Archiv der Kategorie: Gastbeitrag

in eigener Sache (1): Bildbeschreibungen, Links, Empfehlungen

Bildbeschreibungen: Aufmerksamen Lesern ist sicher schon aufgefallen, dass inzwischen unter jedem Foto eine Bildbeschreibung ist. So erhalten sehbehinderte Leser*innen Informationen zu den Abbildungen. Außerdem helfen Bildbeschreibungen unter Umständen auch sehenden Lesern, den Inhalt des Fotos besser zu erfassen.
EinigeFragen habe ich in diesem Zusammenhang:
Sind die Bildbeschreibungen verständlich? Sind sie zu ausführlich oder zu kurz?  
Bei welchen älteren Beiträgen wünscht Ihr Euch Bildbeschreibungen? Diese würde ich nach und nach ergänzen. Rückmeldungen könnt Ihr gerne per mail geben: dasbewegteleben (at) gmx. de Vielen Dank!

Defekte Verlinkungen: Ist es Euch schon passiert, dass Ihr im Blog in einem Beitrag auf einen Link geklickt habt und der war dann nicht mehr aufrufbar? Wenn ja, schreibt unter den Artikel gerne einen Kommentar oder schickt mir den entsprechenden Link als Mail.  

Empfehlungen: Kennt Ihr empfehlenswerte Seiten für Eltern behinderter Kinder / Leute mit Behinderung, auf die ich auf der Linkseite hinweisen sollte? Für Empfehlungen bin ich immer dankbar!

Gastbeiträge: Ihr habt eine tolle Idee, wie der Alltag mit Behinderung leichter, schöner, stilvoller oder bunter wird? Einen super-praktischen Alltagshelfer entdeckt, ein Hilfsmittel selber gebaut oder eine Pflegesituation mit Bravour perfektioniert? Schreibt mir davon!
Gastbeiträge sind immer willkommen und tragen zur Vielfalt dieses Blogs bei. Schickt mir einfach Eure Fotos, Links oder kurzen Beschreibungen an dasbewegteleben (at) gmx. de, auf Wunsch teile ich Euch hier auch meinen WhatsApp-Kontakt mit. Ihr müsst keinen fertigen Beitrag abliefern, die „Beitrags-Bastelei“ übernehme ich gerne!

gestrickte Waschlappen

So ein Austausch unter pflegenden Eltern kann unheimlich inspirierend sein. Neulich besuchte ich eine Familie (die mit dem Klapperbrett) und bei einem Blick in die Waschschüssel entdeckte ich gestrickte Waschlappen, die so ganz anders als unsere IKEA- Waschlappen aussehen:

Die Mutter erklärte mir hierzu: Ihr Sohn mag die Haptik, der Stoff ist weicher als bei Frottee-Waschlappen und die verschiedenen gestrickten Strukturen geben unterschiedliche Reize. Sie bekommen die Waschlappen von der Oma gestrickt (die auch anonym bleiben möchte), die hier eine Strickanleitung zur Verfügung stellt:

Waschlappen stricken

Ich nehme Baumwollgarn, am besten so dünn, dass man es mit Nadeln der Stärke 3 verarbeiten kann. Ich nehme dann ca. 70 Maschen auf und stricke nur mit rechten und linken Maschen. Damit die Oberfläche etwas strukturiert ist, stricke ich Muster.
Am einfachsten ist das Perlmuster, eine Masche rechts, eine Masche links in jeder Reihe versetzt. Schöner wird es, wenn man die Maschen erst in jeder dritten Reihe versetzt.
Klassisch ist das kleine Karomuster. Dazu strickt man zwei Maschen rechts und zwei Maschen links im Wechsel und versetzt dieses Muster in jeder fünften Reihe.
Ein schräges Streifenmuster erhält man, wenn man zwei Maschen rechts, zwei Maschen links im Wechsel strickt, gleiche Reihen übereinander und erst in jeder dritten Reihe um eine Masche verschoben.
Dann strickt man so lange, bis der Lappen die gewünschte Größe hat, ich mache es meistens quadratisch.
Für einen Waschhandschuh braucht man unbedingt Rundstricknadeln, am besten zwei, nicht zu lang. Man nimmt eine durch 4 teilbare Maschenzahl auf, etwa 56 oder 60 Maschen und strickt rund, erst ein kleines Bündchen mit einer Masche rechts, einer Masche links im Wechsel so ca 3cm und dann eins der Muster. Am besten eignet sich das Perlmuster oder das Karomuster, bei dem schrägen Streifenmuster kommt man mit dem Zählen beim rundstricken durcheinander.
Zum Schluss nehme ich alle Maschen auf eine Nadel und kette immer zwei zusammen ab, dann ist der Handschuh ohne Naht geschlossen.
Viel Freude und Erfolg beim Stricken

