Archiv für den Monat Juni 2015

Buch: Liederbücher von Henrike Wilson

widewidewenneAutor: Henrike Wilson
Titel: Widewidewenne
Verlag: Middelhauve
ISBN: 340777057X

Diese Bücher sind im Middelhauve-Verlag erschienen. Nach einer ersten Recherche scheint es sie vor allem noch bei Amazon zu geben, dafür dann aber ziemlich günstig 😉

Diese Bücher haben jeweils ein klassisches Kinderlied zum Inhalt, hier mal abgebildet das Lied „Widewidewenne heißt meine Putthenne“. Auf jeder Seite ist eine Strophe und das passende Bild dazu. Auf der Rückseite gibt es jeweils den Liedtext mit Noten.
Toll finde ich an diesen Büchern die einfache, aber schöne Bildgestaltung sowie die Tatsache, dass man seinem Kind beim Bilderbuch-angucken etwas vorsingen kann.

Weitere Bücher aus dieser Reihe sind:

  • Die Blümelein, sie schlafen
  • grün, grün, grün sind alle meine Kleider
  • schlafe mein Prinzchen

Das Buch ist ca. 23×23 cm groß und die Seiten sind aus stabiler Pappe.

Blick ins Buch: Widewidewenne
Blick ins Buch: Widewidewenne

Leben mit Pflegedienst: Zimmergestaltung

schwesternecke__mobileUm Judiths Privatsphäre etwas zu schützen, ist ihr Bett mit Tüchern verhangen und die Schwestern haben nur den Blick auf den Monitor. Erst wenn dieser komische Werte anzeigt oder aus dem Bett untypische Geräusche kommen, geht die Schwester gucken.

Zur Ausstattung für die Schwestern ist in Judiths Zimmer:

  • Gemütlicher Sessel
  • Eigene Garderobe
  • Dimmbare Lampe
  • Ein „Knietablett“ auf dem sie schreiben können
  • Magnetleiste, an der wichtige Informationen oder der letzte Krankenhausbericht hängen
  • Regale für: Dokumentation, Judiths Krankenhaus-Ordner, Ordner für Lieferscheine, Fachbücher, aber auch „Schwesternunterhaltung“, z.B. Zeitschriften oder Bücher die die Schwestern gerne lesen
  • Ein iPod: morgens beim Versorgen hören Judith und die Schwester darauf Musik, für die Beschäftigung in der Nacht sind verschiedene Spiele darauf und von besonderen Situationen können Photos oder Videos gemacht werden
  • Eine Dose mit Süßigkeiten („versüßt die Nacht“)
  • Decke für den Winter
  • Büromaterial: Locher, Stifte, Lineal,…
  • Im Winter eine Kerze für mehr Gemütlichkeit

Das Zimmer mit diesen Dingen auszustatten ist nicht besonders aufwändig, ist für die Schwestern aber gut, da sie sich wohler fühlen und so ihre Arbeit noch lieber tun 🙂

Leben mit Pflegedienst: Die Qual der Wahl

Im Laufe der Zeit haben wir bereits drei Pflegedienste kennengelernt. Den allerersten nahmen wir, da er bundesweit Werbung machte, sich als kompetent in Sachen außerklinische Intensivpflege präsentierte und für die Pflegekasse günstig war. Da waren wir noch etwas naiv 😉
Wir wussten nicht, worauf zu achten ist und was einen guten Pflegedienst ausmacht…
Es stellte sich heraus, dass der Pflegedienst überwiegend Pflegekräfte einsetzte die noch nie vorher ein lungenkrankes Kleinkind betreut hatten (teilweise kettenrauchende Altenpfleger) und dadurch in vielen Situationen unsicher waren. Die Schwestern hatten auch wenig Kontrolle: die Pflegedienstleitung war für einen sehr großen Bereich zuständig, welchselte in unserer Zeit auch drei Mal und die sonstige Organisation wurde zentral organisiert. Nach einigen einschneidenden Erlebnissen war es an der Zeit, den Pflegedienst zu wechseln…

Durch den Kinderhospizdienst wurden wir auf einen örtlichen Kinderpflegedienst aufmerksam gemacht. Was für eine Wohltat war es, als die ersten Kinderkrankenschwestern kamen die zum einen kompetent, zum anderen liebevoll mit Judith umgingen. Zudem war der Kontakt zu den Pflegedienstleiterinnen sehr eng und so spielte sich alles sehr schnell ein.
Der Träger war eine große Hilfsorganisation und dementsprechend herzlich war die Pflege organisiert. Der Wechsel hatte sich gelohnt!

