Archiv der Kategorie: Alltag

„Externe innere Uhr“, Orientierung in der Tagesstruktur

Schon immer hat Judith Schwierigkeiten, in einen Tag-Nacht-Rhythmus zu finden. Wir haben so ziemlich alles ausprobiert, aber die Konsequenz ist immer: sie schläft wie sie es braucht, mal bis nachmittags um fünf oder auch nur bis morgens um 4. Manchmal ist die Nacht auch schon um Mitternacht vorbei. Mal ist sie 24 Stunden wach, mal schläft sie 24 Stunden.

Die äußeren Umstände erschweren ihr eine Orientierung im Tageslauf: Tag und Nacht hat sie Leute um sich, die immer wach sind und rumwuseln (klar, nachts sind die Pflegekräfte leiser, aber trotzdem). Im Winter ist es tagsüber früh dunkel, im Sommer lange hell.

Wir sagen Judith nach dem Abendritual gute Nacht aber wenn sie einige Stunden später wieder wach wird weiß sie nicht, ob die Nacht schon vorbei ist. Sprich: ob sie noch mal schlafen kann oder ob gleich jemand mit der Waschschüssel ans Bett springt, die Vorhänge aufzieht und der Tag startet.

Klar sagen die Pflegekräfte ihr nachts „es ist noch Nacht, du kannst noch schlafen“, aber sie ist eben immer drauf angewiesen, dass einer kommt und ihr das sagt. Eine neue Pflegekraft (huhu M. 🙋‍♀️) hat das ebenso beobachtet aber eben auch mit Nachdruck gesagt: „wie soll Judith sich auch im Tagesablauf orientieren wenn sie nicht regelmäßig schlafen kann!?“

Wir überlegten also gemeinsam, wie wir sie befähigen können, sich selber die Information über die Tageszeit zu holen.

Die erste Idee war ein Nachtlicht das immer brennt oder ein Symbol. Beides nicht ganz praktikabel, da Judith ja auf unterschiedlichen Seiten liegt und ein Symbol oder ein bestimmtes Nachtlicht gar nicht in jeder Perspektive sieht. Außerdem braucht es verschiedene Lichtverhältnisse: im hellen Sommer würde man eine Lampe nicht sehen, im dunklen Winter das Symbol nicht.

Also war der Plan, dass sie etwas hat, das sie erfühlen kann und das immer greifbar ist. Es sollte eindeutig ertastbar aber trotzdem angenehm sein und keine Druckstellen machen oder nervig werden. In diesem Fall lief es auf ein gekürztes Kunstleder-Haargummi hinaus, das über ihren Zeigefinger geschoben wird.

Bildbeschreibung: ein grüner Haargummiring aus Kunstleder

Das kann sie bei Bedarf mit dem Daumen selbstständig ertasten. Damit es nicht runterrutscht, ist es mit einem Stück Gurtband an ein Uhrenarmband aus Stoff genäht (die Farben sind bewusst so bunt, damit es auffällt).

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol im ganzen. Am Haargummi ist ein rosafarbenes Gurtband, das Gurtband ist an einem hellblauen Uhrenarmband,m

Die Armbänder von „baby-g“ finde ich für solche Zwecke perfekt. Sie sind noch recht gut über Gebraucht-Portale im Internet zu beziehen.

Bildbeschreibung: hellblaues Uhrenarmband, bestehend aus einem unteren Band zum kletten und einem oberen zum zuklipsen

Wir machen das Armband abends drum und lassen sie fühlen dass nun die Nacht beginnt.

Videobeschreibung: Nachtsymbol an der Hand befestigt, der Daumen fühlt rhythmisch über das Kunstleder

Nun kann sie sich in der Nacht jederzeit autonom über die Tageszeit informieren!

Morgens um sieben wird es abgemacht.