Zum Nachlesen gibt es die Anleitung auch noch mal als PDF:

Und hier gibt es noch zwei Videoanleitungen:

https://m.youtube.com/watch?si=ntYCUrVYf8fCehPB&v=3B8HYGkZtKk&feature=youtu.be

https://m.youtube.com/watch?si=kzdp3MFUneCEB0TI&v=p2z9OxUxiiQ&feature=youtu.be

Danke Euch für das Zeigen!

P.S: Wer sich das stricken sparen möchte, kann einfach gekaufte gestrickte Spültücher umfunktionieren

Spielbrett 15, „Klapperbrett“

Eine einfache, und gleichzeitig geniale Idee wurde mir vorgestellt:

Ein „Klapperbrett“, bestehend aus Holz-Garnspulen in mehreren Reihen auf Gummibändern aufgefädelt. Dadurch lassen sie sich rollen, ziehen, schieben, schnipsen,… seht selbst:

Bildbeschreibung: eine Siebdruckplatte, darauf in mehreren Reihen Gummibänder, auf denen eng aneinander Holz-Garnspulen aufgefädelt sind. Eine Kinderhand greift eine Reihe, eine weitere Reihe liegt über der Hand

Wie auf dem folgenden Foto gut zu erkennen, laden die Spulen unheimlich zum Befühlen und Erkunden ein:

Bildbeschreibung: zwei Kinderhände befühlen die Garnrollen

Hier noch mal das Brett im Ganzen:

Bildbeschreibung: ein Brett, darauf sind vier horizontale Reihen mit Garnspulen auf Gummibändern gereiht

Und so sieht das Brett von hinten aus:

Bildbeschreibung: die kurze Seite des Brettes mit kleinen Löchern, durch die die Gummibänder gefädelt sind

Danke fürs zeigen und für die zur Verfügung gestellten Fotos!

Sondenschlauch warm halten

Auf den Beitrag zum Thema „Nahrungspumpenschlauch im Winter“ erhielt ich einen längeren Kommentar dessen Inhalt ich Euch gerne hier rein kopiere, weil er weitere Ideen enthält, wie die Nahrung einigermaßen warm im Winter sondiert werden kann. Gerne kopiere ich Euch den Text noch einmal hierher:

Oh, was für eine gute Idee!
Für ein so wichtiges Problem! Danke!
Wir hatten 8 Jahre (!!) lang dasselbe Problem. Winterspaziergänge führten zu eiskaltem Eintritt von Sondennahrung in Magen oder Darm. Niemand konnte uns helfen. Denn Krankenpfleger:innen haben in Klinikgebäuden ja dieses Problem gar nicht aus ihrer Ausbildung: in Klinikräumen ist es nicht so kalt wie draußen im Winter! Wir versuchten es vergeblich und mühsam mit Schals, mit in der Mikrowelle erhitzten Sektkühlermanschetten, mit erhitzten Gelkissen, mit Isolierfolie, nichts funktionierte. irgendwann sah ich eine Mutter, die den Sondenschlauch bei ihrem Kind nicht am Hosenbund herausholte, sondern 2mal an Bauch und Brust unter dem Anorak im Kreis herumlegte und dann oben am hals aus dem Anorak herausholte. Das war ungewöhnlich. Ich fragte: „Warum machen Sie das?“ Sie: „Dann wärmt die Körperwärme unter dem Anorak den Schlauch und die Sondennahrung an.“ Ich strahlte sie an – sie wusste gar nicht, wie sehr sie uns geholfen hatte! Logisch: Wenn es von der Schlauchlänge her geht, dann kann man den Schlauch so lange wie möglich unter der Jacke lassen, wie es nur geht – und damit wird die Sondennahrung direkt vor Eintritt ins Stoma erwärmt. Foto kann ich nachreichen, falls erwünscht. Aber: das ist nicht bei allen Kindern der Fall und hängt von der Sitz- und Liegeposition ab. Wenn die Schlauchlänge nicht reicht und bei bestimmten Positionen, dann muss der Schlauch draußen isoliert werden – dafür ist die hier gezeigte Neopren-Lösung endlich eine fantastische Lösung! Warum gibt’s das nicht fertig aus dem Hilfsmittel-Shop??