Dann zogen wir in eine andere Stadt und leider mussten wir dadurch erneut wechseln… Nun hatten wir mittlerweile einige Erfahrungen gesammelt und stellten  im Kennenlerngespräch gezielte Fragen:

  • Welche Berufsgruppen stellen Sie überwiegend ein?
  • Wie lange im Voraus müssen die Dienstzeiten abgesprochen werden?
  • Wie kurzfristig können wir Zeiten verschieben?
  • Wie wird die Einarbeitung organisiert?
  • Wie viele unterschiedliche Schwestern werden in einer Familie eingesetzt?
  • Wie werden die Schwestern auf den Einsatz vorbereitet?
  • Was passiert, wenn eine Schwester spontan ausfällt?
  • Wie gehen Sie mit groben Fehlverhalten Ihrer Mitarbeiter um?
  • Wie dokumentieren Sie?

Der Pflegedienst machte einen professionellen Eindruck und so wurde dieser unsere nächste Wahl. Der Eindruck hat sich bestätigt: die gegenseitige Anleitung funktioniert super gut untereinander. Die Dokumentation ist sehr gründlich so dass alle Arbeiten die anfallen, auch bedacht werden. Regelmäßig gibt es Berichte, so dass alle Schwestern auf dem aktuellen Stand sind. Auch die Kommunikation klappt ziemlich reibungslos. Puh!

Auch wenn jeder Pflegedienstwechsel ein kleines Abenteuer war, so ist es beide Male gut ausgegangen.

Mit jedem neuen Pflegedienst haben wir etwas dazu gelernt. So sagen wir jetzt z.B. gleich zu Anfang, dass wir auf Distanz Wert legen und immer beim „Sie“ bleiben werden, egal wie nett wir die Schwester finden. Weiterhin besprechen wir gleich zu Anfang unseren Wunsch auf Achtung der Privatsphäre, das ist für die meisten Schwestern jedoch eh selbstverständlich. Doch in der alten Wohnung teilten wir uns ein Bad und wir lernten dass es nicht einengend, sondern im Gegenteil hilfreich ist, sehr eindeutige Absprachen diesbezüglich zu treffen. Da wir umziehen mussten, konnten wir die Anwesenheit einer „fremden“ Person in der Wohnung mit berücksichtigen und beim Grundriss mit darauf achten dass Judiths und unser Bereich etwas voneinander getrennt sind.

Wir kennen auch Eltern, die den Pflegedienst mit ins Familienleben einbeziehen, aber so „intim“ möchten wir das nicht (auch wenn wir alle Schwestern sehr mögen!).

Wichtig ist es, sich vorher gut zu überlegen was man möchte und wo die persönliche Grenze erreicht ist und dies gut zu abzusprechen, dann wird das „Abenteuer Pflegedienst“ eine echte Entlastung fürs Familienleben!

Leben mit Pflegedienst: Wer bekommt Behandlungspflege?

Wie kommt man an einen Pflegedienst? Zunächst muss geklärt werden, ob der Bedarf an Behandlungspflege groß genug ist, um einen solchen Einsatz zu rechtfertigen. Es gibt einen Unterschied zwischen Grund- und Behandlungspflege. Grundpflege ist grob gesagt alles, was jeder Mensch bei sich selber tut, um durchs Leben zu kommen: Nahrungsaufnahme, laufen, sich waschen, sich bewegen, ….
Hierfür gibt es ab einem bestimmten Hilfebedarf am Tag eine Pflegestufe und wenn die Pflege durch eine Person im Haushalt gesichert ist, auch Pflegegeld. 

Behandlungspflege: Das sind medizinische Handgriffe, z.B.: Verbandswechsel, Krankenbeobachtung, Katheterisieren, Spritzen geben, absaugen, (Notfall-)Medikamente verabreichen, Atmung überwachen,…

Das wird alles zeitlich nicht in die Pflegestufe hineingerechnet, da diese Dinge –vereinfacht ausgedrückt- nicht zum „normalen“ Leben eines jeden dazugehören sondern eben ärztlich verordnete medizinische Dinge sind.
Viele Handgriffe (am besten alle) können auch die Eltern selber durchführen, allerdings gibt es eben auch Grenzen. So kann ich z.B. theoretisch auch selber eine Magensonde legen, allerdings habe ich nicht die Routine einer Krankenschwester und wenn es nach dem dritten Versuch nicht geklappt hat, bin ich sehr froh wenn die Schwester diese dann legt.
Oder eben die Versorgung in der Nacht: irgendwann brauchen auch wir mal eine Phase der Erholung und können nicht die ganze Nacht wach bleiben, da wir Judith ja auch tagsüber gut versorgen müssen. Also kommt an dieser Stelle der Pflegedienst zum Zug.

