst frisch dazu zubereitet. Es ist alles etwas tricky aber wenn man sich einmal reingefuchst hat, weiß man, welches Gericht wie zubereitet wird.

Ich stelle Euch die Rezepte hier gerne zur Verfügung, bitte aber um eine Schutzgebühr, wenn Ihr mit den Rezepten arbeitet oder sie weiter verbreitet. Vielen Dank!

Rezeptsammlung ketogene Frühstücksideen 3:1

Zum Frühstück gab es meist Keyo-Pudding. Manchmal gab es auch frisch zubereitete Mahlzeiten. Das Frühstück hatte ein Verhältnis Fett:Eiweiss 3:1.

Ich stelle Euch die Rezepte hier gerne zur Verfügung, bitte aber um eine Schutzgebühr, wenn Ihr mit den Rezepten arbeitet oder sie weiter verbreitet. Vielen Dank!

Rezeptsammlung kalte ketogene Rezepte 4:1

In dieser Rezeptsammlung findet Ihr Rezepte für kalte Rezepte am Abend, im Sommer oder fürs Kaffeetrinken. Ideal auch zum mitnehmen, da sie ohne aufzuwärmen gegessen werden können. Möglich ist auch, sie in wiederbefüllbare bunte Quetschbeutel zu füllen, denn das Auge isst ja auch mit!


Ich stelle Euch die Rezepte hier gerne zur Verfügung, bitte aber um eine Schutzgebühr, wenn Ihr mit den Rezepten arbeitet oder sie weiter verbreitet. Vielen Dank!

unterwegs mit ketogener Diät

Ok, dass es etwas aufwändig und tricky ist mit der klassischen ketogenen Diät erwähnte ich ja bereits.
Spoiler: unterwegs zu sein mit ketogener Diät erfordert ebenso etwas mehr Vorplanung und Logistik. Die Uniklinik hätte bei geplanten Aufenthalten eigens Mahlzeiten zubereitet, bei ungeplanten Aufenthalten musste ich es für die ersten Tage immer mitbringen. Um die Routine beizubehalten habe ich es in der Regel vorgezogen, eingefrorene Mahlzeiten jeweils mitzubringen. In der Epilepsieklinik kochen die Eltern selbst.
Auch in die Schule brachte Judith ihr eigenes Essen in einer Kühltasche mit.
Im Kinderhospiz hingegen gab es den Luxus, dass sie für Judith gekocht haben 🙂

Unterwegs kann man sich behelfen:

  • Für Reisen schafften wir uns eine Auto-Kühlbox, die auch an eine Steckdose gesteckt werden kann, an. Für 3-4 Tage konnten wir so das vorbereitete Essen mitnehmen (und dann in der Hotel-Minibar deponieren).
  • Aus Avocado und einem Ei kann man ein ketogenes Frühstück basteln, das hat sogar am Hotelbuffet funktioniert
  • Es gibt einige bilanzierte Fertigprodukte, damals war es z.B. der Keyo-Pudding. Weiterhin gibt es das ketocal-Pulver, aus dem man einen fertigen Brei zaubern kann. Mit etwas Bolero-Pulver kann man den Geschmack variieren.
  • Es gibt fertige ketogene Schokolade (anhand der Nährwerte könnt Ihr prüfen, ob die Schokolade zur verordneten Diätform passt)
  • Einige Gemüse-Brotaufstriche haben fast ein 4:1-Verhältnis.
  • Wenn eine Ernährungssonde liegt, kann man auch mal einen Löffel Eis naschen und dann über die Sonde zum Ausgleich die berechnete Menge Öl geben
  • Im Rolli hatten wir immer etwas Ketocal- Pulver und Keyo-Pudding deponiert, so dass Judith auch versorgt war, wenn sie spontan irgendwo länger geblieben ist

So, und in den nächsten Beiträgen folgen dann die Rezeptsammlungen!

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Die Logistik hinter einer ketogenen Diät

Zuerst die schlechte Nachricht: Ketogene Diät ist sehr aufwändig! Gerade in der Anfangszeit kann es schnell frustrierend sein weil es unheimlich mühsam sein kann, sich in alle Details reinzudenken.