Passend dazu wurde mir noch ein Foto übermittelt:

Bildbeschreibung: ein Kinder-Oberkörper mit dicker Winterjacke, die leicht geöffnet ist. In die Jacke rein führt ein Sondenschlauch

Vielen Dank für die Inspirationen und das Foto!

Nahrungspumpenschlauch im Winter…

…So nenne ich mal den Titel des nun folgenden Gastbeitrags. Uli kenne ich aus dem Kinderhospiz, diverse gemeinsame Themen brachten uns immer mal wieder zusammen. Und so ging unser WhatsApp-Dialog los:

Uli: Brauch mal ne gute Erfinderin. In der grauen Tasche ist die Ernährungspumpe . Der Nahrungsschlauch hängt im Freien. Hab jetzt einen Ärmel vom Schlafsack drüber gezogen. Sieht besch… aus. Wie könnte ich den Schlau warm einpacken, damit es irgendwie gut aussieht ? LG ULI

Ein Liegerollstuhl, hinten dran hängt eine Tasche, davon abgehend ein geringelter Ärmel

Anne: Mir fiele als erstes Kabelbinder aus Neopren ein, der ist mit Klett:
https://www.amazon.de/VoJoPi-Kabelschlauch-Wiederverwendbar-kabelmanagement-Schwarz-Weiß/dp/B087NFLQC4/ref=mp_s_a_1_3?crid=3MAEKPAYSMVYD&keywords=kabelbinder+neopren&qid=1669128543&sprefix=kabelbinder+neopren%2Caps%2C97&sr=8-3

Uli: Super – Neopren macht Sinn. D😍nke , erfüllt alle Anforderungen. Du bist suuuuper.🙂

Anne: Perfekt wenn es passt 🙂
Wenn Du die Umhüllung in Betrieb hast, kannst Du gerne ein Foto schicken dann stelle ich es im Blog vor

… und heute kamen die Fotos 👇:

Schwarzer Neopren, seitlich ist ein Hakenklett-Streifen
weisse Rückseite des Neopren
Verpackung einer Neopren Kabel-Sammelhülle
Rückseite eines Rollstuhls, in einer Tasche ist ein Sondennahrungsbehälter, nach oben geht ein Schlauch
Der Schlauch ist mit dem schwarzen Neopren umhüllt
Nahaufnahme Kabelsammler

Danke Uli für die Fotos!

Und an dieser Stelle auch noch mal gerne der Aufruf:

Wenn jemand aus der Blog-Leserschaft eine coole/innovative/praktische Alltagslösung für das Leben mit einem behinderten Familienmitglied gefunden hat, würde ich mich sehr über Fotos und einen kurzen Text für einen GASTBEITRAG freuen! (Email an dasbewegteleben(at)gmx.de

Die Pandemie und wir. Stand Januar 2021

Familie Neustadt habe ich über ihren Blog 22monate.de kennen gelernt. Wir haben viel Verbindendes und so wurde aus dem virtuellen Kontakt eine ganz reale Freundschaft. Wir planten, dass ich einen Beitrag für ihre Werkstatt schreibe. Was liegt da näher, als aus unserer ganz individuellen Sicht unser aktuelles Leben in Zeiten von Corona zu beschreiben. Der Text wird gleichzeitig auch bei 22monate.de erscheinen.

Es ist Januar 2021. Mal wieder ist der Lockdown spürbarer, die Zahl der Corona-Infizierten fällt, steigt, fällt. Corona macht sich auf der ganzen Welt breit. Das hat Auswirkungen auf das Leben eines Jeden. 
Gerne möchte ich Euch einen Einblick geben was das bedeutet für eine Familie mit einem Kind mit Komplexer Behinderung. Für mich selber ist der Text ein Zeitdokument, das ich in ein paar Jahren lese und denke: so war das, damals.
Der heutige Alltag ist ein anderer geworden, auch wenn uns vieles auch schon vor Corona vertraut war: Mundschutze hatten wir eh vorrätig. Dass Judith mal länger nicht die Schule besuchen kann, ist leider auch schon ein erprobtes Szenario. Viren, die man auf keinen Fall haben will, weil sie schlimm krank machen können? Damit leben wir. Ein Leben „von heute auf morgen“, jederzeit mit einem Ausnahmezustand rechnend, praktizieren wir ebenfalls seit gut 13 Jahren.

