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„Externe innere Uhr“, Orientierung in der Tagesstruktur

Schon immer hat Judith Schwierigkeiten, in einen Tag-Nacht-Rhythmus zu finden. Wir haben so ziemlich alles ausprobiert, aber die Konsequenz ist immer: sie schläft wie sie es braucht, mal bis nachmittags um fünf oder auch nur bis morgens um 4. Manchmal ist die Nacht auch schon um Mitternacht vorbei. Mal ist sie 24 Stunden wach, mal schläft sie 24 Stunden.

Die äußeren Umstände erschweren ihr eine Orientierung im Tageslauf: Tag und Nacht hat sie Leute um sich, die immer wach sind und rumwuseln (klar, nachts sind die Pflegekräfte leiser, aber trotzdem). Im Winter ist es tagsüber früh dunkel, im Sommer lange hell.

Wir sagen Judith nach dem Abendritual gute Nacht aber wenn sie einige Stunden später wieder wach wird weiß sie nicht, ob die Nacht schon vorbei ist. Sprich: ob sie noch mal schlafen kann oder ob gleich jemand mit der Waschschüssel ans Bett springt, die Vorhänge aufzieht und der Tag startet.

Klar sagen die Pflegekräfte ihr nachts „es ist noch Nacht, du kannst noch schlafen“, aber sie ist eben immer drauf angewiesen, dass einer kommt und ihr das sagt. Eine neue Pflegekraft (huhu M. 🙋‍♀️) hat das ebenso beobachtet aber eben auch mit Nachdruck gesagt: „wie soll Judith sich auch im Tagesablauf orientieren wenn sie nicht regelmäßig schlafen kann!?“

Wir überlegten also gemeinsam, wie wir sie befähigen können, sich selber die Information über die Tageszeit zu holen.

Die erste Idee war ein Nachtlicht das immer brennt oder ein Symbol. Beides nicht ganz praktikabel, da Judith ja auf unterschiedlichen Seiten liegt und ein Symbol oder ein bestimmtes Nachtlicht gar nicht in jeder Perspektive sieht. Außerdem braucht es verschiedene Lichtverhältnisse: im hellen Sommer würde man eine Lampe nicht sehen, im dunklen Winter das Symbol nicht.

Also war der Plan, dass sie etwas hat, das sie erfühlen kann und das immer greifbar ist. Es sollte eindeutig ertastbar aber trotzdem angenehm sein und keine Druckstellen machen oder nervig werden. In diesem Fall lief es auf ein gekürztes Kunstleder-Haargummi hinaus, das über ihren Zeigefinger geschoben wird.

Bildbeschreibung: ein grüner Haargummiring aus Kunstleder

Das kann sie bei Bedarf mit dem Daumen selbstständig ertasten. Damit es nicht runterrutscht, ist es mit einem Stück Gurtband an ein Uhrenarmband aus Stoff genäht (die Farben sind bewusst so bunt, damit es auffällt).

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol im ganzen. Am Haargummi ist ein rosafarbenes Gurtband, das Gurtband ist an einem hellblauen Uhrenarmband,m

Die Armbänder von „baby-g“ finde ich für solche Zwecke perfekt. Sie sind noch recht gut über Gebraucht-Portale im Internet zu beziehen.

Bildbeschreibung: hellblaues Uhrenarmband, bestehend aus einem unteren Band zum kletten und einem oberen zum zuklipsen

Wir machen das Armband abends drum und lassen sie fühlen dass nun die Nacht beginnt.

Videobeschreibung: Nachtsymbol an der Hand befestigt, der Daumen fühlt rhythmisch über das Kunstleder

Nun kann sie sich in der Nacht jederzeit autonom über die Tageszeit informieren!

Morgens um sieben wird es abgemacht.

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol an der Hand, der Daumen fühlt das Kunstleder

Unterstützte Kommunikation: „Fünf Freunde und du“

Diese Buchreihe ist perfekt für Judith, gerne stelle ich sie Euch mal vor:

Die Bücher helfen einzuüben, eigene Entscheidungen zu treffen und zu erleben, dass diese Entscheidungen Auswirkungen haben. Vielleicht könnt Ihr die Bücher ja auch in Eurem Arbeits- oder Familienalltag nutzen?

