Archiv für den Monat August 2023

Do It Yourself: Endloskarte

Dies ist eine Idee, um etwas wiederkehrendes für Kinder zu verbildlichen. In diesem Fall habe ich ein Geschenk für Leseanfänger gebastelt. Ebenso kann es für Menschen mit Komplexer Behinderung genutzt werden, um Kreisläufe zu visualisieren, z. B. wie entsteht ein Frosch, Jahreszeiten, Recycling,…

Die Karte hat vier Seiten. Ich stelle Euch die Geschichte erst mal in Fotos dar:

Bildbeschreibung: viereckige Karte, in der Mitte ist sie geteilt. Darauf ist ein gemalter Mann sowie darunter sieben Jungen und der Text: Es war einmal ein Mann der hatte sieben Söhne
Bildbeschreibung: viereckige Karte, in der Mitte ist sie geteilt. Diesmal sind die sieben Jungen senkrecht untereinander. Text: „und die sieben Söhne sprachen“
Bildbeschreibung: viereckige Karte, in der Mitte ist sie geteilt. In der Mitte ist eine Sprechblase, darin steht: „Vater erzähl‘ uns eine Geschichte!“
Bildbeschreibung: viereckige Karte, in der Mitte ist sie geteilt. Rechts der gemalte Vater, eine Sprechblase ist über seinem Kopf, darin ein Wiederholungssymbol. Text: „da fing der Vater an“

Zur Verdeutlichung wie die Karte endlos gedreht wird hier das Video dazu:

Videobeschreibung: die Karte wird mittig immer wieder aufgeklappt und die oben beschriebene Geschichte erscheint

Auf Youtube gibt es eine ganz gute Anleitung. Wer sich besser an Fotos orientieren kann, für den habe ich es hier noch einmal aufgemalt und die einzelnen Schritte fotografiert:

Bildbeschreibung: schematische Darstellung der einzelnen Arbeitsschritte

Ihr nehmt 4 quadratische Faltblätter und teilt sie in der Mitte:

Bildbeschreibung: zwei braune Blätter, oben quadratisch, unten halbiert so dass es längliche Streifen werden

Nun habt Ihr 8 Streifen. Abweichend vom Video habe ich sie komplett durchgefaltet, das geht auch:

Bildbeschreibung: gefalteter Streifen: zuerst in der Mitte so dass ein Quadrat entsteht, dann wieder aufklappen, nochmal beide Enden zur Mitte falten, so dass es in vier Streifen unterteilt ist. Dann um 90 Grad drehen und längs falten

Wichtig: ihr müsst schon recht genau falten und auch ruhig noch mal umknicken und die Kante erneut nachziehen!

Bildbeschreibung: Vier Streifen, links zwei braune, die horizontal untereinander liegen, rechts zwei rosane nebeneinander, senkrecht

Auf die äußersten Ecken auf den braunen Streifen kommt Kleber, also oben links, oben rechts, unten links und unten rechts, insgesamt vier Felder sind mit Kleber bestrichen. Darauf werden, wie angeordnet, die rosanen Streifen gelegt.

Jetzt ist die Mittelöffnung senkrecht. Ihr klappt die Karte nun auf beiden Seiten wie ein Buch auf, legt also den gesamten (!) rosanen Streifen um:

Bildbeschreibung: die Karte wird links umgeklappt

Ganz wichtig: wenn es aufgeklappt ist, dreht Ihr die Karte um 90 Grad, so dass der mittlere offene Strich wieder senkrecht ist:

Bildbeschreibung: links die aufgeklappte Karte. Mittig ist der waagerechte Streifen der in der Mitte senkrecht durchbrochen ist, oben und unten ist ein rosafarbener Streifen. Rechts daneben liegen 2 grüne Streifen nebeneinander, sie sind senkrecht ausgerichtet

Nun werden wieder die äußeren Ecken und zusätzlich der komplette mittlere Streifen mit Kleber eingestrichen und die nächste Lage wie im Bild zu sehen aufgeklebt. Auch hier wieder ist es wichtig, exakt zu arbeiten.

Bildbeschreibung: wieder wird die Karte wie ein Buch geöffnet und der aufgeklebte neue Streifen auf beiden Seiten nach hinten geklappt

Nun heißt es wieder: umklappen und alle Kanten glatt streichen. Erneut wird die Karte um 90 Grad gedreht. Die letzten beiden Streifen werden wieder senkrecht ausgerichtet bereit gelegt. Nun wird die ganze Karte mit Kleber bestrichen und die letzten beiden Streifen werden aufgeklebt.