Judith gehört mit ihren Diagnosen eindeutig zur Risikogruppe, eine Infektion mit dem Coronavirus wäre fatal. Nicht nur sie muss geschützt werden, auch wir Eltern sind gefordert, alles zu tun, um uns nicht zu infizieren.
Dass aber nicht nur wir in einem Ausnahmezustand sind, sondern die ganze Welt beteiligt ist, ist gewöhnungsbedürftig, noch immer. Ich finde es nach wie vor höchst komisch mir vertraute Menschen, die ich aus einem nicht-medizinischen Kontext kenne, mit Mundschutz zu erleben. Und bin gleichzeitig sehr dankbar für jeden, der den Schutz der anderen ernst nimmt und den Mundschutz konsequent (und richtig) trägt.

Der Kinder-Intensivpflegedienst darf weiterhin kommen, was für ein Glück. Es schwingt jedoch jederzeit die Sorge mit, dass der eh schon sehr knapp belegte Dienstplan weiter zusammenschrumpft, weil eine Pflegekraft in Quarantäne muss. Und da uns die Pflegekräfte ans Herz gewachsen sind, beruht die Rücksichtnahme auf Gegenseitigkeit. Die Pflegekräfte tragen den ganzen Dienst über Mundschutz.
Wir tragen einen Mundschutz, wenn wir den Pflegekräften in der Wohnung begegnen. Sobald ich zu Hause Schritte höre, greife ich zur Maske. In der Hosentasche ist der Mundschutz stets griffbereit. Das Schlafzimmer ist der einzige Raum unserer Wohnung, in dem ich keinen Mundschutz trage.
FFP2-Masken sind seit Frühjahr 2020 unsere Chance, wieder einigermaßen entspannt einen Supermarkt betreten zu können. Im Januar 2021 wurde das Tragen von FFP2- Masken in den Öffentlichen Verkehrsmitteln beschlossen. Nun also für alle, auch schön.

Schule. Tja.
Längere Fehlzeiten hatte Judith schon immer mal. Nur: dieses Mal sollte sie zu Hause bleiben, obwohl es ihr gesundheitlich gut geht. Diesen Umstand zu verstehen und zu akzeptieren fiel ihr lange Zeit schwer. Sie verfiel in eine Lethargie, zog sich zurück. Aber auch das ist Judith: sie reagiert erst einmal mit großer Ablehnung auf alles Neue, protestiert, um es dann nach einiger Zeit in ihren Alltag zu integrieren und als gegeben anzunehmen. Wird dann wieder etwas geändert, wird auch dagegen erstmal protestiert. So hat sie sich mittlerweile (Stand Januar 2021) recht gut arrangiert.
Eine spürbare Erleichterung zeigte sie, als nicht nur sie zu Hause blieb, sondern die Schule für alle Schüler geschlossen wurde. Somit wurde die vermisste Gerechtigkeit für sie wieder hergestellt. Spannend wird es werden, wenn die Schulen wieder öffnen. Wir werden sie aber vermutlich vorerst weiter zu Hause beschulen und die Fallzahlen weiter beobachten.
Die Schule hat mittlerweile eine Lernplattform eingerichtet, auf der regelmäßig neue Inhalte eingestellt werden. So ist das iPad treuer Alltagsbegleiter für Judith geworden und „komm, wir gucken mal, ob es was Neues von der Schule gibt“ lässt dieStimmung steigen. Aktuell geht es um das Thema „Religionen“, wir haben Filme über das Judentum gesehen, ein eigenes „Kirchenfenster“ gebastelt, ein Salzlicht beim Entstehen beobachtet, …
Zweimal wöchentlich gibt es neuerdings für eine halbe Stunde Online-Unterricht. Judith hat großes Interesse an diesen Events, so kann sie die ihr vertraute Menschen sehen, sogar mal ohne Mundschutz.
Auch der Konfirmandenunterricht findet online statt. Judiths Assistentin sitzt mit FFP2-Maske außerhalb des Bildschirms und antwortet für sie, wenn Fragen gestellt werden. Nach einigem Ausprobieren scheint es sich zu bewähren, wenn Judith die Fragen ein paar Tage vorab bekommt, so dass wir in Ruhe über eine ja/nein-Abfrage eine Antwort herauskitzeln können.
So war mal eine Frage: „Was war Dein liebster Gottesdienst?“ Nach einer Stunde Fragen und überlegen stand die Antwort: der Traugottesdienst ihrer Tante, damals, vor sechs Jahren. Warum? Weil der Pastor in der Predigt eine Clownsnase aufgesetzt hat und weil Judith Blumenmädchen war. Es wäre außerhalb des Möglichen gewesen, diese Antwort während des Konfiunterrichtes zu erfahren und gleichzeitig noch den Anderen zuzuhören!

