Archiv für den Monat Februar 2024

„Externe innere Uhr“, Orientierung in der Tagesstruktur

Schon immer hat Judith Schwierigkeiten, in einen Tag-Nacht-Rhythmus zu finden. Wir haben so ziemlich alles ausprobiert, aber die Konsequenz ist immer: sie schläft wie sie es braucht, mal bis nachmittags um fünf oder auch nur bis morgens um 4. Manchmal ist die Nacht auch schon um Mitternacht vorbei. Mal ist sie 24 Stunden wach, mal schläft sie 24 Stunden.

Die äußeren Umstände erschweren ihr eine Orientierung im Tageslauf: Tag und Nacht hat sie Leute um sich, die immer wach sind und rumwuseln (klar, nachts sind die Pflegekräfte leiser, aber trotzdem). Im Winter ist es tagsüber früh dunkel, im Sommer lange hell.

Wir sagen Judith nach dem Abendritual gute Nacht aber wenn sie einige Stunden später wieder wach wird weiß sie nicht, ob die Nacht schon vorbei ist. Sprich: ob sie noch mal schlafen kann oder ob gleich jemand mit der Waschschüssel ans Bett springt, die Vorhänge aufzieht und der Tag startet.

Klar sagen die Pflegekräfte ihr nachts „es ist noch Nacht, du kannst noch schlafen“, aber sie ist eben immer drauf angewiesen, dass einer kommt und ihr das sagt. Eine neue Pflegekraft (huhu M. 🙋‍♀️) hat das ebenso beobachtet aber eben auch mit Nachdruck gesagt: „wie soll Judith sich auch im Tagesablauf orientieren wenn sie nicht regelmäßig schlafen kann!?“

Wir überlegten also gemeinsam, wie wir sie befähigen können, sich selber die Information über die Tageszeit zu holen.

Die erste Idee war ein Nachtlicht das immer brennt oder ein Symbol. Beides nicht ganz praktikabel, da Judith ja auf unterschiedlichen Seiten liegt und ein Symbol oder ein bestimmtes Nachtlicht gar nicht in jeder Perspektive sieht. Außerdem braucht es verschiedene Lichtverhältnisse: im hellen Sommer würde man eine Lampe nicht sehen, im dunklen Winter das Symbol nicht.

Also war der Plan, dass sie etwas hat, das sie erfühlen kann und das immer greifbar ist. Es sollte eindeutig ertastbar aber trotzdem angenehm sein und keine Druckstellen machen oder nervig werden. In diesem Fall lief es auf ein gekürztes Kunstleder-Haargummi hinaus, das über ihren Zeigefinger geschoben wird.

Bildbeschreibung: ein grüner Haargummiring aus Kunstleder

Das kann sie bei Bedarf mit dem Daumen selbstständig ertasten. Damit es nicht runterrutscht, ist es mit einem Stück Gurtband an ein Uhrenarmband aus Stoff genäht (die Farben sind bewusst so bunt, damit es auffällt).

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol im ganzen. Am Haargummi ist ein rosafarbenes Gurtband, das Gurtband ist an einem hellblauen Uhrenarmband,m

Die Armbänder von „baby-g“ finde ich für solche Zwecke perfekt. Sie sind noch recht gut über Gebraucht-Portale im Internet zu beziehen.

Bildbeschreibung: hellblaues Uhrenarmband, bestehend aus einem unteren Band zum kletten und einem oberen zum zuklipsen

Wir machen das Armband abends drum und lassen sie fühlen dass nun die Nacht beginnt.

Videobeschreibung: Nachtsymbol an der Hand befestigt, der Daumen fühlt rhythmisch über das Kunstleder

Nun kann sie sich in der Nacht jederzeit autonom über die Tageszeit informieren!

Morgens um sieben wird es abgemacht.

