Nachdem wir uns hinreichend mit der Theorie befasst hatten, ging es in die Praxis. Judith kann etwas kauen, bevorzugt ihr Essen aber grob püriert. Das macht manches einfacher, so muss sie nicht aufessen, da durch das Zusammenmixen das Verhältnis in sich stimmt. In der Anfangszeit nahmen wir uns vor, 1-2 der 3 Tages-Mahlzeiten selbst zuzubereiten und den Rest als Ketocal-Brei zu geben. Ich nahm mir vor, immer für eine Woche vorzukochen und einzufrieren.
Als allererstes begab ich mich auf „Fotosafari“ in den nächsten REWE. Ich verglich die Inhaltsstoffe miteinander und schaute, welche Creme Fraiche, welcher Käse, welches Öl, welche Blockschokolade, welche gemahlenen Nüsse,… die im Sinne der ketogenen Ernährung günstigste Zusammensetzung von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten hatten. Da gibt es doch große Unterschiede…
Ich fotografierte die Packungen ab und gab die Nährwerte in die Tabelle ein (wenn die ketogene Ernährung langfristig bleibt, habe ich vor, für bewährte Rezepte Foto-Einkaufslisten zu erstellen, so dass auch jeder andere der einkauft die teilweise sehr speziellen Zutaten schnell findet). Im nächsten Schritt errechne ich dann eine Mittags- und eine Abendmahlzeit mit der Excel-Tabelle.
Wenn das Rezept steht, erstelle ich mir in Word eine Rezeptübersicht, in der ich auch gleich eintrage, wie viel ich für mehrere Portionen benötige. Bewährt hat sich mittlerweile, jeweils eine halbe Portion noch zuzurechnen, da man immer etwas kleckert oder in der Schüssel/ am Mixer Reste hängen bleiben und man sonst auf keine glatte Menge am Ende kommt.
Auf die Rezeptübersicht schreibe ich dann das Datum an dem ich gekocht habe und hefte die Übersicht nach der Zubereitung ab, so dass ich später nachvollziehen kann, was in dem Eingefrorenen tatsächlich drin ist. denn manchmal entwickle ich Rezepte auh weiter oder ändere sie ab.
Dann blockte ich mir jeweils einen festen Vormittag zum einkaufen und kochen. Netterweise hat sich eine Freundin angeboten mich zu unterstützen und zu zweit kochen, wiegen und beschriften macht einfach mehr Spaß!
Etwas tricky wird es in Judiths speziellem Fall noch, dass jede Mahlzeit eine andere Kalorienzahl hat und ein anderes Verhältnis. Auch müssen wir recht flexibel auf die sehr stark schwankende Ketose reagieren können. Daher werden die Mahlzeiten grundsätzlich 4:1 vorbereitet und b.B. mit 5 g Zucker auf 3:1 runtergebracht. Um das zu vereinfachen, habe ich einige Zuckerportionen vorab abgewogen und in kleine Filmdöschen gefüllt.
Ist das alles geschafft, ist es im Alltag eigentlich relativ einfach: Gefrierfach auf, Essen raus, kurz vorbereiten, essen.
Ein paar praktische Alltagshelfer gibt es da noch:
- ein Silikonschaber, um Reste aus der Schüssel zu kratzen
- Bolero Getränkepulver. ein wahres Allroundmittel. Das Pulver hat keine Kalorien und kann ohne Bilanzierung gegeben werden. Hiermit kann man zum einen den Ketocal-Brei aufpeppen, zum anderen Getränke anrühren. das Pulver gibt es in vielen verschiedenen Sorten, auch in Geschmacksrichtungen von Lebensmitteln die in der ketogenen Ernährung normalerweise nicht geeignet sind (diverse Obstsorten z.B.). Es reicht sehr wenig Pulver für intensiven Geschmack. Zunächst habe ich das Kennenlernpaket mit 56 verschiedenn Sorten bestellt, inzwischen tendiere ich zu den „Bolero sticks“, da diese noch kompakter sind.
- Johannisbrotkernmehl zum andicken von Flüssigkeiten. Hiermit kann ich auch Breie „strecken“, damit es auf dem Teller nach etwas mehr aussieht oder Essen, das flüssiger als erwartet ist, andicken.
- Advit 4, ein Mikronährstoffpräparat. Es ist unmöglich, über selbstgekochtes ketogenes Essen ausreichend Vitamine und Mikronährstoffe zu sich zu nehmen. daher berechnet die Ernährungsberaterin genau, wie viel das Kind davon zusätzlich braucht. Ich bestelle das Advit 4 direkt bei Metax.
- Gefrieretiketten sind unerlässlich, wenn man das Essen einfriert. So kann ich auf jeder Mahlzeit vermerken was drin ist, wie das Verhältnis genau ist, wann ich es eingefroren habe.
- Avent-Dosen. Diese können im Gefrierfach b.B. gestapelt werden. Die neueren Modelle lassen sich auch besser zuschrauben. Wir verwenden die großen Dosen für eingefrorenes Essen. In die kleinen Dosen fülle ich abgewogenes Ketocal-Pulver mit Bolero Pulver und etwas Johannisbrotkernmehl zum strecken für die Früh-Mahlzeit. Das erspart früh am Morgen die Abwiegerei: einfach eine Dose aufschrauben, Inhalt auf den Teller kippen, Wasser drauf, fertig. einmal in der Woche wird das Frühstück für sieben Tage vorbereitet.
- Filmdosen für kleine Mengen wie z.B. Johannisbrotkernmehl für unterwegs oder Zucker um das Verhältnis runter zu bringen.
- ein Ordner, in dem ich Rezepte und Einkaufslisten ablege.