Soziale Kontakte sind seit März 2020 stark reduziert. Unser großes Glück war, dass uns im Sommer ein Kleingarten zufiel. Den teilen wir uns mit einer Freundin. So hatten wir im Sommer viele schöne Begegnungen an der frischen Luft. Judith bekam einen Stammplatz unterm Baum, ein Radio und eine Hängematte und so konnten wir einen recht unbeschwerten Sommer erleben. Für Gemeinschafts-Arbeiten steht auch im Garten der obligatorische Mundschutz-Karton und wir waren von Tag eins an die Freaks, die mit „dem“ Kind, die auch draußen Mundschutz tragen. Durch den Garten hatten wir einen Ort, an dem wir pandemiegerecht Freunde und Familie empfangen und bewirten können.

Wieder einmal mache ich mir Gedanken über die gesellschaftliche Stellung von Kindern, die in ihren Familien gepflegt werden. Sie rücken gerade gefühlt noch weiter aus der öffentlichen Wahrnehmung. Ich las erste Listen, wer kostenlose FFP2-Masken bekommt. Menschen mit COPD, Menschen mit Asthma. Beides hat Judith nicht. Sie hat auch keine Trisomie 21. Damit erfüllt sie formal keine der Anforderungen auf der Liste. Ich habe beim Bürgertelefon zur gesundheitlichen Prävention des Bundesgesundheitsministerium angerufen. Habe gesagt: Meine Tochter ist schwerkrank, sie wird in diesen Listen nicht berücksichtigt. Sie haben so ziemlich alle chronisch kranken Menschen unter 60 vergessen. Sie wollten es weitergeben. Irgendetwas muss passiert sein, denn tatsächlich haben wir jetzt Maskengutscheine zugeschickt bekommen. Mir geht es nicht um drei kostenlose FFP2-Masken. Seit März letzten Jahres kaufen wir sie. Das ist ok, wir können es uns leisten, passt schon. Aber: wird diese Personengruppe gesehen? Und wenn ja, wie wird sie gesehen?
Was ist mit der Impfung? Stand heute ist sie erst für Menschen ab 16 Jahren zugelassen. Judith ist 13. Sie fällt also auch hier „raus“. Die Listen, wer wann geimpft wird, entsprechen für so manche Personengruppe nicht immer der Dringlichkeit. Wir warten geduldig und beobachten hier die weiteren Entwicklungen.

Nun macht Judiths Grunderkrankung keine Pause. Die Arztbesuche vor Ort reduzieren wir auf ein Minimum, vieles lässt sich telefonisch oder per Mail klären. Spannend war und ist die Material- und Medikamentenversorgung. Es ist immer wieder eine Zitterpartie, ob bestimmte Medikamente oder Hilfsmittel lieferbar sind. Und wenn nicht, durch was diese ersetzt werden. Ein sondengängiger Magenschutz ist seit Monaten nicht lieferbar, Judith bekommt dieses Medikament nun zusammen mit dem Essen über den Mund, was nicht wirklich optimal gelöst ist. Es bleibt spannend, wie sich der Markt weiter entwickeln wird. Wir müssen aktuell ein genaues Auge auf alle Vorräte werfen, mit den Versorgern im engen Kontakt stehen, damit keine großen Versorgungsengpässe entstehen.
Unser ganz großes Bestreben ist, dass Judith -nicht nur jetzt- um einen Krankenhausaufenthalt herumkommt. 2020 war sie einige Male stationär; Es war gefühlt jeden Tag eine andere Zugangsregelung: mit Ausfüllen eines Besucherbogens/mit Passierschein (Worte, die ich bisher nur aus „Astérix“ kannte), mit/ohne Temperaturmessung, wahlweise mit Datums-Aufkleber: „Besucher“, Begrüßung durch einen Security-Menschen, der den Mundschutz mal unter der Nase, mal gar nicht oder auch korrekt trug.