Bildbeschreibung: links die umgeklappte Karte, die mittige Öffnung liegt senkrecht. Daneben zwei gemusterte Streifen, die senkrecht liegen.

Es gibt im Internet noch andere Endlos-Geschichten, Ihr könnt aber auch ganz andere didaktische Inhalte damit vermitteln. Ich habe die Geschichte aufgestempelt, die Bilder sind von der Metacom-CD.

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Klangspiel leichter auszulösen

Ein „Koshi-Klangspiel“ klingt wunderschön, sobald es berührt wird. Durch die sehr leichte Aktivierbarkeit bietet es sich sehr gut an für Menschen mit Liebe zu schönen Klängen (und evtl. eingeschränkter Handmotorik). Aber dieses Holzplättchen das ursprünglich dran war, ist -von unten im liegen betrachtet- dann doch nicht so leicht zu finden und zu berühren. Also habe ich die Greiffläche vergrößert. Zu viel Gewicht sollte es nicht werden, daher habe ich zunächst eine Kugel mit Aluminiumpapier geformt. Da herum kam eine dünne Schicht lufttrocknende Modelliermasse, wie ich sie schon für die Knautsch-Hand verwendet habe. Nun hängt unten dran ein ziemlich dicker Bommel, der sich gut auslösen lässt:

Videobeschreibung: ein zylinerförmiges Klangspiel hängt an einer Schnur, unten dran ist eine dicke Kugel. Sobald die Hand die Kugel berührt, erklingen angenehme Töne

Von unten betrachtet ist die Kugel so richtig gut sichtbar und kann jetzt leichter gefunden werden:

Bildbeschreibung: ein Holz-Klangspiel hängt von der Decke, unten dran ist eine große rote Kugel

Das Koshi hängt im Bett und kann nun im Liegen problemlos ausgelöst werden.

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Spielbrett 12

Das Spielbedürfnis kann sich mit der Zeit verändern. Aktuell ist Judiths Bedürfnis, mit den Fingerspitzen Materialien zu erforschen bzw. wiederkehrende Streich-Bewegungen mit einzelnen Fingern auszuführen. Ihre Daumen sind am aktivsten.

Also: Zeit für ein neues Spielbrett, das zu diesen Bedürfnissen passt:

Bildbeschreibung: ein Holzbrett, darauf sind verschiedene Spiel- und Beschäftigungsmaterialien befestigt

Von links nach rechts beschreibe ich.

Oben links befindet sich schon wieder so ein „Tchibo-Spezial-Spielzeug“. Wenn Ihr abgefahrene Dinge sucht die sich als Spielzeuge zweckentfremden lassen sollen, dann ist Tchibo ein ganz heißer Tipp 😎 die haben echt verrückte Sachen, zum Beispiel diese „Silikon-Reinigungsbälle“:

Bildbeschreibung: ein schwarzer Schubladengriff. Daran hängt an einem Schlüsselring ein längliches Plastik- Teil, das zwei Aussparungen hat. In den Aussparungen stecken je zwei kleine Silikon-Igelbälle. Jeweils zwischen zwei Bällen ist ein Kabelbinder festgezurrt

Mit denen kann man wohl ursprünglich Flaschenböden reinigen.

Oder eben spielen! Die eigentliche Aufbewahrung, das längliche Ding, ist Teil des Spielzeugs geworden, denn sie hält die Bälle an Ort und Stelle. Durch die Form kann Judith es gut greifen. Damit nichts raus rutscht, habe ich die Bälle mit Kabelbindern gesichert. Die Kanten des abgeschnittenen Kabelbinders sind mit einem Feuerzeug entgratet. Das Spielzeug hängt an einem Schubladengriff.

Weiter geht’s: Diese Klangkugel kann sich im Kreis drehen. Es war ein Schlüsselanhänger, nun aufs Brett geschraubt.

Bildbeschreibung: an einer Schraube hängt ein runder Schlüsselanhänger

So etwas findet man auf gängigen Internet-Plattformen unter dem Stichwort „Klangkugel“.

Weiter geht’s mit einer super weichen Babybürste. Die lädt aber sowas von zum streicheln ein!