Bildbeschreibung: das Nachtsymbol an der Hand, der Daumen fühlt das Kunstleder

Aufruf zum Mitmachbeitrag: Kleinteile in der Spülmaschine

Egal ob pflegende Angehörige, Kleinkind-Eltern oder Spülmaschinennutzer- Ich denke, das stört uns alle: rumfliegende (Plastik-) Kleinteile in der Spülmaschine. Gerade bei besonderen Ernährungssituationen werden viele Kunststoff-Flaschen, Flaschendeckel genutzt und müssen irgendwie wieder richtig sauber werden. Ungesichert fliegen sie aber in der Spülmaschine umher und werden nicht gut sauber…

Daher meine Frage an Euch: wie sichert Ihr kleine Teile in der Spülmaschine?

Schickt mir bis Ende Februar Eure Fotos mit einer kurzen Erklärung (gerne auch mit Bezugsquellen oder weiteren Hinweisen) an

dasbewegteleben (at) gmx.de

und ich bastel daraus den ersten Mitmachbeitrag, eine Ideensammlung, um dieses Problem zu lösen.

gestrickte Waschlappen

So ein Austausch unter pflegenden Eltern kann unheimlich inspirierend sein. Neulich besuchte ich eine Familie (die mit dem Klapperbrett) und bei einem Blick in die Waschschüssel entdeckte ich gestrickte Waschlappen, die so ganz anders als unsere IKEA- Waschlappen aussehen:

Die Mutter erklärte mir hierzu: Ihr Sohn mag die Haptik, der Stoff ist weicher als bei Frottee-Waschlappen und die verschiedenen gestrickten Strukturen geben unterschiedliche Reize. Sie bekommen die Waschlappen von der Oma gestrickt (die auch anonym bleiben möchte), die hier eine Strickanleitung zur Verfügung stellt:

Waschlappen stricken

Ich nehme Baumwollgarn, am besten so dünn, dass man es mit Nadeln der Stärke 3 verarbeiten kann. Ich nehme dann ca. 70 Maschen auf und stricke nur mit rechten und linken Maschen. Damit die Oberfläche etwas strukturiert ist, stricke ich Muster.
Am einfachsten ist das Perlmuster, eine Masche rechts, eine Masche links in jeder Reihe versetzt. Schöner wird es, wenn man die Maschen erst in jeder dritten Reihe versetzt.
Klassisch ist das kleine Karomuster. Dazu strickt man zwei Maschen rechts und zwei Maschen links im Wechsel und versetzt dieses Muster in jeder fünften Reihe.
Ein schräges Streifenmuster erhält man, wenn man zwei Maschen rechts, zwei Maschen links im Wechsel strickt, gleiche Reihen übereinander und erst in jeder dritten Reihe um eine Masche verschoben.
Dann strickt man so lange, bis der Lappen die gewünschte Größe hat, ich mache es meistens quadratisch.
Für einen Waschhandschuh braucht man unbedingt Rundstricknadeln, am besten zwei, nicht zu lang. Man nimmt eine durch 4 teilbare Maschenzahl auf, etwa 56 oder 60 Maschen und strickt rund, erst ein kleines Bündchen mit einer Masche rechts, einer Masche links im Wechsel so ca 3cm und dann eins der Muster. Am besten eignet sich das Perlmuster oder das Karomuster, bei dem schrägen Streifenmuster kommt man mit dem Zählen beim rundstricken durcheinander.
Zum Schluss nehme ich alle Maschen auf eine Nadel und kette immer zwei zusammen ab, dann ist der Handschuh ohne Naht geschlossen.
Viel Freude und Erfolg beim Stricken

Zum Nachlesen gibt es die Anleitung auch noch mal als PDF:

Und hier gibt es noch zwei Videoanleitungen:

https://m.youtube.com/watch?si=ntYCUrVYf8fCehPB&v=3B8HYGkZtKk&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?si=kzdp3MFUneCEB0TI&v=p2z9OxUxiiQ&feature=youtu.be

Danke Euch für das Zeigen!