Bildbeschreibung: Buchcover Enid Blyton „Fünf Freunde und du verfolgen die Strandräuber“, ein Hund und vier Kinder schauen aufs Meer, eine weiße Silhouette deutet ein fünftes Kind an

Die fünf Freunde-Geschichten sind seichte und trotzdem spannende Unterhaltung: die vier Kinder plus ein Hund erleben Abenteuer, die ein ganzes Buch füllen können, ohne dabei zu viele Nebenhandlungen zu haben. Die Geschichten folgen einer klaren Linie, „gut“ und „böse“ sind auch recht schnell identifiziert. Die Bösen sind sind nur etwas böse, niemals schlimm böse, es geht maximal um Schmuggel oder Diebstahl. Der Rahmen ist dennoch spannend: es werden Inseln besucht, Höhlen erforscht und Schätze gefunden, beliebter Move ist auch, nachts mit einer Taschenlampe loszuziehen. Die Geschichten kommen ohne (schwere) Gewalt aus. Ist man etwas eingetaucht in die Welt der fünf Freunde, kann man auch gut abschätzen, wer sich wie verhalten wird. Die Sätze sind klar und verständlich, ältere Grundschüler können die Bücher sicher gut alleine lesen. Alles in allem also einerseits etwas spannende Unterhaltung, andererseits können Kinder trotzdem abends friedlich einschlafen 😉

Innerhalb des „Fünf Freunde“- Universums gibt es die „fünf Freunde und du“-Reihe. Hier findet die Geschichte interaktiv statt. Das Kind wird zum Akteur und bestimmt den Verlauf der Story durch Entscheidungen, die alle paar Kapitel getroffen werden müssen. Von Kapitel zu Kapitel wird quer durchs Buch gesprungen. Ein Kapitel ist maximal eine Seite lang. Steht eine Entscheidung an, gibt es zwei, maximal drei Optionen. Und dadurch wird das Buch interessant für Kinder die unterstützt kommunizieren und ein umfassendes passives Sprachverständnis haben: Sie können erleben und auch trainieren, dass ihre Entscheidungen unmittelbar Auswirkungen haben.

Bildbeschreibung: Seite aus dem Buch mit vier kurzen Kapiteln die die verschiedenen interaktiven Möglichkeiten zeigen. Beim Kapitel oben links wird man zu einem anderen Kapitel weiter geschickt, darunter bekommt man einen Pechvogel wenn man von einem bestimmten Abschnitt kommt, man muss zwischen zwei Optionen entscheiden und beim letzten Abschnitt kassiert man entweder einen oder drei Vögel

Und egal wie man entscheidet: am Buchende wartet das happy end. Falsche Entscheidungen sind also kein Weltuntergang, bringen aber einen oder mehrere Pechvögel/Unglücksraben/Pleitegeier, wie auch immer man die kleinen Vögel nennen mag, die man ab und zu auf dem Weg durch die Geschichte einsammelt.

Bildbeschreibung: Rückseite Cover des Buches. Das Vorderbild in klein und eine Inhaltsangabe sowie Erklärung wie das Buch „funktioniert“

So setzen wir es praktisch um:

Kommt ein Kapitel, nach dem eine Entscheidung gefragt ist, kündige ich es vorher an so dass Judith ausreichend Zeit hat sich auf die bevorstehende Entscheidung vorzubereiten. Dann formuliere ich die Entscheidung als ja/nein-Frage.

Judith kommuniziert vorzugsweise über Blicke. Ein Blick in die Augen bedeutet: ja. Weggucken bedeutet: nein. Inzwischen kann sie gut abschätzen was eine sinnvolle Handlungsoption wäre und die eingesammelten Pechvögel werden von Buch zu Buch weniger. Das gibt mir wiederum wertvolle Einblicke in ihre komplexe Denkweise. Wir freuen uns gemeinsam über „eingesparte“ Pechvögel und lesen uns so Abschnitt für Abschnitt durchs Buch. Da teilweise mehrere Leute mit ihr das Buch lesen, haben wir es uns angewöhnt, die Abfolge zu notieren, das sieht dann so aus:

Bildbeschreibung: Zettel mit vielen Zahlen, entweder durch Kommata getrennt oder durch Pfeile. Manche Zahlen haben Unterstriche, hier hat Judith leider Pechvögel gesammelt 😉

Aus der „Fünf Freunde und du“-Reihe gibt es laut einer österreichischen Internetseite wohl 14 Bände. Die Bücher bekommt man nur noch gebraucht, auf gängigen Plattformen (einfach mal googeln ;-)) findet man sie aber gut und für wenig Geld. Ihr könntet mir auch schreiben, wir haben immer mal ein ausgelesenes Buch über.

Fazit: eine sehr gelungene, originelle und gut lesbare Buchreihe 5/5 Sterne!

Unterstützte Kommunikation in der Pflege: wo ist die Nahrung!?