Videobeschreibung: eine Hand befühlt eine Baby-Haarbürste

Sie hatte ein Loch, an dem ich sie festgeschraubt habe. Damit sie ggf. in ihrer Position noch etwas verändert werden kann, habe ich sie von unten mit Klett versehen:

Bildbeschreibung: ein tropfenförmiges Plastikteil, daran klebt ein rundes Klettstück. Daneben ist ein Klettstreifen auf ein Holzbrett geklebt und eine Gewindeschraube guckt aus dem Holzbrett

Daneben befindet sich ein typisches Beispiel, wie man beim Spielen annähernd dem Lebens-Alter entsprechen kann auch wenn das Entwicklungsalter abweicht (ok, mit 15 ist man mit dem 1×1 durch, aber es kommt ja doch ziemlich häufig im Alltag vor):

Bildbeschreibung: ein Holzrahmen, darin sind 10×10 Holzrollen. Auf jeder Rolle steht eine Aufgabe aus dem 1×1. In schwarz die Aufgabe, wird die Rolle gedreht, kommt in rot die Lösung

Dieses Spielgerät ist eine Multipliziertabelle von „small foot design“ (die überhaupt recht interessantes Spielmaterial haben!). Das ganze 1×1 befindet sich auf den 100 Rollen. Tolles Ding. Judith motiviert es vor allem, die Rollen zu drehen und das Material zu spüren. Gleichzeitig spricht dieses Spielzeug ihre Mitmenschen total an; es lädt ein, die Rollen zu drehen, zu überlegen, was die Lösung ist, (die Menschen fangen automatisch an über die Zahlen zu sprechen).

Videobeschreibung: eine Hand liegt auf der Multipliziertabelle der Zeigefinger dreht eine Rolle

Dieses Spielzeug ist recht groß und Judith kann mit beiden Händen daran hantieren. Da der Winkel der Rollen nicht starr sei sollte, habe ich eine Konstruktion gebaut um das Teil drehen zu können:

Um die Platte in der Ausrichtung verändern zu können, befinden sich in der Mitte Magnete. Nun ist das ein ziemlicher Unterbau und das Spielzeug kippelte wenn der Rand belastet wurde. Daher sind noch Möbel-Untersetzer an die Ecken geklebt. Die Platte liegt nun einigermaßen stabil und sicher auf, kann aber auch gedreht werden. wer hier noch andere Vorschläge für eine feste, aber flexible Aufhängung hat: gerne her damit.

Der erste „Fokus“, also das Spielzeug das an Judiths Lieblings-Hand-Ablege-Stelle ist, ist ein „multifunktionales Dreh- und Fühl-Teil“ (ein anderer Name fällt mir nicht ein).

Bildbeschreibung: ein etwa neun cm langer Rundstab ist senkrecht auf ein Holzbrett geschraubt. Oben am Stab ist ein Moosgummiartiger Aufkleber. Auf dem Stab ist ein rechteckiger Holzklotz, daran befindet sich eine rote Möbelrolle

Judith kann es einfach umklammern, sie kann mit dem Daumen den schwarzen Schaumstoff drücken oder sie bringt das Rad in Bewegung. Die Materialien sind alle aus dem Baumarkt. Und sie bringt ihre Hand in eine andere Position, als immer nur flach auf dem Brett.

Videobeschreibung: eine Hand umklammert das Rundholz, der Daumen bewegt sich über das Gummi und das Holz

Der zweite Fokus ist ein 32 mm großer Kugelknopf. Den habe ich in unserer legendären Hornbach Schrauben-Abteilung gefunden. Hier gibt es so vieles, was das Herz eines Spielbrett-Bauers höher schlagen lässt…

Die Oberfläche ist sehr glatt und mit dem Daumen irgendwo drüber zu streichen ist nun mal Judiths Leidenschaft, das geht durch die Form besonders elegant:

Videobeschreibung: ein Daumen streicht über eine runde angeschraubte Kugel

Auch unter dem Brett kommt der Kugelknopf zum Einsatz. Der Rollitisch, der ab Werk beim Rollstuhl dabei war, ist nämlich relativ klein:

Bildbeschreibung: Jugendliche im Rollstuhl, sichtbar ist ein eher schmaler Holztisch mit Rändern, auf dem die Arme abgelegt sind

Das Spielbrett sollte daher breiter werden. Unten habe ich es mit diversen Vorrichtungen versehen, nun kann es kipp- und verrutschsicher in den Tisch „eingehangen“ werden:

Bildbeschreibung: ein Holzbrett von unten mit Markierungen, Schrauben von unten, aufgeklebten Holzklötzchen sowie zwei Kugeln

Wer sehr scharf hinschaut, entdeckt auch die Fehlbohrung. Das passiert mir bei fast jedem Brett; in der Praxis zeigt sich oft, dass manches an anderer Stelle besser platziert werden sollte oder dass es doch anders angebracht werden muss… nun ja 🤷‍♀️

Nun zur Anordnung der Spielmaterialien:

Die werden nicht einfach wahllos aufs Brett gebracht.