P.S: Wer sich das stricken sparen möchte, kann einfach gekaufte gestrickte Spültücher umfunktionieren

Trachealkanüle reinigen, Arbeitsschritte nachvollziehen

Spätestens nach einer Woche wird die Trachealkanüle gewechselt. Die Kanüle die wir gerade verwenden darf laut Hersteller bis zu 28 Tage benutzt werden. Wir haben daher dauerhaft zwei Kanülen im Einsatz, die abwechselnd eingesetzt werden. Neben der Reinigung unter fließendem Wasser erfolgt eine Grundreinigung und dann eine Desinfektion. Die Arbeitsschritte dauern einige Zeit und so liegt die Kanüle eine Weile im Badezimmer rum, verschiedene Menschen führen verschiedene Arbeitsschritte aus. In der Vergangenheit musste ich viel reden, denn selbstverständlich möchten alle Beteiligten, die gerade im Dienst sind wissen, ob die Kanüle gerade gereinigt/desinfiziert werden muss, was gerade im Reinigungs/Desinfektions-Behälter passiert oder ob sie nur noch trocknet. Viel Verwirrung und Potenzial für nicht sachgemäße Aufbereitung ist da vorprogrammiert. Daher haben wir begleitend zu den verschiedenen Schritten ein kleines einlaminieres Heftchen, auf dem der jeweilige Arbeitsschritt ersichtlich ist. Wenn ein Schritt erledigt ist, wird weiter geblättert:

Bildbeschreibung: einlaminierte Kärtchen mit zwei Schlüsselringen zusammen gehalten. Beschriftung: „Schrit 1a, reinige mich. mit Stäbchen unter fließendem Wasser, dann 10-20 Minuten in die flache Dose mit 300 ml Wasser + 1 Löffel grünem Pulver einlegen. Danach nochmals unter Wasser reinigen, bis die Kanüle sichtbar sauber ist, dann Schritt 1b“
Bildbeschreinung: „Schritt 1b, ich werde gerade gereinigt. wenn fertig, dann weiter mit Schritt 2a“
Bildbeschreibung: Schritt 2a, desinfizier mich. in hohem Behälter mit 480 ml Wasser + 20 ml grüne Desinfektionslösung einlegen, anfangs gründlich schütteln, dann Schritt 2b
Bildbeschreibung: Schritt 2b, ich werde gerade desinfiziert. 30 Minuten lang, wenn fertig: Behälter nochmals schwenken und dann gründlich unter klarem Wasser abspülen, à Schritt 3
Bildbeschreibung: Trachealkanüle und Führungsstab liegen auf einem Einmalwaschlappen. Daneben das aufgeklappte einlaminierte Schild: Schritt 3, ich trockne. Auf Einmalwaschlappen legen, wenn trocken, dann bitte zurück in die Dose und dann in die rote Kiste

Unterstützte Kommunikation in der Pflege: wo ist die Nahrung!?

Judith hat eine Jejunalsonde, über die sie ernährt wird. Aus verschiedenen Gründen geht das bei ihr nur mit industriell hergestellter Sondenkost. Hierfür gibt es 500 ml-Behälter, die jedoch niemals in einem Schwung verbraucht werden; es bleibt immer etwas übrig. Die Nahrung wandert also fröhlich zwischen Pumpe, Pflegewagen und Kühlschrank hin und her, neue Behälter stehen wieder woanders und zu Beginn einer Nahrungsgabe ging erst mal das große Suchen los…

Zeit, das zu ändern!

In der Nähe des Betts hängt eine laminierte Übersichtstafel. Auf dieser Tafel gibt es vier Möglichkeiten wo man suchen könnte. Praktischerweise wurde bei der letzten Nahrungsgabe eingestellt, wo die Nahrung zu finden ist: im Kühlschrank, in der Pumpe, auf dem Pflegewagen oder: es muss eine neue angebrochen werden. Die Markierung erfolgt mit einer Wäscheklammer. Für den Vorgänger ein schneller Handgriff, für den Nachfolger eine Arbeitserleichterung: es muss nicht mehr gesucht werden…

Bildbeschreibung: an einem Regal hängt ein einlaminiertes Blatt. Überschrift: WO ist die Nahrung? Darunter vier Felder die mit gestempelten Buchstaben und passenden Symbolen illustriert sind: im Kühlschrank/neue holen!/auf dem Pflegewagen/läuft. Eine Holzwäscheklammer hängt bei „im Kühlschrank“

Auch in anderen Kontexten haben wir uns schon die Möglichkeiten der „Unterstützten Kommunikation“ zu Nutze gemacht. Auf vielfältige Weise bereichert UK somit unseren Alltag!