Jetzt die gute Nachricht: je mehr Routine einzieht, je mehr Wissen man sich aneignet, desto einfacher wird es! Nach etwa 2-3 Monaten hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen und das Einkaufen und Kochen war nicht erheblich aufwändiger als vorher (hier bloggte ich bereits dazu). In meinem eigenen Blog-Archiv fand ich ein Tagebuch der Umstellung.

Auch den Anfang habe ich damals beschrieben: https://dasbewegteleben.wordpress.com/2018/07/19/ketogene-diaet-was-alles-im-vorfeld-passierte/

Für die Ernährungsumstellung empfehle ich Euch, das Angebot eines jeden Epilepsiezentrums anzunehmen und das dort zu machen. Unikliniken bieten so etwas teilweise mit an, jedoch ist an einem Epilepsiezentrum die Erfahrung und Begleitung differenzierter. Als Judith später im Epilepsiezentrum Kleinwachau https://www.kleinwachau.de/fachklinik/kinder-und-jugendepileptologie war, bekamen wir einen guten Einblick, wie langsam und umsichtig die Umstellung bei den Kindern dort erfolgte. Als mitaufgenommenes Elternteil bekam ich auch einen Schlüssel für die Lehrküche und konnte dort jederzeit zum kochen hingehen. Das Konzept ist dort, dass Eltern (unter Anleitung) selber die Mahlzeiten für ihr Kind zubereiten. Die Ernährungsberaterin besorgte individuell die gewünschten Zutaten, zudem gab es dort den legendären Vorratsschrank.

Wie auch immer die Ernährungsumstellung beginnt, irgendwann ist man zu Hause und dann geht es so richtig rund…

Für die erste Zeit zu Hause empfehle ich Euch, mit 3 errechneten Rezepten zu starten. Dann bekommt Ihr ein Gefühl, was Ihr wann wie vorbereiten müsst.

Bei breiig essenden Kindern kann man sehr gut vorkochen und einfrieren. Wir haben uns eigens dafür einen zweiten Gefrierschrank zugelegt. Bewährt hat sich, alle 1-2 Wochen eine Kochsession einzulegen und 3 verschiedene Gerichte à 10 Portionen zu kochen. Das lässt sich einfach hochrechnen und man hat eine kleine Auswahl an verschiedenen Gerichten auf Vorrat. Unbedingt einzukalkulieren ist, dass immer etwas Schwund ist; am Ende sind es bei 10 kalkulierten Mahlzeiten 9 reichliche oder 10 knappe. Ist man etwas länger dabei, spart man sich beim Abfüllen das nachwiegen weil man es mit Augenmaß gut abschätzen kann (wieder einen Arbeitsschritt gespart!). Werden Zutaten gekocht müsst Ihr unbedingt einkalkulieren, dass sich das Gewicht nach dem Kochen verändert hat. Ich habe es einfach so gehandhabt, dass ich immer vormittags vorgekocht habe und mir aus den ganzen Resten ein Mittagessen gebastelt habe.

Keto-Küchen-Helfer:

