Archiv für den Monat Januar 2022

Think outside the box: Geschirr für Menschen mit Komplexer Behinderung

Essen ist bei Menschen mit Komplexer Behinderung ja immer in irgendeiner Weise ein Thema. Auch Judith stellt einige Anforderungen an die Essenssituaion:

Ein tiefer weisser Teller mit türkisfarbenem Rand auf einem Holztisch, darin ein knallpinker Brei. Rechts ist ein Löffel mit einem dickeren Griff eingetaucht
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◦ das Essen muss breiig sein

◦ Da sie oft selber löffelt muss der Rand erhöht sein

◦ der Teller darf nicht verrutschen

◦ Da zu laute Geräusche epileptische Anfälle triggern, muss der Teller aus einem anderen Material als Porzellan sein

… also z. B. Plastik oder Melamin. Nun soll das Essen aber auch eine ästhetische Veranstaltung bleiben, und da wird’s dann schon schwieriger, sofern man sich im Baby- oder Rehabereich orientiert. Funktional ist nicht immer schön, ein Babydesign fällt bei einer 14jährigen auch weg.

Was nun?

Thinking outside the box, wie so oft im Leben. Also: welcher Personenkreis ist noch auf bruchsicheres, nicht verrutschendes Geschirr angewiesen?

Richtig, Segler! 😅

Im Segel-Fachhandel gibt es interessante Lösungen für die gleichen Probleme. Auch Camper die mit ihrem Wohnmobil reisen scheinen ähnliche Anforderungen an Geschirr zu haben.

Neben Tellern gibt es z. B. auch Gläser (auch Weingläser!), die magnetisch sind und dadurch nicht so leicht verrutschen oder umfallen können.

Und so fand ich einen ästhetisch ansprechenden, bruchsicheren Teller mit erhöhtem Rand und Gummierung unten drunter. Es darf also wieder stilvoll gekleckert werden!

Ein tiefer Teller, leer. Weiss mit türkisfarbenem Rand. Innen ist ein Motiv: Korallen und drei Fische
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Der untere Tellerrand ist zu sehen: Türkis, mit einem Gummiring
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CPAP-Maske drückt/scheuert/macht allergische Reaktionen/…

Vor mehreren Jahren beschrieb ich das Problem schon einmal. Überdurchschnittlich oft landen LeserInnen nach Internetrecherche zu diesem Thema auf diesem Beitrag (so die statistische Auswertung der Zugriffszahlen), also scheint dieses Problem in der Community doch relevant zu sein. Mittlerweile leben wir nach einigen Experimenten mit neuen Lösungen, die ich Euch nicht vorenthalten will:

– bei Druckstellen oder Blasen unterpolstern wir mit Mepilex lite Schaumverband. Daraus kann man auch ein flächiges hohles Dreieck schneiden und das zwischen Maske und Gesicht legen. Ist vielleicht empfehlenswert für Menschen, deren größtes Vergnügen NICHT ist, sich die Maske in Nanosekunden vom Gesicht zu zerren sobald die Autoritätsperson sich mal kurz abwendet, also für Judith schon mal abgewählt 🙄😉. Aber für ruhig schlafende Personen sicher eine Option, wenn es auch etwas Bastelei erfordert.

– Für Resmed-Masken gibt es Maskenkissen mit Schaumstoff, der sich den Gesichtskonturen anpasst. Diese Maskenaufsätze machen keine Druckstellen, keine Blasen und keine blutigen Stellen. Sie sind dicht und bequem.

Zwei Nachteile gibt es… Die Masken soll man nach einem Monat auswechseln, bei Judith gehen sie bei o. g. Extrembeanspruchung leider auch noch früher kaputt. Der Schaumstoff reißt schnell ein. Die Maskenkissen sind auch nicht erstattungsfähig, so dass das eine ziemliche Luxuslösung ist… (wer uns mal eine Freude machen möchte: Nachschub von diesen Dingern können wir immer gut gebrauchen ;-)!).

Aber: nach allen Experimenten ist das derzeit die beste Lösung für unser Leben. Erfahrungstipp: wird der Schaumstoff beim Auswaschen nass, kann man ihn in einem Frotteehandtuch ausdrücken. Es empfiehlt sich, zwei Aufsätze im Wechsel zu verwenden, so dass man immer einen trockenen hat.

– eine neue Sache teste ich gerade: es gibt sogenannte Maskencover, bisher habe ich sie nur bei Ebay über Händler aus China entdeckt. Sie werden über die Maske gezogen, so dass zwischen Haut und Kunststoff eine Stoffschicht ist. Eine simple Lösung, jedoch liegen mir noch nicht viele Erfahrungen damit vor. So sieht es aus:

Beim weiteren Stöbern auf Ebay bin ich auch auf weiteres Maskenbeatmungs-Zubehör gekommen, zum Beispiel die „Strap covers“, das sind Stoffstücke, die über die seitlichen Maskenhalter geklettet werden können. So wird zum einen die Maske etwas geschont, zum anderen ist es auch hier etwas weicher und geschmeidiger:

Es gibt beim weiteren rumgucken auch noch Schlauch-Wärm-Überzieher, Nasenpolster oder Überzieher für das Halteband.

Kennt Ihr weitere Lösungen gegen Druckstellen durch die Beatmungsmaske? Ich freu mich über Kommentare!