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol an der Hand, der Daumen fühlt das Kunstleder

Hängespielzeug Klapperhai

Auch liegend kann dem Spiel- und Beschäftigungswunsch nachgegangen werden, sei es mit einem neben sich liegendem Spielzeug das man sich greift, über ein Spielangebot in einem „little room“, Spielzeug, das am Bettgitter oder an der Wand befestigt ist oder eben Spielzeug, das von der Decke hängt. Gerne wechsle ich die Spielmaterialien, die über dem Bett hängen mal durch (wollt Ihr mal einen Blogbeitrag über alle Hängespielzeuge?), um Abwechslung und immer wieder neue Herausforderungen zu bieten. Dieser Hai klappert ordentlich, wenn die Schnur gezogen und wieder losgelassen wird.

Bildbeschreibung: eine auf dem Rücken liegende Jugendliche zieht an einem Seestern, der an einem von der Decke hängenden Hai befestigt ist
Videobeschreibung: eine Hand hält eine gezogene Schnur fest. Als sie loslässt, klappert der daran hängende Hai und die Schnur zieht sich wieder ein

Eigentlich ist es ein Badespielzeug der Firma „Playgo“, aber umfunktioniert super als Hängespielzeug geeignet!

Bildbeschreibung: von der Decke hängender Plastikhai, aus dessen Mund eine Schnur kommt. An der Schnur hängt ein umwickelter Ring und eine Holzkugel

Von Simba gibt es eine ähnliche Spielzeuglinie, hier sieht der Doktor- und der Clownfisch noch etwas gefälliger und neutraler aus als dieser doch recht kindlich wirkende Hai. Aber nu war der Hai einmal da und das große Basteln ging los 😅:

Um besser an die Schnur zu kommen, wurde das orangene Tier vorne abgeschnitten (Schnur mit Sicherheitsnadel fixieren, damit sie nicht komplett rein zappelt!) und die weisse Hai-Schnur mit der roten Schnur mehr oder weniger elegant vernäht. Mal sehen wie lange das hält, es wirken ja doch ganz schöne Kräfte.

Bildbeschreibung: eine weisse und eine rote Schnur sind miteinander vernäht

Jedenfalls ist auf diese Weise die Möglichkeit geschaffen, etwas gut greifbares zu befestigen. Die rote Schnur habe ich bewusst so lang gelassen, wer weiß, wie es mit dem Hai noch so weiter geht 😉

An die Schnur band ich zunächst einen kleinen Holz-Gardinenring und eine dicke Holzkugel.

Bildbeschreibung: ein mit roter Schnur umwickelter Holzring und eine Holzkugel

Jedoch war es für Judith echt schwer, diese zu greifen und dann noch daran zu ziehen.

Videobeschreibung: eine Hand versucht, den Ring zu greifen, der Hai fliegt herum

Also wieder im Internet gewühlt und einen Silikon-Beißring umfunktioniert 🙃. Dieser kann viel besser gegriffen werden und passt auch thematisch ganz gut (alternativ wäre auch sicher ein Playmobilmännchen oder so gegangen, aber so wie ich mein Kind kenne, würde das ein tiefsinniges philosophieren über den Kreislauf des Lebens auslösen und es sollte ja der Spaß im Vordergrund stehen…). Auch hier seht ihr wieder die ewig lange Schnur, die ich pragmatisch um eine Seesternzacke gewickelt habe.

Bildbeschreibung: ein Silikon-Seestern mit Noppen oben drauf wird von einer Hand gehalten

Um den Hai an der Decke aufzuhängen, bohrte ich durch die Schwanzflosse ein Loch, daran ist eine Schnur geknotet. Nun kann der Spielspaß beginnen!