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Barrierearm baden: Sommerbad Leipzig-Schönefeld

Nachdem wir ja mit dem Natursportbad Bad Düben ein recht barrierefreies Freibad gefunden haben, haben wir nun noch mal in der näheren Umgebung geschaut und das „Sommerbad Schönefeld“ genauer unter die Lupe genommen. Es ist ein recht klassisches Freibad mit Liegewiesen, einem Kinder- und einem Mehrzweckbecken, Wasserspielen, einer breiten Wellenrutsche, Volleyballfeld, kurzum: es kommt hier so ziemlich jede*r auf seine Kosten.

Es ist in puncto Barriereabbau an vieles gedacht worden, ich würde sagen, auf der Skala hat es locker 4 von 5 Sternen verdient.

Auf der Internetseite (Stand 25.6.2023) findet man jedoch kaum Hinweise zur Barrierearmut, was sehr schade ist, da mehr Ausstattung vorhanden ist als beschrieben.

Immerhin gibt es einen Hinweis auf die zwei Behindertenparkplätze direkt vor der Tür. Diese werden von den Bademeistern gut beobachtet, Falschparker werden laut Aussage des sehr zugewandten Bademeisters (5 von 5 Sternen 😀) abgeschleppt damit wirklich anspruchsberechtigte Personen dort auf jeden Fall einen Platz finden. Dafür einen Daumen hoch!

Auf dem Gelände und den Laufwegen sind Steinfliesen, der Boden lässt sich gut befahren.

Bildbeschreibung: rechts ein Gebäude mit mehreren Türen, eine ist mit „Umkleide“ beschriftet. Daneben einige Rasenstücke, die von gepflasterten Wegen eingerahmt sind.

Uns wurde sofort die Rollifahrer-Umkleide aufgeschlossen (kein Euro-WC Schließsystem). Diese hat eine gute Grundausstattung. Die Toilette hat zwei Handläufe, die Dusche einen Duschkopf mit ausreichend langem Schlauch und einen Klappsitz.

Bildbeschreibung: Umkleide/Toilette mit Dusche, Waschbecken. Der Raum ist für einen Rollstuhlnutzer ausreichend groß

Die Umkleide (eigentlich alles) war sehr gepflegt. Die Aussen-Türverriegelung war etwas schwergängig. Es gibt insgesamt drei Spinde, die Schlösser wiederum sind recht weit oben angebracht.

Bildbeschreibung: drei grüne geöffnete Wandschränke

Um in die Umkleide rein zu kommen, muss man eine Kante überwinden.

Bildbeschreibung: vorne Beton, dann eine Türschwelle mit einer ca. 1 cm hohen Kante

Hier haben wir uns auch erst mal ordentlich mit den Rädern von unserem Do-it-yourself Badeexpress verkantet. Nun ja.

Sieht man von diesen Kleinigkeiten ab und denkt man sich noch eine Klappliege zum komfortablen Umziehen (und -jetzt träume ih mal so richtig- noch einen Deckenlifter zum Transfer auf die Liege) dazu, wäre es perfekt!

Zum Freibad selbst geht es über die bereits erwähnten Wege. Das Bad liegt etwas erhöht, aber es gibt zwei Rampen mit Handläufen. Da hat jemand mitgedacht.

Bildbeschreibung: ca. 15 m lange Rampe nach oben
Bildbeschreibung: links eine breite Treppe, rechts eine kürzere Rampe. Vor der Rampe ist eine geöffnete Tür

Ins Becken wiederum kommt man nur über Stufen. Perspektivisch sei wohl eine Rampe ins Wasser in Planung, möge es umgesetzt werden… Das wäre wirklich toll!

