Archiv für den Monat Mai 2021

Spielbrett 2, Vergleich verschiedener Taster

Hinweis: in diesem Beitrag stelle ich ein Produkt vor, dass mir für den Test kostenlos von www.ringelfee.de überlassen wurde. Da es mir gut gefällt, enthält dieser Beitrag auch Werbung für diesen Taster.

Stellt Euch vor: Ein Mensch möchte ein elektronisches Gerät bedienen, es fehlen aber die motorischen Voraussetzungen. Ein Kippschalter kann nicht betätigt werden, der Hebel ist zu fitzelig, die Taste zu klein. Hierfür gibt es als Lösung sogenannte Taster. Diese funktionieren wie Schalter, die Bedienung erfolgt „gröber“, mit mehreren Fingern bzw. mit flacher Hand oder der Faust. Eigentlich eignet sich so ziemlich jedes Körperteil, um einen Taster auszulösen: Kopf, Fuß, Knie, Ellenbogen,… alles, was man bewegen kann eignet sich auch zum schalten.

Auf jeden Fall ermöglicht so ein Taster Menschen mit einer motorischen Einschränkung mehr Autonomie!

Mit einem Taster kann so ziemlich jedes elektrische Gerät, sei es Batterie- oder Netzstrom-betrieben, bedient werden. Voraussetzung ist immer, dass das Endgerät einen An-und Aus-Schalter hat den man dauerhaft „an“ stellen kann. Als Schnittstelle zwischen Taster und dem zu bedienenden Gerät benötigt es ggf. weitergehendes Zubehör.

  • bei bereits „adaptiertem“ Spielzeug steckt man einfach den Taster ein und es kann losgehen.
  • Batteriebetriebenes Spielzeug muss mit einem Batterieunterbrecher gekoppelt werden. Dieser kann selbstgebaut sein oder auch gekauft werden. Beachtet, dass Batterieunterbrecher sehr filigran gelötet werden und dementsprechend ein hoher Verschleiss bestehen kann.
  • Auch Netzstromgeräte können angesteuert werden. Hier muss dann ein „PowerLink“ zwischen geschalten werden. So können dann z.B. Lampen, Standventilatoren, Klimaanlagen, ein Fön, … an und aus gemacht werden.

Da diese Schalter Teilhabe ermöglichen und die Behinderung ausgleichen können, können sie als Hilfsmittel verordnet werden und dann werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.

Plant man jedoch z.B. für sein Kind eine „Spielerei“ wie das Spielbrett, ist es eine Eigeninvestition. Judith hatte bereits einen Buddy Button (75€), nun suchte ich eine günstigere Alternative um das Spielbrett, das ich im letzten Beitrag vorstellte, zu komplettieren.

Der „Buddy Button“
Die günstigere Alternative

Bei Ringelfee.de gibt es günstigere Taster (45,90€), die aber genau dieser Anforderung entsprechen:

Leicht drückbar, Kabel mit Klinkenstecker. Zum Vergleich bekam ich zwei zugeschickt. Optisch unterscheiden sich die Taster kaum. Der günstigere Taster hat einen Durchmesser von 65 mm, also 2 mm mehr. Außerdem ist er etwas flacher. Was mir gut gefällt: enthalten ist eine transparente Abdeckung. Unter diese könnte man Symbole klemmen oder darauf kann man haptisch interessante Materialien kleben so dass die Motivation zu drücken weiter erhöht wird.

Lieferumfang: inkl. Montageplatte, Schrauben und transparentem Deckel

Außerdem mitgeliefert wird eine Montageplatte. Somit gibt es nicht nur die Möglichkeit den Taster von hinten mit Hilfe der eingelassenen Gewinde zu montieren (identischer Loch-Abstand wie beim Buddy Button), sondern er kann auch von vorne angeschraubt werden. Um die Montageplatte anzubringen, werden die benötigten Schrauben praktischerweise gleich mitgeliefert. Das ist ein Vorteil.
Jedoch muss man beachten, dass die hinteren Löcher nicht im rechten Winkel zum Kabel sind, das habe ich beim ersten platzieren übersehen so dass das Kabel nun schräg abgeht. Das stört aber nicht weiter.

Das Kabel geht nicht mittig zwischen den beiden Löchern raus

Die Kabellänge ist fast identisch, das Kabel vom Buddy Button ist mit 145 cm Länge zwei cm länger. Beide Taster sind ziemlich leicht auszulösen, beim „Ringelfee-Taster“ braucht man einen Hauch mehr Kraft. Er klickt auch drei mal, kann also in drei Stufen herunter gedrückt werden. Das Klickgeräusch ist beim Buddy Button etwas deutlicher zu hören.

Nebeneinander auf einer Platte montiert gibt es kaum optische Unterschiede. Der Taster ist leicht bedienbar, erfüllt ebenso wie der Buddy Button seinen Zweck ABER er ist deutlich günstiger!

