Archiv für den Monat Dezember 2016

G Tube Pads (Schlitzkompressen selber nähen)

Zwischen Halteplatte und Bauch wird eine Schlitzkompresse gelegt.
Warum?
Das Stoma sondert immer mal etwas Sekret ab. Oder man hat -wie ich- ein Kind, das auf Silikon empfindlich reagiert und die Haut muss geschützt werden.
Nun sieht so eine sterile Kompresse… nun ja… etwas steril aus. Daher kann man, wenn alles gut abgeheilt ist und nichts dagegen spricht, Kompressen aus Stoff verwenden. Hier in Deutschland ist das noch nicht so bekannt wie in Amerika, dort werden ziemlich häufig sogenannte G Tube Pads verwendet.

g-tube-pads-schlitzkompressen-1Nach ein bisschen Ausprobiererei habe ich eine Nähtechnik entwickelt, die ich Euch hier gerne vorstellen möchte. Üblich scheint es zu sein, jedes Pad noch mit einem Druckknopf zu versehen so dass sie nicht verrutschen können. Diesen Schritt habe ich mir gespart, da das nur unnötige Fummelei am Bauch ist und da die Kompressen auch so gut halten.

Und so geht’s:

  1. Aus einer wasserdichten Bettunterlage (ich nehme die, von denen man zwei pro Jahr von der Pflegekasse bekommt) und einem Stoff der Wahl schneidet man Kreise aus. Man kann aber auch z.B. Frotteestoff oder Bambus, Hanf oder sonstigen saugenden Stoff verwenden.g-tube-pads-schlitzkompressen-2
  2. Die Kreise miteinander fixiereng-tube-pads-schlitzkompressen-3und mit Zickzackstich zusammennähen, eine kleine Lücke lassen (siehe auf der Rückseite unten)
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  3. Bis zur Mitte einschneiden, in der Mitte ein entsprechend großes Loch ausschneiden (ich mache die Löcher relativ klein, bei den Pads die in Amerika verkauft werden sind die Löcher ziemlich groß)g-tube-pads-schlitzkompressen-6
  4. Auch diesen Bereich mit Zickzackstich umnähen (das ist etwas fitzelig)
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  5. Fertig!

Und so sah es dann nach dem letzten Näh-Abend aus:

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Du weißt, daß Du ein besonderes Kind hast, wenn… Teil 14

… Wenn Du überlegst, die Kirchgemeinde für hochdotierte Inklusionspreise vorzuschlagen, weil sie Dein Kind so selbstverständlich inkludieren
…wenn die Kinderärztin Dir noch mal extra ihre Schließzeiten aufschreibt und mitgibt
…wenn Du im Handy diverse Direktdurchwahlen von Krankenhausärzten gespeichert hast
…wenn Dein 8jährigesKind auf dem Spielteppich als erstes zum MP3-Player robbt, sich das passende Lied anmacht und dann (wie eine Frau in ihrer Handtasche) die Spielzeugkiste durchkramt, schließlich die Brotbüchse mit den Memorykarten zielsicher rausangelt, diese geschickt öffnet und sich eine Karte nach der anderen intensiv ansieht. Und Du nur denkst „wow, sie wird selbstständig!“
…wenn Dir eine Freundin sagt: „Du erlebst in einer Woche mehr, als ich in einem Jahr“

Kauspielzeug Raindrop

Inzwischen werden wir bei der Firma Chewigem wohl als Stammkunden geführt, aber das extreme Knirsch- und Kaubedürfnis fordert nun mal seinen Tribut. Da Judith sehr offen für neues ist, darf sich bei ihren Kauspielzeugen auch gerne mal die Form ändern und sie ist sehr dankbar für neue Anregungen.

Heute stelle ich Euch einen Kauanhänger in Regentropfenform vor:

kaupielzeug-raindrop-2Mittlerweile schickt die Firma standardmäßig einen Ersatzverschluss für die Kette mit, da dieser auch schnell mal zerkaut ist.

Hier seht Ihr noch den Größenmaßstab sowie die Anleitung. Offiziell „not for chewing“ , aber ich denke mal, dass das irgendein haftungsrechtlicher Warnhinweis ist oder so…

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Mitreden: Schaukel auf dem Spielplatz

heute möchte ich eine kleine neue Reihe starten. In losen Abständen möchte ich hier berichten wie man durch mitreden die Welt ein kleines bisschen barrierearmer machen kann. Denn: Wie schnell ertappt man sich dabei darüber zu jammern, wie viele Hürden das Leben einem stellt… Dabei gibt es Möglichkeiten aktiv dazu beizustragen, diese abzubauen!

Erstes Beispiel: In unserer damaligen Heimatstadt sollte mit Bürgerbeteiligung ein neuer Spielplatz gestaltet werden. Ich las vom zweiten Treffen in der Zeitung und dachte: toll, vielleicht gibt es dann endlich einen Spielplatz, den auch Judith nutzen kann!

Also ging ich zum Treffen. Vorausgegangen war bereits ein erstes Planungstreffen, bei dem die Bürger ihre Wünsche einbringen konnten. Dies hatte ich leider verpasst und in diesem Treffen wurde bereits der Entwurf vorgestellt: Klettergerüste, ein Krabbeltunnel, Sandkästen, Einzelschaukeln,…
Der Entwurf wurde von den Anwesenden hoch gelobt.

Irgendwann melde auch ich mich. Lobte das Design und merkte an, dass meine behinderte Tochter auf dem Spielplatz leider gar nichts spielen könne.

Ein kurzer Schockmoment für den Architekten, der ihm aber die Augen geöffnet hat! Dankbar für den Hinweis sicherte er zu, den Spielpatz diesbezüglich nochmal zu überdenken und „zu retten, was zu retten ist“. Da das Konzept schon weitesgehend stand, konnte man nur noch kleinere Änderungen aufnehmen.

nestschaukelAber: man rettete. Der Spielplatz bekam statt der Einzelschaukel eine Nestschaukel und das Trampolin wurde so in den Boden eingelassen, dass man auch mit Rollstuhl drauffahren kann. Wir haben den Spielplatz gerne genutzt. Die Nestschaukel wurde intensivst beschaukelt, nicht nur von meiner Tochter, sondern auch von anderen rollstuhlfahrenden Kindern, sowie vom körperlich nicht beeinträchtigen Kleinkind bis zum Jugendlichen, auch Eltern sah man darin mit ihren Kindern schaukeln. Mit einer Einzelschaukel undenkbar.

Jedesmal wenn ich an diesem Spielplatz vorbeiging war ich wieder froh über meinen Mut, etwas gesagt zu haben. Der Architekt war dankbar für den Hinweis und auch der zuständige Mensch der Stadtverwaltung sprach mich später, als er mich mit Judith mal in der Stadt traf, an ob uns der Spielplatz gefalle?

JA!!