Die Bademeister hatten uns im positiven Sinne gut im Blick, wir wurden von mehreren Mitarbeitenden angesprochen. Dafür gibt’s noch nen Daumen nach oben.

Wir konnten mit der Badeliege bis ans Wasser ran fahren. Der Einstieg ins große Becken geht auf der einen Seite über eine sehr breite Treppe, auf der wir uns problemlos aufhalten konnten ohne andere Badegäste zu stören. Bilder vom Freibad direkt könnt Ihr Euch am besten auf der Internetseite ansehen, der Datenschutz wird konsequent umgesetzt (da noch andere Leute dort waren, durfte ich es nicht fotografieren). Sonntag morgens um zehn war es noch relativ leer, dies wäre eine gute Zeit, falls Ihr das Bad auch mal in Ruhe besuchen wollt!

Was sonst noch gut wäre für mehr Barrierefreiheit: mehr Licht in der Umkleide (es gab nur ein Oberlicht-Fenster, das Licht war etwas schummrig), ein Bodenleitsystem, ein Lifter oder eine Rampe ins Wasser.

Unser Fazit: ein empfehlenswertes Freibad für alle, denen eine barrierearme Ausstattung reicht!

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Inhalationszubehör aufbewahren

Heute zeige ich Euch mal, wie wir im „Pflegezimmer“ das Inhalationszubehör organisieren. Judith muss alle paar Stunden mit verschiedensten Medikamenten inhalieren.

Damit alle den Überblick behalten, ist Ordnung und System wichtig.

Bildbeschreibung: durchsichtige Kiste von oben, darin zwei kleinere Kästchen. Im vorderen: angebrochene Ampullen, Spritze und ein Edding, im hinteren verpackte Spritzen und Spritzenkappen

Oben seht Ihr die ganz aktuelle Kiste. Dadrin sind angefangene Ampullen. Die Ampullen dürfen nur 24 Stunden genutzt werden, daher werden sie bei Anbruch beschriftet. Im hinteren Fach ist Spritzennachschub. Die aktuelle Gänsegurgel ist in einen Waschlappen eingewickelt auch mit drin, um mehr zu sehen, habe ich sie allerdings rausgenommen.

Bildbeschreibung: durchsichtige Kiste auf einem Brett. Darin: Brotdose, Medikamentenschachteln, Waschlappen mit „T-Stücken“

In der Kiste darüber ist Medikamentennachschub sowie die T-Stücke. Da die Ampullen mit unterschiedlichen Inhalten fast gleich aussehen, haben wir diese in einer Extra-Dose verpackt:

Bildbeschreibung: eine orangene Frühstücksdose, beschriftet mit: NaCl 0,9%, Aqua und NaCl 5,85%

Die Dose hat drei Fächer:

Bildbeschreibung: geöffnete Dose, darin drei Fächer, die jeweils mit Ampullen gefüllt sind

Gerne freue ich mich auch auf Eure Lösungen. Yvonne und Jenni stellten hier bereits ihre Lösungen vor.

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Entspannungs-Ort gefunden

Judith kommuniziert ja non-verbal. Das bedeutet, sie zeigt uns über Laute oder ihr Verhalten was ihr wichtig ist. Dazu bedarf es auch Begleit-Personen, die sie gut beobachten. So ergab sich neulich zwischen zwei Pflegekräften bei der Übergabe folgender Dialog:

„Die Judith hatte heute zuerst schlechte Laune. Komischerweise änderte sich ihre Laune, als sie unter den Hängeschränken in ihrem Zimmer stand. Plötzlich machte sie gute-Laune-Geräusche.“

Andere Pflegekraft: „Interessant, das habe ich auch schon mal beobachtet. Dann war das kein Zufall… Vielleicht ist das ihr Wohlfühl-Ort?“

Bildbeschreibung: eine weisse Wand, in etwa 1 m 50 cm hängen mehrere weiße Hängeschränke

Und so probierten sie es weiter aus; Immer wenn Judith in ihrem Zimmer mit dem Therapiestuhl unter den Hängeschränken stand, besserte sich ihre Laune.