Ich weiß nicht, wie es aktuell so ist. Gibt es wieder Händedesinfektionsmittel in jedem Spender? Dürfen Eltern ganztags ihre Kinder besuchen kommen? Wie aus- und überlastet ist das Personal? Wie voll ist aktuell Judiths Stamm-Klinik? Wird sie aufgenommen, wenn es sein müsste? Oder müsste sie in eine Klinik, die weiter weg ist? Szenarien, die mir durch den Kopf gehen. So habe ich für die eigene Planbarkeit mittlerweile wieder einen gepackten Koffer den ich im Fall der Fälle greifen kann, um bei Judith sein zu können wenn sie ins Krankenhaus muss. Innerlich bin ich darauf eingestellt dann 24/7 die Pflege zu übernehmen.

In mancherlei Hinsicht müssen wir also mit mehr Unsicherheiten leben.
Es gäbe viel zu verbessern, zu jammern und zu beanstanden. Und doch… sind wir in Frieden mit dem, wie es sich jetzt „eingeruckelt“ hat. Die Einschränkungen sind fühl- und sichtbar. Wir sind damit nicht allein und es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir geben unseren kleinen Teil dazu, nehmen die Einschränkungen in Kauf in der Hoffnung, dass die Situation irgendwann für alle wieder besser wird.

Gastbeitrag: Nesteldecke

Frau Neidlinger unterrichtet in der KJF Fachschule für Heilerziehungspflege und Hilfe in Augsburg. Sie wurde auf diesen Blog aufmerksam, da Sie das Fach „Spiel“ unterrichtet. Und so hat sie mir Fotos und Texte zur Verfügung gestellt, die ich wiederum gerne wieder mit Euch teilen möchte 🙂

Ansonsten hab ich heute in der Arbeit für Sie zwei "Nesteldecken"
fotografiert, die wir sowohl in Basaler Stimulation, als auch im
Unterricht zu Seniorenarbeit (Arbeit mit Menschen mit Demenz) nutzen.
Sie sind mit unterschiedlichen Fühl- und Rachel-/Klappermaterialien
bestückt und wurden für die Seniorenarbeit versucht,
geschlechtsspezifisch zu bestücken, um auch evtl. Erinnerungsvermögen
anzuregen (z.B. Krawattenknoten, Hosenträger, Spitze, Gardinen etc.).

Gastbeitrag: Lucies‘ Mundschutz

So sieht der fertige Mundschutz aus

Lucie kenne ich aus dem Kinderhospiz Leipzig. Auch sie hat ein krankes Kind und macht sich Gedanken, wie sie es schützen kann. In eine WhatsApp-Gruppe stellte sie ihre Variante eines selbstgenähten Mundschutzes; und sie war bereit, die Anleitung mit Euch zu teilen 🙂 Es gab dann noch einige Anregungen zum Filtermaterial das man verwenden könnte. Interessante Vorschläge waren dabei: ein auseinandergeschnittener Staubsaugerbeutel, Dunstabzugshaubenfilter,…

Bitte informiert Euch auf einschlägigen Seiten, welches Material für welche Zwecke geeignet ist…!

Vielen Dank Lucie für Deine Zuarbeit!

Schnittmuster
Dreimal ausschneiden
Ein Stück um ca 1-1,5cm an beiden Seiten kürzen
Bei allen Teilen die V-Ausschnitte von links zusammennähen.
Die gekürzten Seitenränder umschlagen und annähen.
Das ist dann die Innentasche für den Filter bzw. ein Taschentuch
Zwei Teile zusammenlegen, die rechte Seite kommt nach oben
Das dritte Stück darauf legen (rechts auf rechts)
Die drei zusammengelegten Teile in U-Form zusammen nähen, an der schmalen Seite offen lassen
Dann auf rechts ziehen
Ich mache oben an der Nase noch eine Naht zur Führung von dem Draht
An der Seite umlegen und so vernähen, dass eine Tasche für den Gummi entsteht. Gummi durch den Tunnel durchführen.
Verknoten
Sitzt auch ohne Draht super.