Beide Taster von unten. Links der günstigere, rechts der Buddy Button

Fazit: eine gute Alternative für alle, die einen leicht auszulösenden Taster suchen. Durch die Montageplatte und den transparenten Deckel eröffnen sich im Vergleich zum Buddy Button weitere Einsatzmöglichkeiten. Klare Kaufempfehlung!

Höhenvergleich, wobei unter dem grünen Taster noch Moosgummi klebt

Spielbrett 2

Einige Hinweise vorab: dieser Beitrag enthält eine Beschreibung für Taster, die mir durch Ringelfee.de kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Im Beitrag nächste Woche werde ich sie näher beschreiben.

In einem dritten Beitrag gehe ich auf verworfene bzw. Zukunfts-Ideen ein so dass Ihr Anregungen bekommt, was noch so möglich ist.

Um alle Ideen zum Thema Spielbrett auf diesem Blog leicht zu finden, nenne ich dieses Brett ganz unkreativ „Spielbrett 2“. So findet Ihr alle Ideen zu Spielbrettern, wenn ihr den Begriff „Spielbrett“ in die Suche eingebt.

Wenn Ihr Fragen zu einzelnen Bezugsquellen habt, schreibt mich gerne an. Aufrund der Komplexität habe ich nicht alle Materialien verlinkt.

Nun aber zum Spielbrett:

Ein Plan ist, Judith mehr Autonomie zu ermöglichen, eine Idee war also z.B., dass sie selber einen Ventilator bedienen kann.

Dieses Brett ermöglicht ihr, drei batteriebetriebene Dinge selber an- und auszuschalten: ein Licht-und Tonspielzeug, einen zwitschernden Vogel und eben einen Ventilator mit Licht.

Materialliste

Baumarkt:

– Multiplexplatte Buche, 10 mm, auf Rollitischgröße zugeschnitten

– Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben

– Gummifüße

– 4-kant-Tischbein, 20 cm

– Pinsel, Lack

– bei Verwendung des Digibirds schmalere Batterien

– Schwamm

– Gummiband

– Klettverbinder

Internet:

Buddy Button bzw. Taster 65 mm für adaptierte Spielzeuge

– Batterieunterbrecher bzw. Material zum Selberbau

– Halterung für Babyphon-Kamera

– Ventilator mit Licht

– Vogel „DigiBird“

– Seifenblasen-Stab

– Neopren- Kabelschlauch

benötigtes Werkzeug:

– Bohrmaschine, Bohrer, Senker

– Schraubendreher

– Schleifpapier, ggf. Schleifaufsatz für Bohrmaschine

– altes Messer

Haushalt:

– Teelicht

– Dose/Röhre

Bauanleitung

Die Platte an den Kanten und Ecken abschleifen, lackieren. Taster und Spielzeuge ungefähr platzieren, Bohrlöcher markieren und bohren. Auf der Rückseite mit einem Senker die Löcher anschrägen, so dass die Schrauben bündig mit der Tischplatte abschliessen. Alles aufschrauben, fertig.

Nein, noch nicht ganz fertig, ich gebe Euch noch ein paar Hinweise… Da das ganze recht kostenintensiv ist, hier noch ein paar Tipps:

– Batterieunterbrecher muss man sich nicht unbedingt kaufen, mit etwas Geschick kann man sie für einen Bruchteil des Preises selber zusammenlöten.

– Der Buddy Button ist ein tolles Teil! Er ist mit 75€ auch nicht ganz günstig, daher habe ich nach eine Alternative gesucht: ein leicht anzusteuernder Schalter, der die Eigenschaften des Buddy Buttons hat. Das bedeutet: leicht zu drücken, Klinkenbuchse, verschiedene Farben. Bei Ringelfee schließlich wurde ich fündig. Dort wird ein ähnlicher Taster für nur 45,90€ angeboten. Im Beitrag nächste Woche wird es eine ausführlichere Vorstellung zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden geben sowie eine grundsätzliche Einführung in den Einsatz dieser Hilfsmittel.

– Zur besseren Zuordnung habe ich die Tasteroberfläche der Spielzeugfarbe entsprechend gewählt und die anzusteuernden Geräte in der Nähe platziert so dass der Bezug eindeutiger ist.

– Wenn Ihr vorhabt, das Brett mittelfristig anzupassen (und die Erfahrung vom „analogen“ Spielbrett zeigt, dass es sich häufig verändert hat…), lohnt es sich, eher mit doppelseitigem Klebeband zu arbeiten bzw. die Löcher so zu platzieren, dass man später auch noch andere Dinge montieren kann (vielleicht mit einer eigens dafür konstruierten Montageplatte?).

– Damit das Kind alle Taster gut erreicht, sollte man eine Anprobe machen (in einem ersten Versuch hatte ich das nicht und Judith kam gar nicht an alle Schalter…).