  • Die Avent-Dosen ersetzte ich sehr schnell durch Gläser, die innen komplett glatt waren. Die Reinigung und Entnahme ging viel besser, zur Not kann man unterwegs auch mal direkt da raus essen. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Entweder kauft man sie als Einkoch-Gläser, alternativ isst man viel Gemüse-Aufstrich aus dem Bioladen und hat dann mit der Zeit ein kleines Gläser-Arsenal ;-). Entweder beschriftete ich sie mit Etiketten, manchmal nahm ich auch 10 gleichfarbige Deckel und machte an das Gefrierschrank-Fach einen Zettel, so dass ich den Inhalt zuordnen konnte (mit der Zeit konnte ich aber auch gut an der Farbe erkennen, was drin war ;-))
  • Um das Essen gerade für Kindergarten und Schule ansprechender zu verpacken, kann man es in wiederbefüllbare Quetschbeutel füllen
  • Ein guter Pürierstab ist unerlässlich. Auch zuvor habe ich ja schon jahrelang püriert und als der zweite Stab „durch“ war, haben wir etwas Geld in die Hand genommen und ein System erworben, bei dem z.B. der Pürieraufsatz nachgekauft werden kann sollte er mal wieder stumpf sein https://braun-service-station.de/braun-stabmixer-multiquick-9-stabmixer-mq-9187-xli . Bis auf die etwas nervige Kindersicherung ist dieser Pürierstab echt unschlagbar.
  • Der „Ketoschaber“ war ein sehr wichtiges Hilfsmittel, hiermit konnten sehr gut Schüsseln komplett ausgekratzt werden. Anscheinend gibt es ihn unter diesem Namen aktuell nicht mehr, ein kleiner Teigschaber erfüllt den selben Zweck.
  • Um Nüsse vorab zu zerkleinern, kam der „Küchenchef“ von Tupperware zum Einsatz https://www.tupperware.de/de-de/story/die-tupperware-chefs-turbo-multi-extra-speedy/ (das ist hier übrigens alles unbezahlte Werbung für Dinge, die einfach unheimlich hilfreich waren :-))
  • Um Ketocal-Pulver oder Guarkernmehl ordentlich einzurühren hatte ich einen super-schmalen Rührbesen, den ich mal von Nutricia als Werbegeschenk bekam, man kann ihn auch im Haushaltswarenladen kaufen.
  • Eine grammgenaue Küchenwaage gehört natürlich auch dazu.
Bildbeschreibung: eine Küchenwage, ein Teigschaber, ein Pürierstab mit Aufsatz sowie ein Küchengerät ähnlich einer Tupperdose, mit integrierten Messern und einem Zugmechanismus, mit dem man Nüsse zerkleinern kann
Bildbeschreibung: ein Schraubglas mit Metalldeckel, die Innenwand des Glases ist komplett glatt

Im nächsten Beitrag geht es im ketogene Diät unterwegs und auf Reisen.

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erweiterte Keto-Tabelle, Inspirationen

„Meine“ Keto-Tabelle hänge ich Euch hier an. Ich habe alle Lebensmittel mit Nährwerten eingepflegt, die ich auch in meinen Rezepten (siehe spätere Beiträge) verwendet habe. Um überhaupt den Überblick zu behalten, habe ich mich nur an den Lebensmitteln orientiert, die es bei REWE gab. Hier war damals die Auswahl recht groß, zum Beispiel haben sie Öle mit verschiedenstem Geschmack. Ich empfehle Euch auch, Euch auf ein bestimmtes Geschäft festzulegen, so werden Einkäufe mit der Zeit routinierter.

Im Laufe der Zeit habe ich diverse Rezepte selbst entwickelt, die ich Euch in den nächsten Beiträgen vorstellen möchte. Bitte beachtet, dass die Rezepte für Judiths damaligen Energiebedarf berechnet wurden. Dieser ist für jedes Kind höchst individuell und wird in der Ernährungsberatung genau berechnet. Wenn Ihr ketogen für Euer Kind kocht, seid Ihr vorbereitet worden und in der Lage, die Rezepte individuell anzupassen. Und die Rezepte können für Euch eine Orientierung sein, was so möglich ist.

Was geht überhaupt bei der ketogenen Diät?

Rezepte
sucht man im Internet nach ketogenen Rezepten, kommt eine Fülle an Rezepten von Menschen, die eine ketogene/low-carb-Diät als Lifestyle-Diät durchführen. Das ist nicht mit einer ärztlich angeordneten ketogenen Diät vergleichbar!
Zwar bieten diese Rezepte Ideen, welche Lebensmittel verwendet werden könnten, jedoch muss das Verhältnis und der individuelle Nährwertbedarf ja noch genau berechnet werden. Ein „wirkliches“ Keto-Kochbuch für Kinder findet Ihr hier https://www.keto-kinder.de/kochbuch/

Auch die Firma Nutricia hat eine recht informative Internetseite. Natürlich geht es hier auch um Werbung, aber die Rezeptideen, der Newsletter und die Informationsbroschüren können hilfreich sein. https://www.ketocal.de/

Hier https://dasbewegteleben.wordpress.com/2018/07/26/ketogene-diaet-durchfuehrung/ schrieb ich bereits damals einige Erfahrungen für die praktische Umsetzung.