Judith hat eine Jejunalsonde, über die sie ernährt wird. Aus verschiedenen Gründen geht das bei ihr nur mit industriell hergestellter Sondenkost. Hierfür gibt es 500 ml-Behälter, die jedoch niemals in einem Schwung verbraucht werden; es bleibt immer etwas übrig. Die Nahrung wandert also fröhlich zwischen Pumpe, Pflegewagen und Kühlschrank hin und her, neue Behälter stehen wieder woanders und zu Beginn einer Nahrungsgabe ging erst mal das große Suchen los…

Zeit, das zu ändern!

In der Nähe des Betts hängt eine laminierte Übersichtstafel. Auf dieser Tafel gibt es vier Möglichkeiten wo man suchen könnte. Praktischerweise wurde bei der letzten Nahrungsgabe eingestellt, wo die Nahrung zu finden ist: im Kühlschrank, in der Pumpe, auf dem Pflegewagen oder: es muss eine neue angebrochen werden. Die Markierung erfolgt mit einer Wäscheklammer. Für den Vorgänger ein schneller Handgriff, für den Nachfolger eine Arbeitserleichterung: es muss nicht mehr gesucht werden…

Bildbeschreibung: an einem Regal hängt ein einlaminiertes Blatt. Überschrift: WO ist die Nahrung? Darunter vier Felder die mit gestempelten Buchstaben und passenden Symbolen illustriert sind: im Kühlschrank/neue holen!/auf dem Pflegewagen/läuft. Eine Holzwäscheklammer hängt bei „im Kühlschrank“

Auch in anderen Kontexten haben wir uns schon die Möglichkeiten der „Unterstützten Kommunikation“ zu Nutze gemacht. Auf vielfältige Weise bereichert UK somit unseren Alltag!

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Entspannungs-Ort gefunden

Judith kommuniziert ja non-verbal. Das bedeutet, sie zeigt uns über Laute oder ihr Verhalten was ihr wichtig ist. Dazu bedarf es auch Begleit-Personen, die sie gut beobachten. So ergab sich neulich zwischen zwei Pflegekräften bei der Übergabe folgender Dialog:

„Die Judith hatte heute zuerst schlechte Laune. Komischerweise änderte sich ihre Laune, als sie unter den Hängeschränken in ihrem Zimmer stand. Plötzlich machte sie gute-Laune-Geräusche.“

Andere Pflegekraft: „Interessant, das habe ich auch schon mal beobachtet. Dann war das kein Zufall… Vielleicht ist das ihr Wohlfühl-Ort?“

Bildbeschreibung: eine weisse Wand, in etwa 1 m 50 cm hängen mehrere weiße Hängeschränke

Und so probierten sie es weiter aus; Immer wenn Judith in ihrem Zimmer mit dem Therapiestuhl unter den Hängeschränken stand, besserte sich ihre Laune.

Bildbeschreibung: Jugendliche (Gesicht mit Smiley unkenntlich gemacht) sitzt in einem Therapiestuhl unter Hängeschränken

Nun, wir haben ja alle mehr oder weniger spezielle Wohlfühlorte und Judith kann anscheinend perfekt unter dem Hängeschrank chillen. Warum auch nicht.

Um den Ort noch etwas schöner zu machen hatte die Pflegekraft die Idee, Judiths Interesse für den Blick nach oben und Muster so richtig zu erfüllen: sie hängte ein Bild aus Judiths Muster-Kalender unter den Schrank. Und nun ist es ein Entspannungs-Ort, wie er perfekter nicht sein könnte. Dank zweier Menschen, die gut beobachtet haben und ihre Bedürfnisse ernst nehmen!

Bildbeschreibung: Perspektive des Schranks von unten; man blickt auf ein Poster mit symmetrisch angeordneten Ellipsen, jeweils zwei sind verschoben in unterschiedlichen Farben übereinander

P.S: unter #BlickNachOben poste ich auf Twitter immer mal aus Judiths Perspektive…

Übersicht: wer kommt?

Durch den fragilen Gesundheitszustand ist Judith auf die Betreuung von Pflegefachkräften angewiesen. Monat für Monat kommt ein Dienstplan, in dem steht, wer wann kommt. Wir übertragen die Dienste in einen Taschenkalender, so dass wir Eltern schnell nachschlagen können wer wann da ist. Für uns ist das wichtig zu wissen wer kommt, da die Pflegekräfte aus familiären Gründen teilweise verschiedene Arbeitszeiten haben. Auch Judith braucht in ihrem Leben Verlässlichkeit.

So kam es also nicht selten vor, dass wir mit der Pflegekraft grübelnd und spekulierend am Bett standen und überlegten, wer wohl als nächstes kommt. Eine für alle nicht glückliche Situation.