– Und ACHTUNG: im Ventilator könnten sich lange Haare verfangen, für Kinderfinger ist er sicher auch nicht ganz ungefährlich. Daher darf man diesen nur unter Aufsicht verwenden. Wir positionieren ihn weit genug weg vom Kopf. Alternativ könnte man auch aus engmaschigem Draht oder Fliegengitterstoff eine Sicherung ringsherum basteln.

– Die Halterung für das linke Spielzeug ist recht experimentell. Im letzten habe ich es in eine röhrenförmige Dose gesteckt und mit einem Klettband an der Babyphon-Halterung montiert. Aber über dieses Spielzeug müssen wir mit Judith eh noch mal sprechen… ja, ok, sie mag es, weil es ordentlich Effekt macht. Aber es passt das nicht zu ihrem Alter (und die Melodie ist anstrengend…). Aber sie hat es lieb gewonnen und steuert es gerne an, daher lassen wir es ihr noch eine Weile, bis wir ein anderes gefunden haben und sie ausreichend motiviert ist, alle Knöpfe zu bedienen.

– Keines der Spielzeuge ist von Werk aus adaptiert. Ich habe überall einen Batterieunterbrecher reingebastelt. Das Batteriefach braucht nur einen Kabeldurchlass. Diesen kann man reinbrennen mit einem heissen Messer, über einem Teelicht erwärmt.

– Der DigiBird hatte ein sehr enges Batteriefach, daher haben wir eine Batterie durch eine flachere mit gleicher Spannung ersetzt (statt einer V13GA- Knopfzelle einfach eine V12GA nehmen).

Wenn Ihr auch so ein Brett baut, freue ich mich über Fotos und gerne auch über einen Gastbeitrag!

Zum Abschluss hier noch ein paar Ansichten:

Klumpenfrei sondieren

Seitdem die ketogene Diät beendet ist, isst Judith wieder ganz übliches Essen. Jedoch isst sie nach wie vor eher so „Spatzenportionen“. Zum wachsen und zunehmen reicht es, alle Nährstoffe nimmt sie jedoch darüber nicht in ausreichender Menge auf. Daher soll sie z.B. Protein zusätzlich über die Sonde zugeführt bekommen. Das ist ein Pulver, das mit Wasser aufgeschüttelt wird. Wir haben noch nicht so richtig den Dreh raus- das Ende vom Lied war, dass sich häufig Klümpchen gebildet haben, die dann wiederum das Aufziehen mit der Sondenspritze deutlich erschwert haben. Auch besteht die große Gefahr, dass der Sondenschlauch verstopft.

Ähnlich geht es Menschen, die selbstgekochte Sondennahrung sondieren. Diese muss gründlichst püriert werden, damit sie verstopfungsfrei durch die Sonde geht.
Und nun war der Erfinder in mir mal wieder geweckt…

Wir füllen zu sondierendes immer in diese Container, darauf kommt ein Bolus Adapter und dann kann man die Flüssigkeiten mit einer Spritze herausziehen. Jedoch war dies oft nicht möglich, da sich kleine Klümpchen zielsicher an der kleinen Öffnung festsetzten.

Vor einiger Zeit habe ich in einem Workshop auf einer Fachtagung Nils Beinke kennengelernt. Er entwickelt und druckt kleine Hilfsmittel mit einem 3D-Drucker. Seine Homepage gibt einen guten Einblick zu den entwickelten Ideen. Also kontaktierte ich ihn mit der Idee im Hinterkopf, vielleicht könne er eine Art Sieb drucken, das man zwischen Container und Lila Aufsatz steckt. Wir verabredeten uns zu einer Videokonferenz und begannen zu „spinnen“…

Zunächst erläuterte er mir, dass der Kunststoff leider nicht lebensmittelecht sei. Allerdings gäbe es Zahnärzte, die wohl ganze Zähne im 3D-Drucker aus einem speziellen Kunststoff herstellen. Wärend Nils also bereits eine Idee entwarf, unterhielten wir uns, was man so nehmen könne. z.B. war eine Idee, ein Wasserhahnsieb („Perlator“ wie wir beide lernten ;-)) auf ein 3D-Gewinde zu schrauben. Eine andere, ein Sieb in eine Platte zu klemmen.

Am Ende beschlossen wir, dass ich einige Teile bestellen würde und erst mal ganz klassisch bastele… und das war dann sogar schon die Lösung!

Schaut mal im Internet nach „Ersatzsauger Fruchtsauger Silikon“, das ist das „Sieb“. Nun musste noch ein Ring zur Fixierung gebastelt werden… Ich entschied mich für eine Platte einer schmalen Babyflasche. Mit einem alten Messer, über einer Kerze erwärmt, schnitt ich das innere aus so dass ein Ring entstand. Nun musste noch der Rand des Silikonsaugers etwas schmaler geschnitten werden und nun haben wir ein super Sieb, in dem Klümpchen hängen bleiben!