Bildbeschreibung: Ein Rezept, darunter kryptische Berechnungen die ich selber nicht mehr nachvollziehen kann 😉

Nahrungsmittel
Mit etwas Erfahrung lässt sich der Speiseplan den Umständen entsprechend doch relativ vielfältig gestalten. Mit der Zeit werdet Ihr einen „Keto-Blick“ entwickeln, mit dem ihr Nährwert-Tabellen auf Lebensmitteln scannt und sofort wissen werdet, ob und wie dieses Lebensmittel im Rahmen der ketogenen Diät anzuwenden ist 😉

Manche Lebensmittel bringen von Haus aus bereits eine gute Fett:Eiweiss-Bilanz mit, z.B. Sahne, Schmand, Mascarpone, Brühwürstchen oder auch Gemüse-Aufstriche aus dem Bioladen. Beerenfrüchte, Gemüse und Salate haben sehr wenig Kohlenhydrate.
Mit Gewürzen kann man Gerichte geschmacklich variieren.
Auch Öl ist ein „Geschmacks-Changer“, denn Öl gibt es in den verschiedensten Richtungen: Sonnenblumenöl, Olivenöl, Kräuteröl und Zitronenöl gibt es in jedem größeren Supermarkt. Im Feinkostladen findet man auch Kaffeeöl, Knoblauchöl, Wallnussöl, Chilli-Öl und ähnliches.

An dieser Stelle merkt Ihr schon: die ketogene Diät ist recht preisintensiv. Manches Öl ist tatsächlich verschreibungsfähig, wie die gerade aktuellen Vorgaben sind und was von der Krankenkasse übernommen werden kann, wird Euch in der Ernährungsberatung erklärt. Es gibt auch einige bilanzierte Fertignahrungsmittel (damals z.B. den 3:1 Keyo-Schokopudding) auf Rezept. Erfolgt die Ernährung per Magensonde, werden die auch Kosten für ketogene Sondennahrung übernommen.

Eine Inspiration war es für mich immer, bei einem Termin mit der Ernährungsberaterin in die Lehrküche zu gehen und einen Blick in den Vorrats- bzw. Kühlschrank zu werfen. Ich fragte bei jedem Termin, ob es etwas Neues gäbe und nahm jedes Mal interessante Inspirationen und Rezepte mit.

Getränke
Vieles lässt sich anpassen; Wurde z.B. bisher Andickungspulver für Getränke aus Maisstärke verwendet, so wird es nun durch Johannisbrotkernmehl oder Guarkernmehl ersetzt.

Getränke mit Geschmack sind problemlos möglich: Cola, Fanta, Sprite gibt es in der kalorienfreien Zero-Variante mit 0 Kohlenhydraten, ungesüßter Tee ist eh kein Problem. Auch Kaffee geht gut, statt Milch wird Sahne genommen. Kalorienfreien Zuckeraustauschstoff habe ich damals in der Drogerie gekauft.
Wasser geht eh immer, möchte man mal einen ganz anderen Geschmack, gibt es z.B. das Bolero Getränkepulver https://www.bolero-getraenke.de/?gclid=EAIaIQobChMI-6qFxqTPgQMVNrZoCR00agWWEAAYASAAEgL9C_D_BwE , mit dem man Wasser (oder auch Speisen!) geschmacklich anpassen kann.


Medikamente
Von der Ernährungsberaterin bekam ich eine Liste mit „erlaubten“ Zuckerersatzstoffen, die in unserer Stammapotheke hinterlegt war. Bei neuen Medikamenten konnten sie so gleich abgleichen, ob das Medikament möglich ist bzw. welche Alternative genommen werden muss.

Und: Eine gute Logistik erleichtert vieles, siehe der nächste Beitrag.

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