Bildbeschreibung: zwei Leisten übereinander. In jeder Leiste stecken einlaminierte Fotos bzw. ein Symbol „kein Pflegedienst“. Die obere Leiste ist mit „heute“ markiert, die untere mit „morgen“. Rechts hängt der jeweilige Wochentag an der Leiste

Die Lösung: eine Übersicht am Schrank gegenüber des Bettes. Die Leisten habe ich im Internet unter dem Stichwort „Bonleiste“/„Bonschiene“ entdeckt. Sie sind wohl eigentlich für die Gastronomie, um Kassenzettel einzuschieben. Die Leisten sind mit „heute“ und „morgen“ gekennzeichnet. Der Wochentag kann flexibel per Magnet verändert werden. Da Judith von unten hochschaut, habe ich sie an die schräge Leiste gemacht.

Bildbeschreibung: einlaminierter Wochentag von hinten. Zwei runde Magnete sind mit Klebeband unten festgeklebt

Jede Pflegekraft im Team hat ein Foto. Die Fotos sind einlaminiert, oben ist ein längerer Rand, der in der Schiebeleiste verschwindet. Manche Pflegekräfte wollten lieber ein Pictogramm. Dank Metacom konnten wir auf eine umfangreiche Sammlung zugreifen und die Bilder um individuelle Eigenschaften ergänzen.

Bildbeschreibung: zwei einlaminierte Bilder mit jeweils einer Person drauf mit charakteristischen Eigenschaften wie Frisur, übliche Oberteilfarbe oder Piercings

Weitere Schildchen lagern im Nachbarschrank in einer Dose.

Bildbeschreibung: eine flache grüne Brotdose, darin einlaminierte Schildchen mit Wochentagen und Symbolen

Nun weiß jede*r Bescheid, wer als nächstes kommt!

P.S.: auch wiederkehrende, zeitlich nicht festgelegte Pflegeabläufe lassen sich mit dem Metacom-System gut dokumentieren.

Fausthaltung der Hände und selbstbestimmt Musik hören: adaptierter MP3 Player

Bildbeschreibung: ein quer geteiltes Bild, ein MP3-Player: die eine Hälfte zeigt den MP3-Player vor der Anpassung, die andere danach.

Für einen Spielklienten war das Ziel, selbstbestimmt Lieblings-Musik hören zu können. Das Abspielgerät sollte mehrere Anforderungen erfüllen: es darf nicht wegrutschen und die Tasten müssen mit der Faust bedienbar sein.

Wie so oft entschied ich mich für den Fisher-Price MP3-Player, diesmal in blau.

Bildbeschreibung: ein robuster Kinder-MP3-Player mit Mikrofon auf der Linken Seite

Nun begannen die üblichen Anpassungen, zunächst einmal entfernte ich das Mikrofon. Dann klebte ich mit Klebefolienresten (erhältlich unter diesem Begriff auf gängigen Onlineplattformen sowie in Werbedruck-Läden) die bunten Drucke ab und auch das Logo, so dass das Erscheinungsbild insgesamt neutraler und altersentsprechender wurde.

Im nächsten Schritt mussten die Tasten adaptiert werden. Möglich sind dem Spielklienten Bewegungen mit der Faust nach oben und unten sowie seitlich.

Playbutton:

Mit blauem Sugru formte ich die Fläche die später gedrückt wird. Zum trocknen kann das Sugru auf Backpapier gelegt werden. Der Unterbau ist aus weißem Sugru der die gesamte Ursprungsfläche des Buttons bedeckt und sich nach oben hin vergrößert. Darauf kam dann die blaue inzwischen getrocknete Platte.

„Weiter“- Button:

Hier überlegten wir (die Mutter des Klienten und ich) eine Lösung mit Stab, so dass die Taste gut separat angesteuert werden kann. Ein Auslösen ist sowohl per seitlichem drantippen als auch drücken von oben möglich. Auch hier kam wieder Sugru zum Einsatz, das den Stab (ein alter Buntstift ;-)) in Position brachte. Oben drauf kam (zur besseren Unterscheidung in rot) ein Knubbel aus Sugru, den ich zur Sicherheit zusätzlich mit Heißkleber fixiert habe. Die Herausforderung war, dass sich die beiden Tasten nicht berühren und wirklich separat ansteuerbar sind. So scheint es aber zu funktionieren:

Bildbeschreibung: zwei vergrößerte Tasten auf einem MP3-Player
Bildbeschreibung: die zwei Tasten aus seitlicher Perspektive. Deutlich zu sehen ist die Handarbeit… nicht perfekt, aber eindeutig zweckerfüllend. Die Tasten berühren sich nicht, da der Stab seitlich ausgerichtet ist und das Sugru eine leichte Ausbuchtung hat.