Hierzu muss eine ärztliche Verordnung vorliegen. Diese lässt man sich am besten im SPZ oder von einem Facharzt ausstellen, da niedergelassene Kinderärzte seltener mit diesem Thema zu tun haben. Nun wird die Verordnung unterschrieben und vom Pflegedienst zur Pflegekasse geschickt. Und wenn diese kein Veto einlegt, kann es auch schon losgehen. In vielen Fällen wird ein Stundenkontingent verordnet und man bespricht mit dem Pflegedienst, von wann bis wann die Versorgung notwendig ist. Wenn nur eine punktuelle Versorgung stattfindet (z.B. Insulin spritzen, Katheterisieren, Verband wechseln,…), kommt der Pflegedienst wie bei älteren Menschen kurz her, verrichtet seine Aufgabe und fährt wieder. Bei einer längeren Zeit begleitet der Pflegedienst denjenigen dorthin wo er grad ist: in die Schule, zur Arbeit oder auch mal in den Urlaub.

Leben mit Pflegedienst: Warum eigentlich?

Zunächst möchte ich auf die Frage „Warum eigentlich?“ näher eingehen.
Viele Menschen aus unserer Umgebung sind zunächst irritiert warum bei Judith jede Nacht jemand mit im Zimmer sitzt.
Nun, bei Judith sind nachts viele medizinische Handgriffe notwendig: so hat sie, da sie nachts zu flach atmet, eine sogenannte CPAP-Atemhilfe. Das ist ein Gerät das, einfach ausgedrückt, über einen Schlauch und eine Maske einen Druck in die Lunge gibt, damit diese „offen“ gehalten wird. So eine CPAP-Therapie muss gut überwacht werden; besonders schnell muss man z.B. sein, wenn Judith bricht. Dann muss die Maske ganz schnell abgemacht werden da sie sonst mit dem nächsten Atemzug das Erbrochene einatmet.
Oder: sie dreht sich und die Maske verrutscht und die ganze Luft geht an der Seite vorbei, oder sie dreht sich und der Schlauch fliegt gleich ganz ab. Dann muss die Schwester eingreifen. Möglichst noch, bevor der laute Alarm los geht…

In diesem Zusammenhang werden Judiths Werte mit einem Monitor überwacht. Diese behält die Schwester die ganze Nacht im Blick und interveniert gegebenenfalls: fällt die Sättigung zu sehr, schließt sie an das CPAP-Gerät noch die Sauerstoffzufuhr an und Judith bekommt zusätzlichen Sauerstoff. Zunächst versucht sie aber immer, durch eine andere Lagerung die Atmung zu erleichtern, das heißt, die Schwester ist immer einsatzbereit.

Weitere Handgriffe werden durch die Schwester in der Nacht durchgeführt: katheterisieren, Medikamentenkontrolle (regelmäßig gibt es z.B. eine Inventur um immer im Blick zu haben, welche Medikamente neu aufgefüllt werden müssen), Medikamentenvorbereitung, Gerätepflege, Dokumentation, …

Fakt ist: ohne Pflegedienst ginge es nicht! Wir sind sehr froh, dass es diese Möglichkeit gibt.

In den nächsten Beiträgen werde ich dann etwas dazu schreiben, „Wie“ es mit Pflegedienst geht: zum einen, wie man an einen Pflegedienst kommt, zum anderen, wie wir alle unser Leben mit einer fremden Person im Haus organisieren.

und noch mehr Dinge zum drehen…

Das drehen scheint Judith eine neue Tür zur Welt geöffnet zu haben! Seitdem sie drehen kann, wird wirklich alles erst einmal darauf getestet, ob es gedreht werden kann. Wir müssen jetzt ein bisschen mehr aufpassen was mir ihr geben, z.B. habe ich nun erst mal alle Seifenblasen aus ihrer Spielzeugkiste in Sicherheit gebracht 😉

Hier seht Ihr mal, was sie gerade noch so alles dreht:

Pfandflaschen
Pfandflaschen
Schraube aus dem Baumarkt
Schraube aus dem Baumarkt
Kugelschreiber
Kugelschreiber
und auch der Kopf vom Duplo-Männchen dreht sich!!
und auch der Kopf vom Duplo-Männchen dreht sich 🙂 !!