P.S.: hier gibt es noch weitere Anleitungen

P.P.S: dieser Blog ist kostenlos, auch die anderen Anleitungen stelle ich kostenfrei zur Verfügung. Wenn Ihr Euren Dank zum Ausdruck bringen wollt, könnt Ihr dem Kinderhospiz Bärenherz in Leipzig eine kleine Spende mit dem Stichwort „Judith“ zukommen lassen.

Zeigt her Eure Pflegezimmer: Gastbeitrag von Yvonne

Heute stelle ich Euch die Ideen von Yvonne vor. Sie ist meinem Aufruf nach Gastbeiträgen gefolgt und hat Fotos und Beschreibungen ihrer Pflege-Organisation geschickt. Yvonne hat auch einen Blog und schreibt schwerpunktmäßig über selbsthergestellte Sondennahrung für ihre Tochter Katharina.

Nun zu ihrem Beitrag:

In der Küche haben wir dieses kleine Kastl für die vorbereitete Medizin, bzw. Spülspritzen tagsüber und ein Fach ist für Stöpsel, Adapter und leere, trockene Spritzen. Das Abtropfgitter obendrauf erklärt sich von allein. Leider ist es nicht mal möglich, das so den ganzen Tag zu nutzen, wie es hier ist, weil meistens eine Schublade irgendwo anders rumsteht oder sogar das Ablauftablett auf dem Herd steht (je nachdem wer Nachtdienst hatte). Also soviel zur „Ordnung“. In der Theorie wäre das aber ganz gut.

Im Küchenschrank stehen die offenen Dauermedis, die grade in Benutzung sind in dem niedrigen weißen Körbche, rechts daneben sind Bedarfsmedis, darüber leere Flaschen

Der Cough Assist und das Zubehör für die Inhalation und der Angelvac (in der Stoffwindel) sind zusammen mit trockenen Tüchern und meinem Zeug (unterste Etage) auf einem Wagen in der Küche, weil wir ihn am Esstisch nutzen, der direkt vor der Küche steht.

Im Wohnzimmer hat Katharina ihre Wohlfühloase, sowas wie ein Tagesbett (sponsored by AKM), dort ist vorgesehen, Wickelzeug unterbringen zu konnen am Fußende

Im Keller stehen die kleinen Spritzen in Originalkartons, Filter, große Sondierspritzen, Schlauchsysteme, Masken etc. sind in solchen Körben untergebracht.

Unsere Absaugkatheter sind ebenfalls sortiert im Keller

Im Kinderzimmer haben wir auf dem Regal oben Wattestäbchen, Wattepads, Waschlotion etc. stehen, Wickelzeug und Waschschüssel sind auf dem umfunktionierten Regal (Rollen hingebaut) von der ehemaligen Wickelkommode.

Die Nische zwischen Kleiderschrank und Fenster haben wir gefüllt mit diesem Regel, da ist beschriftet alles drin was Pflaster ist, Zeug für Pulsoxy, Nasenbrillen, Absauger, steriles Wasser

Pflegeprodukte, Urinbeutel etc. sind in der Kommode gegenüber vom Bett.

Auf dem Wagen steht im Winter der Luftbefeuchter und Wasser für die Schwestern. Der Ordner für den Pflegedienst und sämtliche Bedienungsanleitungen sind in der grauen Box verstaut. Kann als Tisch oder Fußablage genutzt werden.

Gastbeitrag: Organisation im Pflegezimmer

Neulich war Familie Suckert bei uns. Schnell kam das Gespräch auf die Pflegezimmer-Organisation: wenn ein Kind einen hohen Pflegeaufwand hat, muss man sich ein System schaffen um alles unter zu bekommen. Hier stellt Familie Suckert ihres vor:

Von Jenni Suckert

Der ganze Arbeitsplatz ist unser alter Wickeltisch.

Für die einzelnen Pflegebereiche hab ich Kisten und farbige Nierenschalen.

So ist z.B. grün für die Spritzen.

Rot für die Hörgeräte

Blau zum Darmspülen

Und pink für die Stoma/Sondenpflege. Sämtliches dauerhafte benötigtes Pflegezubehör ist kompakt verpackt in einer Ikea Box

Die Ikea Boxen sind eine großartige Sache. In einer weiteren haben wir die Dauermedis (ohne Verpackung) griffbereit

Da unsere Maus noch ziemlich klein und dünn ist, passen ihr noch die Babywindeln. Somit fand ich dieses Wickelkörbchen aus dem Drogeriemarkt ne tolle Sache.

Danke Jenni für diesen Einblick!