Um zu wissen was die Tasten für eine Funktion haben, kamen noch Symbole drauf:

Bildbeschreibung: auf den Tasten sind jetzt Zeichen für Play (ein Dreieck und zwei senkrechte Striche) und weiter (zwei Pfeile nach rechts)

Geplant war, den MP3-Player in ein Spielbrett zu integrieren (das Spielbrett werde ich in meinem Buch vorstellen), also überlegte ich mir folgende Befestigung:

Bildbeschreibung: MP3-Player von unten. Ein Klett ist auf ein Brett geklebt, ein weiteres auf der Rückseite des Players

Der MP3-Player wird auf Stäbe geschoben. Damit er nicht vom Brett fällt, wird er zusätzlich mit Klett gesichert.

Bildbeschreibung: ein runder Holzstab auf einem Brett ist am seitlichen Rand des Tragegriffs eingepasst
Bildbeschreibung: MP3-Player von oben. Zu erkennen ist, dass die zwei Rundhölzwr an den äußeren Rändern des Tragegriffs sind.

Und hier noch die Materialliste:

– Fisher Price MP3 Player

– Klebefolienrest

– Tesa Sugru

– alter Holzstift

– zur Befestigung: Rundhölzer und etwas Klebeklett

P.S.: wenn Ihr den MP3-Player auch schon adaptiert habt, freue ich mich über neue Anregungen und Fotos. Und vielleicht können wir daraus dann auch einen Gastbeitrag machen!

Symbolbasierter Taschenkalender

Transparenzhinweis: Der Kalender für diese Rezension wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt.

„Pictogenda“ ist ein Kalender, der mit eingeklebten Symbolen ermöglicht, einen Überblick über seine Termine zu haben.

Bildbeschreibung: Eine hellgrüne Kalenderhülle aus einer Art Kunstleder. Darauf steht: Pictogenda. Unten steht „Metcom Symbole zur Kommunikation“. Im unteren Drittel sind vier Pictogramme

Die Pictogenda ist ideal:
– wenn lesen schwerfällt
– eine zeitliche Orientierung vorhanden ist oder angebahnt wird (auch für Rück- und Ausblicke)
– für Menschen, die ihre Termine selbstbestimmt verstehen oder managen wollen

Der Kalender ist von der Größe her ein guter Kompromiss zwischen „kann man noch gut mitnehmen“ und „Symbole sind so groß, dass man sie gut erkennt“.

Bildbeschreibung: EIne Spalte im Kalender. Oben steht „Mo 23“ und ein Mondsymbol, gelb hinterlegt. In die Spalte sind verschiedene viereckige Symbole geklebt: Krankenhaus, lange geschlafen, Spaziergang, Park.

Möglich wird das mit diesem Kalender, in den man nichts schreiben muss, sondern der mit zahlreichen Symbolstickern mit Leben gefüllt wird.
Die Pictogenda gibt es in zwei Versionen: entweder Metacom-basiert oder mit schwarz-weiß-Symbolen. Je nach Bedarf des Nutzers kann so ein Symbolsystem gewählt werden.

Der Kalender kommt mit umfangreichem Begleitmaterial:
– kleines Adressbuch
– allgemeine Jahresübersicht
– Einleger mit vielen hilfreichen Tipps zum Umgang mit dem Kalender
– Notizseiten
– Einstecklaschen vorne und hinten
– Aufklebersammlung
– Lesezeichen (welches ich jedoch abgeschnitten habe, weil man mit inneliegendem Lesezeichenbändchen nicht gut vorwärts blättern kann
– eine Plastikschutzhülle, um kleine Papiere/Aufkleber zu sammeln
– optional gibt es auch eine Version mit AnyBook-Audiostift, denn die Metacom-Version hat standardmäßig integrierte Codes für den AnyBook-Reader. Somit können einzelne Ereignisse zusätzlich noch mit einer Audioaufnahme hinterlegt werden.

Bildbeschreibung: aufgeklappter Kalender. Jeder Tag hat eine Spalte. Die Tage sind farblich gekennzeichnet, zusätzlich hat jeder Tag ein Symbol. Die Tage sind mit Linien in drei gleiche Abschnitte unterteilt

Jede Doppelseite bildet eine Woche ab. Je eine Spalte ist ein Tag, dieser wird durch Linien in drei Teile untergliedert. Durch Einkleben eines Symbols kann man einen Termin oder ein Erlebnis sichtbar machen. Die beigelegte Symbolsammlung ist ziemlich umfangreich und vielfältig.