Bildbeschreibung: Jugendliche (Gesicht mit Smiley unkenntlich gemacht) sitzt in einem Therapiestuhl unter Hängeschränken

Nun, wir haben ja alle mehr oder weniger spezielle Wohlfühlorte und Judith kann anscheinend perfekt unter dem Hängeschrank chillen. Warum auch nicht.

Um den Ort noch etwas schöner zu machen hatte die Pflegekraft die Idee, Judiths Interesse für den Blick nach oben und Muster so richtig zu erfüllen: sie hängte ein Bild aus Judiths Muster-Kalender unter den Schrank. Und nun ist es ein Entspannungs-Ort, wie er perfekter nicht sein könnte. Dank zweier Menschen, die gut beobachtet haben und ihre Bedürfnisse ernst nehmen!

Bildbeschreibung: Perspektive des Schranks von unten; man blickt auf ein Poster mit symmetrisch angeordneten Ellipsen, jeweils zwei sind verschoben in unterschiedlichen Farben übereinander

P.S: unter #BlickNachOben poste ich auf Twitter immer mal aus Judiths Perspektive…

Übersicht: wer kommt?

Durch den fragilen Gesundheitszustand ist Judith auf die Betreuung von Pflegefachkräften angewiesen. Monat für Monat kommt ein Dienstplan, in dem steht, wer wann kommt. Wir übertragen die Dienste in einen Taschenkalender, so dass wir Eltern schnell nachschlagen können wer wann da ist. Für uns ist das wichtig zu wissen wer kommt, da die Pflegekräfte aus familiären Gründen teilweise verschiedene Arbeitszeiten haben. Auch Judith braucht in ihrem Leben Verlässlichkeit.

So kam es also nicht selten vor, dass wir mit der Pflegekraft grübelnd und spekulierend am Bett standen und überlegten, wer wohl als nächstes kommt. Eine für alle nicht glückliche Situation.

Bildbeschreibung: zwei Leisten übereinander. In jeder Leiste stecken einlaminierte Fotos bzw. ein Symbol „kein Pflegedienst“. Die obere Leiste ist mit „heute“ markiert, die untere mit „morgen“. Rechts hängt der jeweilige Wochentag an der Leiste

Die Lösung: eine Übersicht am Schrank gegenüber des Bettes. Die Leisten habe ich im Internet unter dem Stichwort „Bonleiste“/„Bonschiene“ entdeckt. Sie sind wohl eigentlich für die Gastronomie, um Kassenzettel einzuschieben. Die Leisten sind mit „heute“ und „morgen“ gekennzeichnet. Der Wochentag kann flexibel per Magnet verändert werden. Da Judith von unten hochschaut, habe ich sie an die schräge Leiste gemacht.

Bildbeschreibung: einlaminierter Wochentag von hinten. Zwei runde Magnete sind mit Klebeband unten festgeklebt

Jede Pflegekraft im Team hat ein Foto. Die Fotos sind einlaminiert, oben ist ein längerer Rand, der in der Schiebeleiste verschwindet. Manche Pflegekräfte wollten lieber ein Pictogramm. Dank Metacom konnten wir auf eine umfangreiche Sammlung zugreifen und die Bilder um individuelle Eigenschaften ergänzen.

Bildbeschreibung: zwei einlaminierte Bilder mit jeweils einer Person drauf mit charakteristischen Eigenschaften wie Frisur, übliche Oberteilfarbe oder Piercings

Weitere Schildchen lagern im Nachbarschrank in einer Dose.

Bildbeschreibung: eine flache grüne Brotdose, darin einlaminierte Schildchen mit Wochentagen und Symbolen

Nun weiß jede*r Bescheid, wer als nächstes kommt!