Rückenfreundlicherer Transfer

Erst mal wieder eine Begriffsklärung: Was ist ein Transfer?
Bei einem Transfer bringt man eine Person (die das nicht alleine kann) von einem an den anderen Ort. Ein Baby hebt man einfach hoch und legt es woanders hin, auch bei einem Kleinkind geht das alles noch relativ unproblematisch.
Aber spätestens, wenn das Kind eine gewisse Kilo-Zahl erreicht hat (bei Judith waren das etwa 15 Kg), muss man sich was einfallen lassen…

Diesbezüglich bekamen wir viel Unterstützung von Physiotherapeuten, einem Kinaesthetics-Fachtag im örtlichen Krankenhaus sowie einer Kinaesthetics-Trainerin, die eine persönliche Beratung zu Hause anbot (die Kosten für zwei Stunden Beratung pro Halbjahr übernehmen viele Pflegekassen auf Anfrage).

In weiteren Beiträgen werde ich Euch unsere individuellen Lösungen vorstellen, heute erst einmal ein paar persönliche Erfahrungswerte wie man eine größere Person von A nach B bekommt:

  • Wege kurz halten.
    Hilfsmittel immer möglichst nah aneinander stellen, keine grossen Lücken entstehen lassen.
  • Schwerkraft nutzen.
    Beispiel: Wenn ich Judith aus dem Bett rausnehmen möchte, fahre ich das Bett etwas höher und stelle den Therapiestuhl etwas niedriger. Wenn ich sie ins Bett reinlegen möchte, stelle ich den Therapiestuhl höher und das Bett niedriger
  • Zwischenetappen einlegen.
    Beispiel: beim Transfer aus dem Stuhl auf den Boden nicht die komplette Strecke heben, sondern erst auf den eigenen Oberschenkel gleiten lassen und von dort aus mit der eigenen Körperdrehung auf den Boden rutschen lassen.
  • Hilfsmittel sinnvoll nutzen.
    Das heißt: Was wegzuklappen geht, wegklappen (z.B. Fußbrett, Seitenteile,…); Höhenverstellung nutzen; Rutschbrett verwenden; wenn ein Lifter vorhanden ist, auch diesen nutzen;…
  • Je enger am Körper, desto weniger Kraftaufwand.
  • Eigenen Körper als Hilfsmittel einsetzen.
    Beispiel: wenn ich Judith auf mein Bein setze, kann ich dieses mit relativ wenig Kraftaufwand verschieben und somit verschiebe ich sie mit. Oder: wenn sie auf dem Bein sitzt und ich mich etwas erhebe, wird sie automatisch mit erhöht
  • Ressourcen nutzen.
    Judith kann z.B. mit Hilfe aufstehen, das nutze ich in bestimmten Situationen (z.B. Transfer vom Stuhl ins Bett) gezielt.
  • Körperteile nacheinander bewegen.
    Man muss ja nicht zwangsläufig den ganzen Körper gleichzeitig bewegen. Möchte ich Judith z.B. im Bett etwas verschieben, bewege ich Oberkörper und Unterkörper abwechselnd. So benötige ich nur die halbe Kraft für das halbe Gewicht
  • Zusammen arbeiten.
    Wir haben gewisse Signale die wir Judith geben, damit sie mitarbeitet. z.B. hebt sie bei der Ansage „Popo hoch“ den Popo an. Oder: wir sagen „bei drei gehts hoch- 1,2, und 3!“ , dann stellt sie sich mit hin. Wir verwenden immer die gleichen Worte, so dass sie sich gut darauf einstellen kann und weiß, was als nächstes passiert
  • Drehen statt heben.
    Beispiel: Wenn Judith auf dem Boden liegt, dann hebe ich sie nicht „aus dem Rücken“ einfach hoch, sondern drehe sie auf die Seite und dabei bewege ich den Oberkörper schon Richtung Sitz. Das ist viel rückenschonender für einen selber und derjenige, der gehoben wird, empfindet es angenehmer.
  • Hebelwirkung nutzen.
    Beispiel: Wenn ich Judith im Sitzen noch mal nachpositionieren will (näher an die Rückenfläche, gerade hinsetzen, nach vorne rutschen,…), dann bitte ich sie zunächst, ihren Oberkörper nach vorne zu kippen. Dadurch lastet viel weniger Gewicht auf dem Po und dieser lässt sich dann gut hin und her schieben. Gleiches gilt z.B auch beim hochheben vom Boden: sie kann leichter auf meine Beine gesetzt werden, wenn der Oberkörper zur Seite geneigt wird. Dann lastet nur noch das halbe Gewicht auf ihrer Sitzfläche und der Po kann bequem auf meine Beine gehoben werden.