Bildbeschreibung: in den Kalender eingeheftete Stickerseite mit zahlreichen Symbolen, z.B. Schule, Schulfrei, reden, Physiotherapie,…
Bildbeschreibung: eine leere Klarsichthülle in den Kalender geheftet.

Möchte man individuelle Symbole, Fotos von Personen, Ereignissen oder Orten hinzufügen, kann man zusätzlich bedruckbare Blanko-Aufkleber bestellen. Über das kostenfrei downloadbare Programm Picto Selector kann man sich so weitere, eigene Aufkleber erstellen. Die Homepage von Pictoselector wirkt auf den ersten Blick etwas unübersichtlich, mit etwas Übung und nach Ansehen einiger Erklärvideos jedoch kann man die Gestaltung schnell erlernen. So kann man neue Symbole entweder aus der integrierten (super umfangreichen!) Symbolsammlung auswählen, Symbole aus einer eigenen Metacom-Sammlung einfügen oder auch Fotos/jpegs einbinden. Mithilfe eines externen Bildbearbeitungsprogramm kann man die Bilder zusätzlich bei Bedarf vorher bearbeiten. Selbstgestaltete Aufkleber haben bei uns farbige Hintergründe, so dass Judith sie thematisch schneller zuordnen kann: Alltagsverrichtungen wie duschen, spazieren gehen oder Stehtrainer haben einen blauen Hintergrund, kritische Ereignisse wie ein Krampfanfall oder Fieber sind signalrot hinterlegt.
Es ist zu Anfang etwas tricky, aber tatsächlich findet man schnell hinein. Auch das beigelegte Infoblatt für die Blanko-Aufkleber ist auf jeden Fall lesenswert, so gelingt das Ausdrucken!
In dem Programm ist das Layout der Aufkleberbögen hinterlegt, so dass man sich diese dann passgenau ausdrucken kann. Etwas unpraktisch ist dann die Unterbringung dieser DIN A4-Bögen in dem Kalender, der etwas größer als DIN A5 ist. Ich habe mir angewöhnt, die Symbole reihenweise auszudrucken, also immer 7, 14 oder 21 Stück und sie dann in Streifen auseinander zu schneiden.

In Judiths Pictogenda gibt es dann folgende individuelle Sortierung:
> In der Einstecklasche vorne sind alle gängigen Ereignisse.
> Im Ringbuch steckt als erstes eine Plastikhülle, in der alle Symbole zu medizinischen/pflegerischen Dingen und Stimmungen sind.
> In der Mitte sind die von Pictogenda mitgeschickten Aufkleber sowie eine weitere Plastikhülle mit Nachschub häufig benutzter Symbole.
> In der Einstecklasche hinten sind Fotoaufkleber von Personen, z.B. alle Pflegekräfte. Sie kleben sich ein, so dass Judith immer weiß, wer zum Dienst kommt. Mit Pflegekräften, die sich nicht mit Foto abbilden wollten, haben wir aus der Metacom-Personen-Symbolsammlung ein ähnliches Bild rausgesucht und dieses individuell weiter angepasst.

Da wirklich viele Menschen den Kalender mit Judith nutzen, habe ich einen kurzen Begleittext auf die allererste Seite geschrieben.

Weiterhin habe ich eine Musterseite erstellt und erläutert, wie die Aufkleber anzuordnen sind. Es soll für sie einigermaßen einheitlich bleiben. Zum Beispiel kleben wir die Tagesstimmung grundsätzlich immer ins untere Drittel. Ereignisse, die den ganzen Tag sind, wie Geburtstage oder Aufenthalte an anderen Orten, kleben grundsätzlich ganz oben.

Bildbeschreibung: eine Musterseite für den Kalender. Die Tagesspalte ist in Abschnitte unterteilt und daneben steht handschriftlich, was wohin geklebt werden soll

Aufkleber werden mit ihr zusammen eingeklebt. Am Ende des Tages schauen wir uns alles noch mal an: Was war heute? Was haben wir erlebt? Was ist morgen, was findet in ein paar Tagen statt?
Sie bekommt so einen wirklich guten Überblick über ihre Aktivitäten und Termine, ist gut eingebunden, kann Ereignissen besser nachspüren und hat eine noch bessere zeitliche Orientierung. Um den aktuellen Tag zu kennzeichnen, gibt es eine kleine rote Klammer, die wir jeden Tag weiter stellen. Eine Büroklammer oder ähnliches wäre sicher auch eine gute Lösung.

Einige Tipps aus dem beigelegten Flyer wenden wir an: So decke ich beim gemeinsamen Ansehen nicht relevante Tage mit einem weißen Blatt ab. Auch wird der Kalender durch die vielen Aufkleber bald ziemlich dick. Man kann lange vergangenes oder auch spätere Monate ausheften.

