In meinem letzten Beitrag berichtete ich vom barrierefreien Zugang zum Kindergottesdienst. Diesmal möchte ich Euch das Konzept (basiert auf den Prinzipien der Montessori-Pädagogik) des Kindergottesdienstes vorstellen, so wird nachvollziehbar, warum Judith so gut teilhaben kann.
„Das Konzept, nach dem unser Kindergottesdienst arbeitet heißt „Godly Play“.
Godly Play / Gott im Spiel liegen zwei Überzeugungen zugrunde: Theologisch: Gott will sich im Leben eines jeden Menschen erfahrbar machen. Pädagogisch: Das Kind ist der Baumeister seines Lebens und Lernens (mit den Worten Maria Montessoris: „Hilf mir, es selbst zu tun!“). Auf der Basis dieser zwei Voraussetzungen ermutigt Godly Play Kinder zum Theologisieren und traut ihnen zu, Gott spielend und hörend, feiernd und gestaltend, staunend und redend zu begegnen.“ (Quelle: http://godlyplay.de/index.php/was-ist-godly-play).
Godly Play/ Gott im Spiel wurde für Kinder im Alter von 2-12 Jahren entwickelt, aber auch in anderen Altersgruppen/ Kontexten ist es anwendbar. Es gibt neben vielen gemeinsamen Materialien auch spezielle für konfessionsspezifische Feste und Bräuche so dass es nicht an eine bestimmte Konfession gebunden ist.
Ich versuche einmal frei heraus zu beschreiben, was im Kindergottesdienst passiert:
- Los geht es beim Betreten der Kirche. Jedes Kind bekommt am Eingang eine einlaminierte Einladungskarte. Diese wird am Eingang zum Kindergottesdienstraum wieder abgegeben. Hier wird jedes Kind willkommen geheißen.
- Alle ziehen ihre Schuhe aus und setzen sich auf den Teppich in einen Kreis. Jedes Kind wird mit Namen begrüßt so dass jeder weiß, wer neben einem sitzt. Die große Kirchenjahresuhr an der Wand wird aktualisiert und es wird kurz erklärt, wo wir uns im Kirchenjahr befinden. Die Kinder werden gefragt, ob sie bereit für eine Geschichte sind.

- Der Erzähler geht zu einem der Regale und holt eine Geschichte heraus. Diese wird nun erzählt. Die Materialien und Erzählungen sind schlicht gehalten und können so von Klein und Groß mit verschiedenen kognitiven Voraussetzungen erfasst werden. Sie lassen viel Freiraum für eigene Interpretation.

- nach der Geschichte gibt es meist drei vertiefende Fragen die zum Weiterdenken anregen, z.B. „Was hat Euch am meisten an der Geschichte gefallen? Wo erkennt Ihr Euch wieder/wo erzählt die Geschichte von Euch? Könnte man etwas weglassen und es wäre trotzdem noch alles erzählt?“
- Nach der Gesprächsrunde wird dann entweder ein Fest gefeiert oder die Kinder können frei spielen.
– Das „Fest“ ist ans Abendmahl angelehnt. Jedes Kind bekommt einen Untersetzer, einen Keks und einen Becher mit Apfelsaft. Ein Stein wird rumgegeben und wer mag, kann ein Gebet sprechen. Danach wird zusammen gegessen und getrunken. -
Foto: Bertram Kober, © Godly Play deutsch e.V. – Beim freien Spiel können sich die Kinder selber aussuchen was sie spielen wollen und das Gehörte vertiefen: z.B. eine Geschichte oder ein Buch aus dem Regal nehmen, etwas malen oder etwas aus Ton gestalten, mit der Sandkiste spielen oder Rollenspiele durchführen: in unserem Kindergottesdienstraum gibt es z.B. auch einen kleinen Altar und eine Kanzel und die Kinder spielen öfter mal Gottesdienst/ Abendmahl.

Aus mehreren Gründen halte ich dieses Konzept besonders geeignet für die integrative/ inklusive Arbeit:
- Der Ablauf ist immer gleich, das gibt Sicherheit
- die Geschichten werden ruhig und reizarm dargeboten, die Zuhörer können gut folgen, jeder kann sich im Rahmen seiner Möglichkeiten weiterführende Gedanken machen
- insgesamt herrscht ein sehr achtsamer Umgang mit den Kindern
- im freien Spiel kann jedes Kind nach seinen Bedürfnissen spielen, sich das Spiel wählen, das seinen Interessen entspricht
Wer mehr über Godly Play/ Gott im Spiel erfahren möchte, kann sich auf Youtube ein Video ansehen oder auf Godlyplay.de weitere Infos erhalten. Hier findet Ihr auf ca. 13 Seiten grundlegende Informationen zum Konzept.