Bildbeschreibung: Schwanzflosse eines Plastikhais, in der Mitte ein Loch, daran eine Schnur

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Aufruf zum Mitmachbeitrag: Kleinteile in der Spülmaschine

Egal ob pflegende Angehörige, Kleinkind-Eltern oder Spülmaschinennutzer- Ich denke, das stört uns alle: rumfliegende (Plastik-) Kleinteile in der Spülmaschine. Gerade bei besonderen Ernährungssituationen werden viele Kunststoff-Flaschen, Flaschendeckel genutzt und müssen irgendwie wieder richtig sauber werden. Ungesichert fliegen sie aber in der Spülmaschine umher und werden nicht gut sauber…

Daher meine Frage an Euch: wie sichert Ihr kleine Teile in der Spülmaschine?

Schickt mir bis Ende Februar Eure Fotos mit einer kurzen Erklärung (gerne auch mit Bezugsquellen oder weiteren Hinweisen) an

dasbewegteleben (at) gmx.de

und ich bastel daraus den ersten Mitmachbeitrag, eine Ideensammlung, um dieses Problem zu lösen.

gestrickte Waschlappen

So ein Austausch unter pflegenden Eltern kann unheimlich inspirierend sein. Neulich besuchte ich eine Familie (die mit dem Klapperbrett) und bei einem Blick in die Waschschüssel entdeckte ich gestrickte Waschlappen, die so ganz anders als unsere IKEA- Waschlappen aussehen:

Die Mutter erklärte mir hierzu: Ihr Sohn mag die Haptik, der Stoff ist weicher als bei Frottee-Waschlappen und die verschiedenen gestrickten Strukturen geben unterschiedliche Reize. Sie bekommen die Waschlappen von der Oma gestrickt (die auch anonym bleiben möchte), die hier eine Strickanleitung zur Verfügung stellt:

Waschlappen stricken

Ich nehme Baumwollgarn, am besten so dünn, dass man es mit Nadeln der Stärke 3 verarbeiten kann. Ich nehme dann ca. 70 Maschen auf und stricke nur mit rechten und linken Maschen. Damit die Oberfläche etwas strukturiert ist, stricke ich Muster.
Am einfachsten ist das Perlmuster, eine Masche rechts, eine Masche links in jeder Reihe versetzt. Schöner wird es, wenn man die Maschen erst in jeder dritten Reihe versetzt.
Klassisch ist das kleine Karomuster. Dazu strickt man zwei Maschen rechts und zwei Maschen links im Wechsel und versetzt dieses Muster in jeder fünften Reihe.
Ein schräges Streifenmuster erhält man, wenn man zwei Maschen rechts, zwei Maschen links im Wechsel strickt, gleiche Reihen übereinander und erst in jeder dritten Reihe um eine Masche verschoben.
Dann strickt man so lange, bis der Lappen die gewünschte Größe hat, ich mache es meistens quadratisch.
Für einen Waschhandschuh braucht man unbedingt Rundstricknadeln, am besten zwei, nicht zu lang. Man nimmt eine durch 4 teilbare Maschenzahl auf, etwa 56 oder 60 Maschen und strickt rund, erst ein kleines Bündchen mit einer Masche rechts, einer Masche links im Wechsel so ca 3cm und dann eins der Muster. Am besten eignet sich das Perlmuster oder das Karomuster, bei dem schrägen Streifenmuster kommt man mit dem Zählen beim rundstricken durcheinander.
Zum Schluss nehme ich alle Maschen auf eine Nadel und kette immer zwei zusammen ab, dann ist der Handschuh ohne Naht geschlossen.
Viel Freude und Erfolg beim Stricken

Zum Nachlesen gibt es die Anleitung auch noch mal als PDF:

Und hier gibt es noch zwei Videoanleitungen:

https://m.youtube.com/watch?si=ntYCUrVYf8fCehPB&v=3B8HYGkZtKk&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?si=kzdp3MFUneCEB0TI&v=p2z9OxUxiiQ&feature=youtu.be

Danke Euch für das Zeigen!

P.S: Wer sich das stricken sparen möchte, kann einfach gekaufte gestrickte Spültücher umfunktionieren