Dieses Beschäftigungsangebot ist für eine Person mit fortschreitendem kognitiven Abbau konzipiert. Ebenso wäre es auch ein Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Lernschwierigkeiten (einer früher als „geistige Behinderung“ bezeichneten Eigenschaft), für ältere Menschen mit Demenz oder für Kinder im Kindergartenalter.
In diesem konkreten Fall wurde beobachtet, dass es der erwachsenen Person zunehmend schwer fällt, eine Beschäftigung aus eigenem Antrieb aufzunehmen. Suchend streifen die Augen und Hände durch den Raum, es wird viel angefasst, aber wenn sich nicht gleich der Sinn erschließt, wird von dem Gegenstand wieder abgelassen. Die Konzentrationsspannen werden kürzer, früher gern gewählte Beschäftigungen wie z. B. lesen sind nicht mehr möglich. Es braucht daher Beschäftigungsangebote, die sich unmittelbar erschliessen und bei denen gleich losgelegt werden kann. Die Sensitivität in den Fingern ist leicht eingeschränkt, das Beschäftigungsmaterial darf also nicht zu filligran sein. Die Person hat einen ausgeprägten Ordnungssinn: fällt etwas herunter wird es aufgehoben, offene Dosen werden wieder geschlossen, Küchenpapiertücher werden ordentlich zusammen gelegt, Besteck oder ein Stapel CDs wird gerade gerückt, Bücher im Regal neu angeordnet, …
Bei einer Probe aufs Exempel bot ich ein Lego-Dots-Set an: der unsortierte Haufen mit Steinchen wurde fein säuberlich auf die Platte gelegt (andrücken war zu schwer, aber legen ging trotz motorischer Einschränkungen super!). Daraus entwickelte sich die Idee, dieser Person ein Sortiersystem in Form eines Steckbrettes oder sortieren nach Farben anzubieten. Anforderungen die die Person an das Material stellt, sind: gut zu greifen, gleichförmig, hoher Aufforderungscharakter, keine Ablenkung,…:
Grundlage ist das „Holz-Steckspiel“ der Firma Hess, ergänzend dazu gibt es verschiedenfarbige Silikon-Formen sowie Anleitungskarten für An- und Zugehörige. Aber der Reihe nach.
Damit es für die Angehörige gut im Alltag zu händeln ist, ist alles kompakt in einer Holzkiste verstaut. Im Deckel der Holzkiste kleben Anleitungen worauf zu achten ist, um das Angebot gut machen zu können:
Weiterhin gibt es eine Anleitung, wie das Angebot variiert werden kann.
Für eine konkrete vorbereitete Umgebung gibt es Inspirations-Karten, um der schwankenden Tagesverfassung gerecht zu werden, in verschiedene Schwierigkeitsstufen unterteilt. Sprich, anhand eines Piktogramms auf jeder Karte erkennt man auf einen Blick ob die gestellte Aufgabe einfach, mittel oder schwer ist. Um es Menschen, die die Umgebung vorbereiten leichter zu machen eine Aufgabe wieder zu finden, sind die Beschreibungen auf verschiedenst gemusterte Karten geklebt.
Die Beschäftigungsangebote entsprechen dem Wunsch nach Ordnung; egal welche Herausforderungssituation vorbereitet wird- es geht immer ums sortieren und ordnen. Die Aufforderung aktiv zu werden ergibt sich für die Person schon aus der Tatsache, dass z. B. die Hölzer neben dem Gefäß liegen. Oder dass erst ein Holz ins Steckbrett gesteckt ist und die anderen noch nicht. Es gibt aber keine Vorschrift, was mit den Hölzern gemacht werden soll, das einzige Ziel ist eine als sinnstiftend erlebte Beschäftigung!
Nochmal: es geht nicht darum, dass alles „gut“ oder „richtig“ gemacht wird, es geht darum, eine Beschäftigung zu finden und nach eigenem Anforderungsprofil etwas so zu ordnen, wie es für die Person als passend empfunden wird. Das mag unser Perfektionismusbestreben manchmal jucken… Es geht jedoch um die Perspektive der sich beschäftigenden Person, nicht um unsere. Und wenn es für die Person so passt, dann ist das gut so!
Um zu variieren gibt es auf den Karten Anregungen, wie die Situation abgewandelt werden kann.
Wer diese Spielidee übernehmen möchte, kann gerne die Fotos und die Vordrucke für die Aufgabenkarten runterladen (Rechtsklick, Bild speichern) und sich so sein eigenes Spiel zusammenstellen:
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