Bildbeschreibung: viereckiger Karton mit Schleife drauf. Daneben eine Hülle, darin bedruckbare Blankoaufkleber, auf dem Deckblatt stehen in verschiedenen Sprachen Tipps

Fazit:
Der Kalender ist durch seinen durchdachten Aufbau sehr alltagstauglich. Man kommt nicht umhin, zusätzlich zu den vielen mitgelieferten Aufklebern eigene zu erstellen, da jeder Mensch einen anderen Alltag hat oder sich manche Dinge öfter wiederholen als es mitgelieferte Sticker gibt.

Das Einkleben ist nicht nur für Kinder toll. Auch uns Erwachsenen macht es Spaß, den Alltag so zu strukturieren und das passende Symbol rauszusuchen ;-).

Er ist eine gute Möglichkeit für Menschen, die nicht lesen können, aber einen Überblick über ihre Termine haben wollen. Gerade für Kinder, die nicht sprechen, aber mit ihren Bezugspersonen den Alltag strukturieren bzw. reflektieren wollen, kann Pictogenda ein tolles Medium sein.

Der Kalender erfordert die Mithilfe einer Person, die stets für Aufkleber-Nachschub sorgt und Ideen hat, wie Termine und Ereignisse visualisiert werden können. Nach Einarbeitung in den Picto Selector sind neue Sticker schnell erstellt.

Wir lieben diesen Kalender über alles, da er unserer Tochter die Möglichkeit bietet, ihren Alltag gut nachzuvollziehen. Sie wird in die Terminplanung mit einbezogen. Auch der Aspekt der Würde ist nicht zu vernachlässigen: es ist ein Unterschied, ob Termine einfach über den Kopf hinweg vereinbart werden, man nicht weiß welcher Tag heute ist und irgendwo „zwischen Zeit und Raum“ schwebt.
Oder ob der betreffende Mensch einen eigenen Kalender hat, informiert ist und aktiv in die Planung involviert ist. Pictogenda ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken!

UK: Musikbox

Da Judith inzwischen relativ gelangweilt von ihrem BigMack war, musste eine neue Herausforderung her. Zur Erklärung: Der BigMack ist ein Einzel-Knopf, der einen vorher aufgenommenen Text abspielt oder mit dem man adaptiertes Spielzeug ansteuern kann (zum BigMack werde ich bei Gelegenheit auch mal einen Artikel einstellen).

Um mit ihr das Ansteuern verschiedener Felder zu üben, bauten wir daher aus vier BigPoints und Holz eine „Musikbox“:

Anhang 3 (Mobile)

Hier hat sie nun vier Felder, sie sie ansteuern kann. Um ihr das Ansteuern schmackhaft zu machen, haben wir drei Felder mit ihren Lieblingsliedern bespielt und das vierte ist derzeit noch leer. Wenn Sie mit der Bedienung etwas vertrauter ist, kommt aufs rote Feld ein für sie unangenehmes Geräusch (etwas fies, aber wirksam 😉 ) und sie lernt dann hoffentlich die noch gezieltere Bedienung.
Derzeit hat sie zwar das Prinzip verstanden dass unterschiedliche Lieder abgespielt werden, aber wenn sie einen Knopf oben ansteuern will, drückt sie immer automatisch den blauen mit. Hierfür haben wir noch so keine richtige Lösung, wenn mal wieder etwas Zeit übrig ist, baue ich vielleicht eine schräge Stütze auf die die Musikbox geschraubt wird, aber das ist „Zukunftsmusik“.

Hier noch zwei Bilder:
Musik-Box Ansicht von der Seite Musikbox Ansicht von unten

In der Seitenansicht seht Ihr die Aussparungen die es ermöglichen, neue Sequenzen aufzunehmen ohne den Big-Point aus dem Kasten heraus zu nehmen. Genau genommen müssten die Schrauben nur zum Batteriewechsel gelöst werden.
Von unten seht Ihr oben etwas über der Mitte zwei Gewinde. Judiths Stehständertisch und auch ein Tisch für den Therapiestuhl hat an der gleichen Stelle Löcher, so dass die Box vandalismus- und absturzsicher auf dem Tisch festgeschraubt werden kann (sie hat übrigens noch mehr Spielzeuge, z.B. eine Kalimba, die durch diesen Kniff überhaupt erst für sie nutzbar sind).
Sebastian hat eine Anleitung zum Nachbau erstellt, hier könnt Ihr sie runterladen.