Vorab habe ich das Brett auf Judiths Tisch gelegt und ihre Arme beobachtet: in welche Richtung bewegen sie sich? Wie ist der Radius? Wo ist die liebste Ablageposition der Hände? Da kommt der „Fokus“ hin. Das alles habe ich grob angezeichnet und das bei der Bestückung einbezogen. Wie man sieht, ist alles etwas nach links gezogen, das ist eben ihre entspannte Körperhaltung.

Bildbeschreibung: ein Holzbrett, darauf mit Bleistift Markierungen, die an einen Scheibenwischer erinnern

Wie immer bevorzuge ich es, alles anzuschrauben, diesmal habe ich aber auch einige geklebte Magnete verwendet. Das ermöglicht maximale Flexibilität, um auch im Nachgang auf veränderte Interessen reagieren zu können ohne gleich das ganze Brett zu erneuern. So habe ich schon im Hinterkopf, die Klangkugel eventuell mal durch einen anderen Schlüsselanhänger zu ersetzen. Oder als Fokus etwas anderes anzuschrauben, sollte die Kugel außer Mode kommen…

Videobeschreibung: Zeigefinger drückt einen durchsichtigen Schalter, der bei Berührung rot leuchtet

Nachtrag ein paar Wochen später: 👆hier ist die erste Anpassung: ein einfacher Klickschalter, der rot leuchtet bei Berührung. Er lässt sich sehr leicht auslösen.

P.S.: seit einiger Zeit biete ich Spielberatung an. Wenn Du für Dein Kind Interesse an einem völlig individuellen Spielbrett hast, können wir gerne gemeinsam ein Brett entwerfen. Hierzu führe ich eine Spielanalyse und Beobachtungen durch, wir kommen ins Gespräch und ich berate, wie das Brett gestaltet werden kann. Bei Interesse freue ich mich über eine Anfrage unter dasbewegteleben (at) gmx.de

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Knautsch-Hand

Diese Knautsch-Hand kann nach Herzenslust gedrückt, gezogen und verformt werden. Es ist auch ein tolles Spielzeug für Kinder, die gerne ihren Finger irgendwo reinstecken.

Videobeschreibung: ein blauer Einweg-Handschuh enthält eine formbare Masse und wird gedrückt

Das Spielzeug kann auch, da es die Form einer menschlichen Hand hat, unter Umständen beruhigen.

Bildbeschreibung: eine kleine Hand hält einen mit Modelliermasse gefüllten Handschuh

Zum drücken muss etwas Kraft aufgebracht werden, das Material schmiegt sich angenehm an. Das Füllmaterial ist sog. „Foam Clay“, also formbare Modeliermasse.

Bildbeschreibung: Verpackung mit rotem Knetschaum

Der Schaum wird aus der Packung genommen, zu einer Schlange geformt und dann Stück für Stück in einen Nitril- oder Latexhandschuh gesteckt. Bei den Fingern muss man von aussen etwas nachschieben, aber insgesamt ist es relativ einfach den Handschuh zu befüllen. Zum Schluss wird die Luft bestmöglichst rausgedrückt und dann wird der Handschuh per Knoten verschlossen. Wichtig: füllt den Handschuh nicht zu prall, so dass er noch gut gedrückt werden kann und das Material verschoben werden kann. Wer möchte, kann auch noch zur Sicherheit einen zweiten Handschuh drüber ziehen.

Bildbeschreibung: Kinderhand umfasst einen blauen Handschuh-Daumen

Was man außerdem zum fühlen in Handschuhe füllen könnte: warmes/kaltes Wasser, Mehl, Reis, Steinchen, Sand, … , natürlich dann in einer Umgebung in der es nicht schlimm ist, wenn der Handschuh kaputt geht.

Nachtrag: Judith fand das Spielzeug schnell doof. Warum? Nun, ich vermute, weil sie mit blauen Einmal-Handschuhen nichts positives verbindet. Alternativ werde ich es mal mit gefüllten Luftballons probieren…

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