P.S.: auch wiederkehrende, zeitlich nicht festgelegte Pflegeabläufe lassen sich mit dem Metacom-System gut dokumentieren.

Sanierung eines Rollfiets der 1. Generation

Nun war es soweit: Judith hat ihre prognostizierte Endgröße von 1,50 m locker geknackt und wächst und wächst. Das ist schön, jedoch wurde der Fahrradanhänger, den wir noch gar nicht sooo lange hatten, zu klein!

Ein größerer hätte nicht mehr in den Aufzug gepasst, zudem war uns lieber, sie mehr im Blick zu haben. Ein glücklicher Zufall war es da, dass eine befreundete Familie ihr altes Rollfiets verkaufen wollte.

Bildbeschreibung: altes Rollfiets von oben, neue Reifen und Zubehör liegt davor

Also verkauften wir den Josi Wismi und investierten das Geld aus dem Verkauf ins Rollfiets und die Sanierung, der Rest ging ans Kinderhospiz Bärenherz (Vielleicht kann man auch Restaurierung sagen, denn es hat wirklich viel „Retro-Charme“…).

Nur wohin gehen?

Aussage im Fahrradladen: „puh, nee, sorry, aber da hängt ja ein Rollstuhl dran.“

Aussage im Sanitätshaus: „puh, nee, sorry, aber da hängt ja ein Fahrrad dran.“

Also ab zum Lastenradladen.

Dort: „Cool!!So ein altes Rollstuhlrad haben wir ja noch nie gesehen. Klar machen wir dir das wieder fit!“

(Unbezahlte Werbung: bei „Rad3“ gibt es auch eine Auswahl an neuen Rollfiets und Rollstuhltransporträdern, sowohl zum Kauf als auch zum ausleihen!).

Eine Motor-Nachrüstung war leider nicht realisierbar. Dafür kam ein neues Laufrad mit neuer Gangschaltung dran. Denn die Schaltung war äußerst unpraktisch angebracht.

Bildbeschreibung: Rollfiets, die Gangschaltung ist unterhalb des Sattels angebracht
Bildbeschreibung: Schiebegriff eines Rollfiets-Rollstuhls, darsn ein Extender-Anbau, an dem eine neue Gangschaltung befestigt ist

Nun ist sie am Lenker. Mithilfe eines Lenker-Extenders kann sie bei abgekoppeltem Rollstuhl abgeschraubt werden. Weiterhin wurden alle Reifen erneuert. Der Autofolierer eine Tür weiter machte ne schicke Folie auf die Speichenschutze.

Bildbeschreibung: Rollfiets-Rollstuhl von der Seite, am Rad ist ein knall-orangener Speichenschutz

Um den Lenker kam Lenkerband. Auf die Sitzschale können wir die Polster vom Therapiestuhl machen und Judith sitzt nun super stabil. Selbstverständlich wurden alle Schrauben wieder ordentlich angezogen, die Bremszüge getauscht und eine neue Beleuchtung angebracht. Um die Kette kam ein Chainsafer.

Bildbeschreibung: Fahrradkette mit einer flexiblen Rohrumhüllung

Den Rucksack mit Nahrungspumpe hängen wir mit einem Haken unter den Rollstuhl, die Notfalltasche passt auf den Gepäckträger. Alles in allem ist das Rad nun wieder so fit, dass wir es für unsere Zwecke (mal in den Garten fahren, kleine Touren durch die Stadt, Besorgungsfahrten,…) gut nutzen können.

Bildbeschreibung: ein Mann mit roter Jacke auf einem Rollfiets von hinten fotografiert. Auf dem Gepäckträger ist eine blaue Notfalltasche.

Wenn Ihr uns also mal durch Leipzig schleichen seht, winkt uns freundlich 🙂

Bildbeschreibung: Steckachse eines Rollfiets-Rollstuhls
Bildbeschreibung: Rollfiets im Lastenradladen, noch ohne Polster und Speichenschutz
Bildbeschreibung: „vorher- Bild“ des Rollfiets von hinten mit noch altem Laufrad, das Schutzblech ist lose