UK: Wochenplan

Nachdem ich hier bereits die UK-Monatsübersicht vorgestellt habe, geht es nun ins Detail, nämlich die Wochenplanung.
Wir erzählen Judith immer waUK Wochenplans am Tag geplant ist, damit sie sich darauf einstellen kann. Diese Erklärungen nimmt sie dankbar an und wir haben den Eindruck, dass ihr diese Erklärungen Sicherheit geben. Um das ganze für sie zu visualisieren, hat sie nun einen Wochenplan bekommen. Die Anleitung und Vorlage findet Ihr hier, herzlichen Dank an dieser Stelle für diesen Download!

Wir waren zunächst skeptisch ob sie das System versteht, aber alle Bedenken waren umsonst! Sie findet den Wochenplan total klasse und hört morgens sehr aufmerksam zu wenn wir mit ihr die Tagesplanung durchgehen und Abends ist sie auch aufmerksam wenn wir die Aktivitäten des nächsten Tages erklären. Der aktuelle Tag wird mit einer Wäscheklammer markiert an der das „heute“-Symbol klebt.

Damit das ganze flexibel zu gestalten ist, wurde der Plan einlaminiert und mit Klettstreifen versehen. Aus der Metacom-CD (hier zu bestellen) habe ich dann die für sie relevanten Tagesaktivitäten herausgesucht und teilweise angepasst. Hier gibt es eine weitere Symbolsammlung: https://www.pictoselector.eu/de/ Für manche Aktivitäten, z.B. Kindergottesdienst, gibt es noch kein vorgegebenes Symbol- da habe ich eben dann ein Photo des Kindergottesdienstraumes verwendet. Weiterhin gibt es Photos von allen Menschen die regelmäßig in Judiths Leben auftauchen, sowie die durchgestrichene Variante davon (durchgestrichener Papa bedeutet: Papa ist heute nicht da).
UK Aufbewahrung WochenplansymboleDie Symbole werden in eine Mappe geklettet wenn sie gerade nicht benötigt werden. Die Mappe kann platzsparend zusammengeklappt
werden und liegt immer griffbereit in der Nähe.

Der Wochenplan hängt wie die Jahresuhr in Sichtweite zu Judiths Platz in der Küche so dass wir beim Essen gleich Kommunikationsanlässe haben.

UK: Was ist das? und: UK- Jahresuhr

Nachdem Judiths Erzieherin in der Kita grandiose Vorarbeit in Sachen unterstützte Kommunikation geleistet hat (danke, Martina!), haben wir auch zu Hause die Metacom-Symbole eingeführt.

Zunächst ein kleiner Exkurs für alle, die zum ersten Mal davon hören:
Ich empfehle den Wikipedia-Artikel „unterstützte Kommunikation“ sowie die „Unterstützte Kommunikation“-Gruppe bei Facebook (hier habe ich wirklich viele Anregungen und Tipps bekommen).
UK ist die Möglichkeit, trotz fehlender Lautsprache zu kommunizieren. Hierbei kann man -wie Judith es schon tut- Mimik und Gestik verwenden oder auch Gebärden.
Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten mit Hilfsmitteln zu kommunizieren:
zum einen gibt es elektronische Hilfsmittel (vom einfachen Big-Mack, einem „Sprachknopf“ bis hin zum sog. Talker mit komplexem Vokabular), zum anderen kann man mit Bild- und Symbolkarten kommunizieren.

An diese Möglichkeit tasten wir uns gerade heran.
Ein paar tolle Ideen habe ich hier gefunden, unter anderem folgende Jahresuhr:
UK JahresuhrDiese Uhr hängt in unserer Küche und Judith schaut sehr oft und sehr intensiv dort hin. Da sie eh ein Faible für neue Kalenderblätter hat (sie nimmt es sofort wahr wenn ein neues Kalenderblatt an der Wand ist!) und wir ihr gerne eine zeitliche Orientierung bieten wollen, war dies dann unser erstes Metacom-Utensil. Arbeitsaufwand waren etwa zwei Stunden, in dem Dokument zum Monatskalender ist alles sehr gut erklärt und man muss kein Bastel-Experte sein :-).

Das größte Highligt ist natürlich, wenn der Pfeil einen Monat weiter wandert. Aber auch so kommentieren wir jedesmal, wenn sie dort hin schaut, den Monat und die Jahreszeit. Hierbei verwenden wir Sätze die sie gut mit ihren bisherigen Erfahrungen übereinbringt, z.B.: „das ist der Dezember, da stellen viele Leute einen Tannenbaum auf. In der Kita steht doch auch schon ein Baum, oder? Bei Oma und Opa hast Du doch auch gestaunt dass ein Baum im Wohnzimmer steht. Und wir kaufen auch bald einen…“